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Der kleinste gemeinsame Nenner zwischen allen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften?
Replik zu einer ORF Weltnachricht (25. Januar 2006)

Robert Bösner

Mit dieser obigen Feststellung hat der Kommentator des ORFin den Weltnachrichten am Mittwoch, dem 25. Jänner 06, in der ZIB 1 um 19.30 Uhr die Veröffentlichung der ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI. „Deus caritas est“ (Gott ist die Liebe) für die Öffentlichkeit präsentiert.

Der Papst habe in diesem von allen christlichen Kirchen einstimmig anerkannten Rundschreiben viel Lob bekommen. Es sei aber gar nicht verwunderlich! War er doch in diesem Schreibenbestrebt, den kleinsten gemeinsamen Nenner dessen, was christlich ist, zusammenzufassen. Die widerspruchslose Zustimmung komme aber auch von dem her, was er in dieser seiner „Grundsatzlehre“ nicht gesagt habe! Es sei auffallend, sagt der (vorurteilslose?) Kommentator weiter, dass er beim Thema „Liebe“ die „Standardthemen“ päpstlicher Moralermahnungen, wie Hinweise auf natürliche Empfängnisregelung sowie Warnung vor Empfängnisverhütung, Abtreibung sowie vor vor- und außerehelichem Beisammensein als Mann und Frau, Scheidung sowie gleichgeschlechtliche Praktiken und Rechtsverdrehungen nicht angesprochen hat. (Das habe dafür – so bemerkte der Kommentator süffisant -„hinreichend“ sein Vorgänger, Papst Johannes Paul II, gemacht und das bleibe sowieso in der katholischen Kirche gültig.) Wen wundert es dann, so der Kommentator weiter, wenn es zu dieser „Weichspüler-Enzyklika“ „nur“ allgemeine Zustimmung bei den Christen gebe und keine Kritik. Mit anderen Worten, diese Enzyklika, die nur (!) auf die innerchristlich gegenseitigen Verhältnisse ausgerichtet sei, biete nicht viel für den heutigen Zeitgenossen.

Schade, dass mit dieser verkürzenden Blickrichtung des Kommentators vielen grundsätzlichen Aussagen der Enzyklika, die der ganzen (auch nichtchristlichen und unchristlichen) Welt Richtung bieten könnten, gleichsam die „Aussage-Spitze“ genommen wird. Die Enzyklika enthält durchaus viel Grundsätzliches, das den heutigen Zeitgeist mit all seinen – die Menschenwürde und das Menschen- und Gottesbild schädigenden – Einflüssen durchschaut und den Zeitgenossen – ob gläubig oder liberal – helfen könnte, den heute modischen „lifestyle“ aufzuarbeiten.

Eine Enzyklika, ein päpstliches Rundschreiben, das als Adressat „die Bischöfe, Priester und Diakone sowie die gottgeweihten Personen und alle Christgläubigen“ umfasst, richtet sich wohl tatsächlich zuerst an alle Katholiken. Ihre Positionierung in der Welt erschöpft sich aber nicht nur in ihrem Verhältnis zu den anderen christlichen Konfessionen, sondern die Christgläubigen aller Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften haben auch einen Verkündigungsauftrag für das Heil der ganzen Welt. „Geht (Anm.: ihr Apostel, aber auch ihr Jünger!) in alle Welt, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19–20a).

Dass die Enzyklika von Papst Benedikt XVI so gemeint ist und sie nicht nur ein internes gegenseitiges Sich-Bestätigen der Kirchen im christlichen Glauben sein will, zeigen bereits die Worte in den ersten Nummern des Rundschreibens:

„In der Kritik am Christentum, die sich seit der Aufklärung immer radikaler entfaltet hat, ist dieses ‚Neue’ (Anm: des Christentums) durchaus negativ gewertet worden (DCE n.3) Gemeint ist Folgendes: schon „das sprachliche Beiseiteschieben von Eros ) (Anm: in der Geschichte der Kirche) und die neue Sicht der Liebe, die sich in dem Wort ‚Agape’ ausdrückt, zeigt zweifellos etwas Wesentliches von der Neuheit des Christentums gerade im Verstehen der Liebe an.“ (DCE n. 3.)

Und Papst Benedikt führt weiter aus:„Das Christentum“ –hier wird Friedrich Nietzsche zitiert –habe dem Eros Gift zu trinken gegeben; er (Anm: der Eros)sei zwar nicht daran gestorben, aber zum Laster entartet“. Damit drückte der deutsche Philosoph – so Papst Benedikt XVI -„ein weit verbreitetes Empfinden aus: Vergällt uns die Kirche mit ihren Geboten und Verboten nicht das Schönste im Leben? Stellt sie nicht gerade da Verbotstafeln auf, wo uns die – vom Schöpfer zugedachte – Freude ein Glück anbietet, das uns etwas vom Geschmack des Göttlichen spüren lässt?“ (n.3)

Dieses kleine Detail in der Replik wollte nur deutlich machen, dass die Regie der angesprochenen heimischen Weltnachrichten-Berichterstattung gerne der katholischen, religiös-moralischen Autorität der Kirche und des Papstes „das Wasser abgräbt.“ Wie hier illustriert werden wollte, wurde die Veröffentlichung des ersten Lehrrundschreiben des Papstes so uminterpretiert, dass im angeblichen Heischen Papst Benedikts XVI. um weltweite Anerkennung seiner ersten Enzyklika nur eine schwächliche „Diplomatie“ übrig bleibt, die den Sendungsauftrag der Kirche für den heutigen Zeitgenossen zur Unbedeutsamkeit verkommen lässt. Insofern ist der an objektiver Information interessierte Benützer der öffentlichen Meinungsbildung in unserer Heimat dankbar, dass es auch noch andere Anbieter gibt.

Gerade in diesen Tagen (ausgerechnet am Vortrag der Veröffentlichung der gegenständlichen Enzyklika „Deus cartas est) hat Papst Benedikt XVI. zum Gedenktag des heiligen Franz von Sales (24.01.2006) seine „Botschaft zum 40. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel“ veröffentlicht. Sie steht unter dem Motto „Die Medien – ein Netzwerk für Kommunikation, Gemeinschaft und Kooperation“.

Unter anderem heißt es darin: „Echte Kommunikation verlangt (einen) auf Prinzipien gestützten Mut und Einsatz. Sie erfordert die Entschiedenheit der Medienschaffenden, nicht unter dem Gewicht der Informationsfülle müde zu werden und sich auch nicht mit partiellen (! – Rufzeichen des Verfassers dieser Replik) und provisorischen Wahrheiten zufrieden zu geben. Im Gegenteil ist es notwendig, sich um die letzte Begründung und Bedeutung menschlicher, persönlicher und sozialer Existenz zu bemühen und dies zu verbreiten (vgl. Fides et Ratio, 5). Auf diese Weise können die Medien konstruktiv zur Verbreitung all dessen, was gut und wahr ist, beitragen.“