„Die Presse“, 27.02.1999 - Österreich

Bischof Krenn will ein Nachdenken über die Fortsetzung des Dialogs

 

Bischof Krenn will ein Nachdenken über die Fortsetzung des Dialogs. Aus St. Pölten macht Bischof Kurt Krenn die Fortsetzung des kircheninternen Dialogs im "Presse"-Gespräch davon abhängig, "wie sich die Teilnehmer verhalten".

 

INTERVIEW VON JOSEF TOMEK -"DIE PRESSE"

 

Sind Sie erleichtert über die Abberufung von Generalvikar Helmut Schüller, der Ihre Ablöse gefordert hatte?

Kurt Krenn: Mir steht es nicht zu, mich in die Angelegenheit einer anderen Diözese einzumischen. Das lehne ich auch für St. Pölten ab, weshalb ich die Angelegenheit nicht zu kommentieren habe. Ich nehme die Abberufung von Schüller zur Kenntnis. Kardinal Schönborn kann mit allem, was er tut, mit meiner Unterstützung rechnen. Außerdem hat er sich den Schritt sicherlich gut überlegt.

 

Es gibt Gerüchte, wonach Rom die Ablöse Schüllers betrieben hat.

Krenn: Davon weiß ich nichts. Ich kann mir das auch nicht vorstellen. Schließlich hat Kardinal Schönborn die Gerüchte bereits dementiert, und er sagt stets die Wahrheit.

 

Wird es nun zu einer Kurskorrektur beim Dialog für Österreich kommen, dem Sie stets kritisch gegenübergestanden sind?

Krenn: Die Bedenken von Kardinal Schönborn verdienen Respekt und Beachtung, auch von allen Bischöfen. Und das nicht nur, weil wir immer Solidarität üben. Natürlich machen sich alle Bischöfe Gedanken und geben den Kurs vor, wobei alle Angelegenheiten immer einvernehmlich gelöst werden. Eine Kurskorrektur sehe ich nicht, da die Bischöfe ja zum Dialog eingeladen haben und schon bisher den Kurs bestimmten.

 

Wie geht es weiter?

Krenn: In der Woche vor Ostern treffen sich alle österreichischen Bischöfe in Eisenstadt zur Konferenz. Dort wird unter anderem natürlich auch über den weiteren Verlauf des Dialogs gesprochen werden. Er ist aber kein Hauptthema.

 

Ein Abbruch des Dialogs ist in Eisenstadt also nicht zu erwarten?

Krenn: Natürlich muß man darüber nachdenken, wie der Dialog weitergehen soll. Das hängt vor allem davon ab, wie sich die Teilnehmer in Zukunft verhalten. Man kann nun einmal nur mit Leuten reden, die die richtigen Absichten und Ziele haben. Sonst hat ein Dialog ja keinen Sinn. Ich bin immer zu Gesprächen mit allen, die guten Willens sind, bereit.


© Die Presse | Wien