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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

"St. Pölten konkret", Nr. 13/2001, Seite 36

Bischof Krenn: Zehn Jahre im Amt
"Friede ist das Werk der Gerechtigkeit ..."

Am 15. September beging Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn im Rahmen einer Eucharistiefeier im Dom zu St. Pölten den zehnten Jahrestag seiner Inthronisation als Bischof von St. Pölten. Wir sprachen mit ihm über seine bisherige Amtszeit, die Rolle der Kirche in einer sich verändernden Welt, den Bistumsgarten und wie er das Schlagwort vom "Clash of Civilizations" beurteilt.

"Sankt Pölten konkret": Exzellenz, Sie sind seit zehn Jahren Diözesanbischof in St. Pölten. Was bedeutet das für Sie?

Bischof Krenn: Zehn Jahre sind noch keine allzu lange Zeit. Ich werde nicht die Amtszeit meines Vorgängers erreichen. Für mich ist nun vielleicht Halbzeit meines Dienstes. Ich wollte kein großes Jubiläum feiern, sondern Gott und allen guten Menschen danken.

"Sankt Pölten konkret": Was waren aus Ihrer Sicht die Höhepunkte seit Ihrem Amtsantritt?

Bischof Krenn: Höhepunkt der zehn Jahre war der Besuch von Papst Johannes Paul II. am 20. Juni 1998 in St. Pölten. Der Heilige Vater erinnert sich gern an diesen Tag zurück. Ein weiterer Höhepunkt war die Hauptstadtwerdung von St. Pölten.

"Sankt Pölten konkret": Die Medien geben Ihnen ein etwas streitbares Image. Für die Stadt sind Sie ein verständnisvoller und konstruktiver Partner. Warum liegt Ihnen St. Pölten am Herzen?

Bischof Krenn: Ich freue mich über das positive Urteil von Seiten der Bürger. Ich bin gern in St. Pölten, viele Menschen grüßen mich freundlich. Auch ich bemühe mich, jeden zu grüßen. St. Pölten ist eine schöne Stadt, besonders die Menschen mag ich. Als Bischof möchte ich auch einen Beitrag zum Ansehen und Wohl der Stadt leisten.

"Sankt Pölten konkret": Die Einwohnerzahl St. Pöltens hat nicht ganz mit der Hauptstadtentwicklung mitgezogen, aber bei den Tourismuszahlen ist St. Pölten zweifellos Winner. Manche führen das auch auf Ihren Bekanntheitsgrad zurück, was sagen Sie dazu?

Bischof Krenn: St. Pölten hat gewisse geographische Probleme, die die Zuwanderung in die Umlandgemeinden fördern. Mir tut es leid, daß das Bevölkerungsziel nicht ganz erreicht wurde. Wenn ich durch meinen Bekanntheitsgrad wirklich etwas bewirkt habe, freut es mich durchaus. Ich darf mich aber nicht überschätzen.

"Sankt Pölten konkret": Sie stellen das Sommerrefektorium für Veranstaltungen zur Verfügung. Wie stehen Sie zum Wunsch, den Bistumsgarten zu öffnen?

Bischof Krenn: Mein Ziel ist es, möglichst alle Güter der Diözese für alle offen zu halten. Ich freue mich, daß das Sommerrefektorium von vielen genutzt wird. Über den Bischofsgarten habe ich schon früher nachgedacht. Ich bin kein Eigentümer dieser Objekte, sondern nur der Verwalter. Später hat ein Nachfolger diese Verantwortung. Ich muß in dieser Frage auch an die Zukunft denken und mich am Gesamtwohl der Diözese orientieren.

"Sankt Pölten konkret": Tradition und Moderne stehen für Institutionen angesichts sich wandelnder politischer, ideologischer und philosophischer Paradigmata in einem Widerspruch. Welche Entwicklung sehen Sie diesbezüglich allgemein und für die katholische Kirche im Besonderen?

Bischof Krenn: Worin die Wahrheit sich nicht zeigt, dort gibt es Irrtum und Konfusion, Widerspruch und viele Probleme. Wenn die katholische Kirche die Wahrheit über Gott und den Menschen verkündet, wird sie bei uns viele gute Früchte bewirken. Unsere Zukunft liegt darin, daß wir Gott verkünden und aufzeigen, daß der Mensch Abbild Gottes ist und von daher Würde und fundamentale Rechte hat: eine von Gott gestiftete Welt- und Lebensordnung.

"Sankt Pölten konkret": In Anbetracht der Terroranschläge in den USA sprechen viele vom "Clash of Civilizations", also dem Aufeinanderprallen einer abendländisch, christlich geprägten westlichen Welt und dem islamisch geprägten Orient. Was halten Sie von derlei Argumentationen?

Bischof Krenn: Dieser Clash ist heute durchaus eine böse Wirklichkeit. Viele meinen Gott einen Dienst zu tun, wenn sie Rache nehmen und Krieg führen. Vielleicht gelingt uns mehr für den Frieden, wenn wir Gerechtigkeit auf allen Ebenen mit noch größerer Anstrengung versuchen. Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit, jeder kann dazu beitragen.

"Sankt Pölten konkret": Was ist der wichtigste Wunsch für Sie als Bischof von St. Pölten?

Bischof Krenn: Mein persönlicher Wunsch: Ich möchte immer die Wahrheit sagen und auch so verstanden werden.

"Sankt Pölten konkret": Exzelllenz, vielen Dank für das Gespräch.


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 06.10.2001.

 

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