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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

NEWS, 25. März 1999, S.33

"Es gilt nur, was der Papst sagt"

Kurt Krenn zum Stand der Bischofskonferenz
Nekrolog über einen "Dialog". Reden übers Reden.



NEWS: Herr Bischof, wie läuft denn die Bischofskonferenz?

Krenn: Ganz normal.

NEWS: Wurde ihnen von den Mitbrüdern ein Schweigegebot anempfohlen?

Krenn (lacht): Na, so geht das nicht. Das Prinzip der Bischofskonferenz ist das der Einstimmigkeit. Um etwas zu beschließen, müßten alle mittun. Es wurde aber nichts Diesbezügliches beschlossen.

NEWS: Thema ist - unter anderem - die Fortsetzung des "Dialoges".

Krenn: Ich habe nichts gegen das Reden, aber mir geht das Wort Dialog schon schön langsam auf den Wecker.

NEWS: Dabei bleiben Sie?

Krenn: Das Wort ärgert mich, weil es von zu vielen zu oft in einer falschen Sache gebraucht wird. Es ist mir schon ein bißchen lästig.

NEWS: Welches Wort zur Sache fiele Ihnen denn weniger lästig?

Krenn: "Dialog als Weg zur Wahrheit".

NEWS: Das ist eine Umschreibung für die Tatsache, daß in Wirklichkeit keines der einigermaßen brisanten Themen von der Bischofskonferenz oder sonstwem abgehandelt werden kann.

Krenn: Jawohl. Das ist sicher die Sache der Weltkirche, und nicht einmal die kann gegen den eigenen Glauben etwas beschließen. Wenn da irgendwer glaubt, daß man über solche Fragen nur lange genug reden muß, bis sie - verwässert - Glaubensinhalt sind, der liegt schlicht und einfach falsch. So lange zu reden, bis niemand mehr weiß, worum es eigentlich geht, ist auch kein Dialog. Dialog, wie ich ihn verstehe, ist nur eine Aneignung des Glaubens. Andere Dialoge, etwa um den Kosovo-Konflikt, definieren sich anders, aber für die Kirche gilt, was der Papst sagt.

NEWS: Pointiert formuliert heißt das aber doch, daß man sich "Dialog"-Veranstaltungen, wie die von Salzburg, eigentlich ersparen kann. Es gilt ohnehin nur das, was Rom seit Jahrhunderten vorgibt.

Krenn: Natürlich. Im Glauben hängt es nicht von Diskussionen ab, sondern da gibt es nur Weisungen und Vorgaben. Und die haben wir durch unsere Mitgliedschaft in der Kirche.

NEWS: Der "Dialog für Österreich" ist also obsolet geworden.

Krenn: Wenn einer nach den vorgegebenen Glaubenswahrheiten sucht, kann er das von mir aus auch Dialog nennen. Einziges Ziel muß aber die Aneignung des Glaubens sein.

NEWS: Einmal ganz ehrlich gesagt, Herr Bischof: Diese Art von "Dialog", wie Sie ihn verstehen, kann doch jeder Priester von der Kanzel aus machen. Dazu bedarf es ja keiner mehrhundertköpfigen Delegiertenrunde.

Krenn: Sicher ist das so. Die einzigen, die eine echte Dialog-Kompetenz hätten, wären die Bischöfe. Alles andere sind frei vereinbarte Zusammenschlüsse ohne Kompetenz. Selbst die Bischofskonferenz könnte nicht selbstherrlich ohne Rom entscheiden.

NEWS: Kardinal Schönborn hat aber für das Jahr 2000 oder 2001 einen weiteren "Dialog" nach Salzburger Vorbild angekündigt.

Krenn: Sicher kann man immer wieder was wiederholen. Aber zuerst muß ein allererster Schritt getan werden, der noch lange nicht getan ist.

NEWS: Nämlich?

Krenn: Glaube, Liebe, Bekehrung - und größere Liebe zu Gott und der Kirche. Kirche ist aber auch Lehramt - und weniger "Dialog", wie manche ihn verstehen wollen.

NEWS: Wie ist denn momentan Ihr Verhältnis zu Schönborn?

Krenn: Ein bewährtes gutes Verhältnis mit allerlei Diskussionen. Aber rein menschlich haben wir uns eigentlich immer recht gut verstanden. So würde ich das sehen.

Interview: ALFRED WORM
 

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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 25.03.1998.

 

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