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Diözesanbischof Dr. Kurt Krenn von St. Pölten

Profil - Ausgabe vom 21.06.1999

"DAS GANZE WAR EIN IRRTUM"
Bischof Kurt Krenn über zweideutige Bischofserklärungen
und die Zukunft des Kirchenvolks-Begehrens.

profil: Herr Bischof, die Bischofskonferenz hat in einer Erklärung festgehalten, daß der beim "Dialog für Österreich" eingeschlagene Weg "zielführend" sei. Sie waren bei der Verfassung des Textes nicht mehr anwesend. Sind Sie mit dieser Erklärung einverstanden?

Krenn: Das Wort zielführend heißt ja noch nichts, das ist ein vages Wort. Man muß erst einmal das Ziel definieren. Natürlich kann das mißgedeutet werden. Aber das ist ja keine Erklärung der Bischöfe an sich, sondern die hat Herr Leitenberger oder Herr Wesely vom Pressepool der Bischofskonferenz formuliert und nicht die Bischöfe. Die Bischöfe wissen, was zu tun ist: Wir werden uns alle an die Vorgaben von Kardinal Ratzinger aus Rom halten, da gibt es gar keine Diskussion. Wir Bischöfe streiten uns nicht über den "Dialog", unser Standpunkt ist der Standpunkt Roms. Wenn da etwas anderes in die Öffentlichkeit gelangt, dann ist das falsch.

profil: In der Erklärung wird eine "positive Zwischenbilanz" des Dialogs gezogen.

Krenn: Wie soll man von einer Zwischenbilanz reden, wenn es eine solche nicht gibt? Das sind lediglich Stoßgebete von manchen, die sich eben mehr erwartet haben.

profil: Ist kein einziger Reformvorschlag zu den "heißen Eisen" unter den Bischöfen mehrheitsfähig?

Krenn: Das kann gar nicht sein. Da gibt es weder eine Mehrheit noch einen einzelnen, der das befürworten würde. Es geht da, vor allem im Bereich der Sexualität, um wesentliche Glaubensfragen und um die katholische Sittenlehre. Die Frage ist nicht, wie wir etwas verändern, sondern wie wir die Menschen besser an die Forderungen Gottes heranführen können. Es gibt eben eine göttliche Ordnung.

profil: In einem Brief hat Erzbischof Eder die Kirchenvolks-Begehrer zurechtgewiesen. Überschätzen sich diese Leute?

Krenn: Die überschätzen sich schon lange. Wer sich gebärdet wie ein Kirchengründer, muß auch einstecken können. Das Kirchenvolks-Begehren hat seine Grenzen überschritten. Wir müssen endlich sagen, daß das Ganze ein Irrtum war. Diese Leute haben sich ja selbst aus der Kirche hinauskatapultiert. Aber wir nehmen diese Leute gerne wieder auf, wenn sie sich bekehren, denn die Kirche ist barmherzig.

profil: Glauben Sie, daß das Kirchenvolks-Begehren noch lange Bestand haben wird?

Krenn: Die Irrtümer, die da mitschwingen, werden lange bleiben. Aber das soziologische Gebilde des Kirchenvolks-Begehrens wird sehr schnell wieder verschwinden.


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Texte von Bischof Krenn werden im Internet auf hippolytus.net mit freundlicher Erlaubnis von Dr. Kurt Krenn publiziert. Verantwortlich: DI Michael Dinhobl und Dr. Josef Spindelböck. Die HTML-Fassung dieses Dokuments wurde erstellt am 19.06.1999.

 

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