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Predigt zur Primiz von Mag. Josef Seeanner am 9. Juli 2000 in Altötting

Max Absmeier

Verehrte Festgemeinde!

In einer Zeit zunehmender Mutlosigkeit, Enttäuschung und Angefochtenheit beginnt heute ein junger Mann aus unserer Mitte seinen Weg als Priester. Wahrhaft, das ist ein Grund zum Feiern, Dank zu sagen und sich zu freuen. Ich grüße Sie alle recht herzlich, die sich zu diesem Primizgottesdienst in der Stiftskirche eingefunden haben Ich grüße herzlich unseren lieben Primizianten Josef Seeanner. Ich grüße herzlich seine Eltern, seine Verwandten, besonders seine Brüder, die aus Brasilien und aus Österreich gekommen sind. Ich grüße Sie alle recht herzlich, Schwestern und Bruder, aus Nah und Fern. Doch im Mittelpunkt unserer Feier steht nicht der Primiziant, sondern der Herr selbst, der ihn gerufen und bei der Priesterweihe zu seinem Dienst verpflichtet hat. Wir danken für diese Berufung und bitten ihn zugleich, dass dieser Gottesdienst ein würdiger Anfang priesterlichen Dienstes für unseren Neupriester werde, dass er ihn in der Treue erhalte und uns alle im Glauben und in der Freude bestärke.

Verehrte Festversammlung, liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Die Welt lebt davon, dass zu allen Zeiten Gottes Wort verkündet und seine Großtaten in Welt und Zeit bezeugt werden. Diese Primiz ist deshalb ein ermutigenden Zeichen, das auch inmitten unserer glaubensmüden Welt Gottes Ernte wachst. Wir dürfen deshalb mit grosser Freude und Dankbarkeit die Primiz unseres Neupriesters Josef Seeanner feiern.

Ein erstes Wort darf ich an Euch, liebe Eltern unseres Neupriesters richten: Das ist der dritte Sohn, den ihr mit Euren Gebeten und Opfern und nicht zuletzt mit Eurem guten Beispiel zum Altar begleitet habt. Ein herzliches Vergelt‘s Gott dafür auch im Namen aller, die heute zu diesem Primizfest gekommen sind

Lieber Josef! Ein altes Weisheitswort will wissen: „Jeder wird des Weges geführt, den er mit ganzem Herzen wählt.“ Ja, Gott hat dich geführt! Du hast, wie einst der junge Samuel, den Ruf Gottes mit ganzem Herzen froh und gläubig gehört und angenommen. Viele Umwege musstest du machen, bis dein sehnlicher Wunsch, Priester zu werden, in Erfüllung gehen konnte, Du hast dich trotz mancher Enttäuschungen nicht irre machen lassen. Wir gratulieren dir zu deinem Mut und deiner Treue.

Dein Weg hat dich in die Priestergemeinschaft vom Heiligen Josef geführt, der seit der Taufe auch dein Namenspatron ist. Der heilige Josef aber als Patron und Wegbegleiter einer jungen Priestergemeinschaft, das mag aufs erste überraschen. Kein Wort ist uns von ihm überliefert; schweigend, still und bescheiden steht er immer im Hintergrund der heiligen Familie. Doch schon die Gesamtkirche hat ihn zu

ihrem universellen Schützer und Fürbitter erwählt. Papst Johannes XXIII. hat das Zweite Vatikanische Konzil unter seinen besonderen Schutz gestellt. Nein, der HI. Josef braucht sich in dieser modernen Kirche wahrhaftig nicht zu verstecken. Im Gegenteil: Was ihn für den heutigen modernen Menschen so interessant, ja sympathisch macht, ist seine Sensibilität für alles, was um ihn und in ihm vor sich ging. Er hatte einen klaren Blick für die Notwendigkeit einer Familie und für die Wunder des Lebens. Sein Blick und sein Empfinden ging über das Vordergründige und Oberflächliche des Lebens hinaus. Ja, sein inneres Schauen und sein Horchen auf die innere Stimme zeigen, dass er auch offen war für die Welt der Engel, welche öfter, als wir denken, die Wege des Menschen kreuzen

Lieber Josef! Nach all dem ist es nicht verwunderlich, vielmehr eine wunderschöne Fügung, dass Gott dich bei der Suche nach dem Priestertum auf die Spur des heiligen Josef gebracht hat. Gott lässt sich nicht vorschreiben wie der Priester aussehen soll, dem er in einem neuen Jahrhundert und Jahrtausend seine Botschaft und sein Heilswerk anvertrauen will. Wer sich aber mit Person und Wesen des hl. Josef ein wenig vertraut macht, wird es spüren , dass es gut ist, wenn der Priester der Zukunft viel von der Wesensart eines heiligen Josef an sich hat. Nach 2000 Jahren Geschichte des Christentums in unserer Zeit versucht die Menschheit offenbar Gott mehr und mehr an den Rand zudrängen und völlig neue riskante Wege zu gehen. Alles wird fragwürdig, Wissenschaft und Forschung versuchen die letzten Geheimnisse des Lebens zu enträtseln. Dabei setzt der Mensch offenbar nur auf seinen eigenen Verstand, auf sein Wissen und Können. Wird das gut gehen? Oder stehen wir vor einem neuen Sündenfall: „Wenn der Mensch sein will wie Gott“ ?

In dieser Situation ist die Kirche als Botschafterin des Evangeliums Jesu neu und entscheidend gefragt. Sie muss die Geschichte von seinem Leben, Leiden und Sterben für die Menschheit wahrheitsgetreu, unverfälscht und unverkürzt verkünden. Wird diese Botschaft aber den Menschen noch erreichen? Vieles muss dabei neu überdacht, vieles neu gelernt werden. Darin liegt die Herausforderung des Priesters heute. Als Überbringer der Botschaft Jesu muss er jeden Tag in seine Schule gehen und im Gespräch mit ihm bleiben. Nur so kann er vor den Menschen stehen und neuen Glauben und neues Vertrauen wecken, neuen Mut machen und herausführen aus Kleinmut und Zweifeln. Wer aber anderen Mut machen will, muss selbst zuerst ein Mutiger im Glauben sein. Wer neue Freude und neue Begeisterung wecken will, muss selbst ein Begeisterter sein und in der Nachfolge Jesu Christi glaubwürdig leben.

Da kommt mir wieder der heilige Josef in den Sinn. Er gehörte zuden Menschen, die in aller Unauffälligkeit nach dem Willen Gottes suchen und den Willen Gottes leben. Er ist ein Beispiel für Menschen, die im Dienst des Evangeliums arbeiten ohne im Vordergrund stehen zu wollen. Papst Johannes XXIII. sagte: „Josef sprach wenig, aber er führte ein kraftvolles Leben und entzog sich keiner Verantwortung“.

Wer Glauben hat, der zittert nicht. Er überstürzt nicht die Ereignisse, er ist nicht pessimistisch und verliert nicht seine Nerven. Da gibt es auch keine Resignation und keine Frustration, auch wenn wenig oder kein Erfolg einzuheimsen ist.

„Erfolg ist kein Wort für Gott“, hat ein Weiser einmal gesagt.

Die Kirche von heute muss wohl noch mehr aus ihrer eigenen Geschichte lernen und danach leben. Gott selber tritt in dieser Weltzeit inkognito auf in der Gestalt der Armseligkeit und Ohnmacht. Die Wirklichkeit Gottes, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Liebe sind geringe getretene Wirklichkeiten in dieser Welt. Dennoch leben die Menschen, lebt die Welt von ihnen und könnte nicht bestehen, wenn es sie nicht gäbe. Ebenso lehrt uns die Geschichte, das Lautstarke, das mächtig sich Gebärdende ist längst zerfallen und vergessen. Aber was in dem unbedeutenden Winkel von Galiläa geschah, was Jesus mit der kleinen Schar von Männern, von bedeutungslosen Fischern, begann, das ist geblieben, ist auch heute noch Gegenwart. Sein Wort ist nicht untergegangen, es wird verkündet in allen Orten der Erde, bis in unsere Stunde herein.

Liebe Schwestern und Brüder!

Aber nicht nur sein Wort, auch das Herzstück seines Heilswerkes hat Jesus dem Priester anvertraut, die Feier der Eucharistie. Hier handelt der Priester , wie die Kirche es ausdrückt, „in persona Christi“. So geschieht es auch in der Spendung der Sakramente, ob er tauft oder firmt, ob er Sünden vergibt oder Kranke salbt: In persona Christi handeln, kann es Schöneres und Sinnvolleres geben als dies? In persona Christi handeln, seine Liebe den Menschen schenken, das Leben in Fülle vermitteln? Niemals kann dies der Mensch selber. Das Heil durch Jesus ist Gottesgeschenk; die Welt lebt von dieser Liebe. In ihr allein liegt das Heil und die Zukunft. Deshalb ist es unverbrüchlich wahr, was der Heilige Vater in dem Brief, den er bei seinem Besuch in Jerusalem aus dem Abendmahls-Saal geschrieben hat: „Der Dienst des Priesters ist einzigartig, notwendig und unersetzlich.“

Bei all dem ist die Frage um so dringlicher: Werden wir in Zukunft noch genügend Hände und Herzen haben, die zudiesem Schenken und Verschenken bereit sind? Deshalb ruft Gott auch heute, an diesem Priestertag, gerade die jungen Menschen. Oder hat er sich vielleicht verrechnet. Scheitert er mit seinem Plan an unserer heutigen Diesseitigkeit und unserem rechnerischen Denken? Was hab ich davon und rentiert es sich in Euro und Mark? So gewiss nicht! Denn was den Priester bewegt soll die Liebe Gottes sein, die er verschenken darf an die Armen und Kranken, an die Alten und Einsamen, an die Mühseligen und Beladenen. Manchmal sieht es tatsächlich so aus, als drohe die Welt in einer neuen geistigen Eiszeit zu versinken. Darum möchte ich euch allen, liebe Schwestern und Brüder, an diesem wunderschönen Primiztag zurufen: „Gebt dem Ruf Gottes in euren Familien, in euren Gemeinden Raum! Betet mit der Kirche: „O Gott, entzünde in uns das Feuer deiner Liebe“. Denn nur im Schein dieses Feuers werden junge Menschen ihre Berufung erkennen. Die aber hören, sollen in Eltern, Geschwistern und Freunden, in Priestern, Lehrern und Begleitern Fürbitter ihrer Berufung finden.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!

Bischof Ignatius von Antiochien schrieb im Jahr 101 nach Christus an eine christliche Gemeinde: „Nehmt Gottes Melodie in euch auf“. Lieber Josef; du hast dir als Primizspruch das Wort gewählt: „Von der Barmherzigkeit Gottes will ich ewig singen.“ Du hast sie also erfahren, die wunderbare Barmherzigkeit Gottes in deinem bisherigen Leben. Möge dich deshalb diese Melodie durch dein ganzes Leben begleiten. Dadurch wirst du das Glück deines Lebens finden, des bin ich gewiß. Dann wird es auch für dich gelten, was in diesen Tagen ein Primiziant in seiner Heimatgemeinde sagte, so stand es in der Zeitung zulesen: „Ich bin so glücklich wie noch nie in meinem Leben.“

Liebe Schwestern und Brüder! Nun darf ich hoffen, dass auch jedes von uns die Melodie seines Lebens aus der Erfahrung seines Glaubens hören und singen kann. Denn in Gottes Liebe und Barmherzigkeit leben könnte einem jeden geschenkt werden, wenn er nur hineinhört in sein Leben. Die hl. Mechthild von Magdeburg, eine bekannte Mystikerin des Mittelalters, schreibt: „Nun hab ich es dir gesungen, noch ist es mir nicht gelungen, wolltest du mir singen, dann müsst es doch auch mir gelingen.“ Möge dieser Primiztag für uns alle ein Anfang eines neuen Lebens aus der Kraft der Gnade und aus der Barmherzigkeit und Liebe Gottes sein, und möge die Freude an Gott auch uns durch das Leben geleiten.

Amen.