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Sam 23. April 2016 08:40

Katechese über die Barmherzigkeit

(presse.kirche.at) 

„Barmherzigkeit ist die Grundeigenschaft Gottes, sie ist nicht eine Art Schwäche, sondern Zeichen seiner Allmacht“, erläuterte Bischof Küng am 15. April 2016 bei der ersten von sechs Katechesen im Jahr der Barmherzigkeit in der Franziskanerkirche in St. Pölten.
Barmherzigkeit sei Ausdruck des dreifaltigen Gottes selbst. Gerade im Kreuzestod seines Sohnes zeige Gott seine unüberbietbare Selbstoffenbarung, Gott gehe um unserer Erlösung Willen in den Tod. Da Gott das Leben sei, sei der Tod der äußerste Gegensatz zu ihm selbst. Hier zeige sich auch, wie wenig manchmal in der Öffentlichkeit das Symbol des Kreuzes eigentlich begriffen werde.

Barmherzigkeit sei das grundlegende Thema für das 21. Jahrhundert. Papst Johannes XXIII., Papst Paul VI., Johannes Paul II., Benedikt XVI., und Papst Franziskus haben dies erkannt, und die heiliggesprochene Schwester Faustine Kowalska hatte diesbezüglich eine besondere Aufgabe, so Küng.

In seiner Ausführungen verwies der Bischof auf Papst Johannes Paul II. der sagte, dass das Wort und der Begriff Erbarmen den Menschen zu befremden scheine, der dank eines in der Geschichte vorher nie gekannten Fortschrittes Herrscher geworden ist und sich die Erde untertan gemacht habe. Dieses Herrschen über die Erde, das zuweilen einseitig und oberflächlich verstanden werde, scheine verbunden mit einer Ich-Zentrierung für das Erbarmen keinen Raum zu lassen. Daraus leite er die Dringlichkeit ab, der Welt von heute die Barmherzigkeit zu verkünden und zu bezeugen. Barmherzigkeit sei keine abstrakte Idee und Spekulation. Die Barmherzigkeit Gottes eröffne dem Menschen einen Weg, der ihn zum Ziel führt. Sie richte auf, weite das Herz und schenke Freude und Hoffnung, so die Ausführungen.

In seiner Katechese ging der Bischof auch darauf ein, dass sich die Art der Frage nach Gott verändert habe. Viele seien gegenüber der Religion gleichgültig, kalt geworden, was freilich zu innerer Leere und Trostlosigkeit führe. Das aber führe auch zu einer Gegenbewegung: Viele nachdenkliche Menschen spüren den Ernst der Situation und machen sich von neuem auf die Suche. Man stoße heute darauf, dass eine große Empfänglichkeit für das Empfinden von Mitleid, oder für Empathie und Compassion, vorhanden sei. Das habe sich z. B. vor einigen Monaten in der Betreuung der Flüchtlinge gezeigt.

Küng erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Fortschritte in der Ökumene durch die Überwindung der Prädestinationslehre. Gott habe uns in Jesus Christus von Ewigkeit her dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden. Es gehe nicht um ein dunkles, Höllenangst einflößendes Dekret Gottes, sondern im Glauben um ein froh und gewiss machendes Evangelium von Jesus Christus. Die Barmherzigkeit stehe damit als Vorzeichen über der Welt und der Geschichte und über jedem Menschenleben. Gott wolle in seiner Barmherzigkeit in Jesus Christus von Ewigkeit her das Heil aller Menschen.

Die Bibel kenne aber auch die Botschaft vom Gericht, die nicht übergangen werden könne, so Küng. In früheren Zeiten seien manche Stellen verwendet worden, um den Leuten „die Hölle heiß zu machen“. Die Höllenangst sei in unserer Zeit aber eher einem banalen Heilsoptimismus gewichen. Viele sind der Meinung, der „liebe Gott“ könne in seiner Barmherzigkeit nicht Menschen auf ewig in der Hölle schmachten lassen. Das geht bis zum bekannten Lied: „Wir kommen alle, alle in den Himmel …“ Auch diese Haltung sei ein Extrem, das den Aussagen der Schrift und der immerwährenden Lehre der Kirche nicht gerecht werde, so der Bischof abschließend.

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