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Die 14. Juni 2016 17:06

Schauen wir, dass gute Ehen gelingen: Bischof Klaus Küng ermutigt zur christlichen Ehe und Familie

(presse.kirche.at) Familienbischof Klaus Küng spricht in einem NÖN-Interview mit Chefredakteur Martin Gebhart über "Amoris laetitia" sowie die Rolle von Ehe und Familie in der Gesellschaft und Kirche.

NÖN: "Amoris Laetitia", das Schreiben von Papst Franziskus zu Familie und Ehe hat für viele Diskussionen gesorgt. Wie beurteilen Sie dieses Schreiben? Was ist für Sie die Grundbotschaft?

Küng: Es ist ein sehr dichtes Schreiben, das an vielen Stellen geradezu bewegend ist. Die Grundbotschaft ist eine optimistische: Die Familie ist für die Gesellschaft und für die Kirche grundlegend. Wer aus dem Glauben diesen Weg geht, kann auch das Ziel erreichen, den Weg finden zu einer wahren Liebe. Das Schreiben geht auch sehr von der Realität aus. Das kennzeichnet auch das Dokument.

Der Begriff „Familie“ ist gleichgeblieben oder muss er neu definiert werden?
Mir scheint, dass es eine ganz klare Kontinuität gibt zwischen Zweitem Vatikanischen Konzil sowie den Päpsten Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Es gibt zwar gewisse Perspektivenwechsel, die vollzogen werden, aber es ist von der Lehraussage – das betont Papst Franziskus auch an vielen Stellen – eine klare Kontinuität gegeben.

Familie ist Frau, Mann und Kinder?
Das ist die Grundlage. Es gibt ja auch ein Kapitel in Amoris laetitia, wo das aufgezeigt wird. Der Perspektivenwechsel ist, dass alle eingeladen sind, sich Gott, sich Christus, zuzuwenden, ganz gleich, welche Situation es ist.

Das Schreiben geht auch sehr auf die Realität ein. Da wissen wir, dass es immer mehr Formen des Zusammenlebens gibt als die klassische Ehe und Familie. Zum Beispiel die Patchworkfamilie.
Die Grundbotschaft ist Begleitung, Beistehen und Integrieren. Alle sind abzuholen, die Kirche muss für alle da sein. Letztlich ist es immer eine Einladung, mitzugehen auf dem Weg, zur christlichen Lebensgestaltung. Das ist sogar ein Merkmal, dass alles vermieden wird, was ein Ausschließen von manchen Personen bedeutet. Was aber nicht dazu führt, dass nicht mehr klar ist, was das Ziel des Menschen ist.

Um provokant zu fragen: Es ist in der Kirche nicht plötzlich alles erlaubt?
Das ist eine negative Ausdrucksweise. Bei keinem Menschen ist es so, dass man ihn aufgeben muss. Das ist die Botschaft. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich mich nicht ändern muss. Das gilt für uns alle. Das bedeutet auch nicht, dass alles relativiert wäre, überhaupt nicht. Dann wird in diesem Dokument auch betont, wie wichtig Ehevorbereitung ist. Es kann nicht sein, dass man da an einem Nachmittag alles erledigt. Auch, wie wichtig die Ehebegleitung ist. Es ist die Rede von den ersten fünf Jahren. Wen eine Ehe eingegangen wird, ist das die Grundlage für einen Prozess, der anhält bis ans Lebensende. Die Hauptbotschaft muss sein: Schauen wir, dass gute Ehen gelingen. In der heutigen Zeit, in den heutigen Verhältnissen.

Welchen Auftrag nimmt die österreichische Bischofskonferenz aus dem Papst-Dokument?
Wir sind dabei, zu überlegen, dass es so etwas wie ein Ehekatechumenat geben soll, als langfristiges Ziel. Dass sich die Leute gründlich damit auseinandersetzen, was Ehe und Familie ist. Wie können wir erreichen, dass die Ehevorbereitung eine gründliche ist? Wie können wir erreichen, dass ältere Ehepaare jüngere begleiten. Das setzt voraus, insbesondere eine größere Zahl von Ehepaaren dafür zu gewinnen, aber natürlich auch die Priester und Diakone dafür vorzubereiten, die Begleitung von und den Beistand für die Familien durchführen zu können.

Wie wird der Leitfaden für die Seelsorger, die Priester denn sein? Etwa beim Punkt, wie mit dem Sakramentenempfang für geschiedene Wiederverheiratete umgegangen wird?
Es ist die zentrale Aufgabe der Seelsorger überhaupt, geistliche Begleiter der Menschen zu sein, den Weg zu Gott zu öffnen, hinzuführen zu einer Besinnung, dass jeder über seine eigene Situation nachdenkt. Da haben wir eine große Herausforderung, um die verschiedenen Aus- und Fortbildungen der Priester zu verbessern. Wobei da in der Vergangenheit schon viel geschehen ist. Wir brauchen hier schon auch Ehepaare. Ich habe sehr viel gelernt, indem ich Ehepaaren genau zugehört habe, wie sie in der Darlegung von manchen Situationen konkret werden.

Wichtiger als Regeln ist es also, auf Situationen einzugehen? Zu schauen, wie ich Menschen am besten begleite?
Das ist richtig. Es ist hier in „Amoris laetitia“ in dem Sinn auch keine neue Regel enthalten. Es ist – wie bereits gesagt – ein Perspektivenwechsel. Die Betonung, für alle da zu sein, allen zuzuhören. Hier wird der Weg für die Seelsorge dargelegt, auch im Zusammenhang mit schwierigen Situationen. Dieser Weg ist nicht einfach, weil er erfordert ein Sich-Einfühlen in die Situation der Menschen und sie weiterführen, sodass sie allmählich zu einem christlichen Leben im vollen Sinn des Wortes kommen. Man ist oft nur auf die Frage des Kommunionempfangs fixiert. In Wirklichkeit geht es um ein viel weiteres Spektrum.

Viele Umfragen unter Jugendlichen zeigen, wie wichtig Ihnen „Familie“ ist. Wie sehen Sie insgesamt den derzeitigen Stellenwert der Familie in der Gesellschaft?
Ich glaube, dass es eine ganz große Aufgabe der Kirche ist, hier mitzuhelfen und aufzuzeigen, dass die Familie auch in dem Heute und Hier unserem Wesen entspricht. Es ist das, was der Mensch in seinem Herzen trägt. Alle sind wir Kinder von Vater und Mutter, davon hängt auch sehr viel in der Persönlichkeitsentwicklung ab. Alle brauchen wir die Geborgenheit der Familie. Das sagt Papst Franziskus ganz klar, dass die Familie unersetzbar ist. Für die Gesellschaft, für den einzelnen Menschen, natürlich auch für die Kirche. Da ist sicher eine große Aufgabe gegeben, andererseits darf man optimistisch sein: Je größer die Entfremdungen der Pluralisierung sind – das ist schon bei den Griechen und Römern passiert, dass passiert auch in unserer Zeit –, umso größer ist die Sehnsucht nach Treue, Stabilität und Geborgenheit. Natürlich gibt es da immer die Gefahr, dass man nur an die Rosinen denkt, aber nicht an den Weg, den man dafür gehen muss.

Haben Sie in diesem Zusammenhang als Familienbischof einen konkreten Wunsch an die Politik?
Die Förderung der Familien – insbesondere auch der kinderreichen – ist ein ganz dringendes Thema. Und zwar der Familie auf der Grundlage von Mann und Frau und Kindern.

 

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