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Sam 26. Okt 2019 20:08

Papst Franziskus zieht Bilanz der Amazonas-Synode

(vaticannews.va / Stefan von Kempis) Papst Franziskus sieht die Kirche „auf gutem Weg zum synodalen Geist, auch wenn er noch nicht vollständig ist“. Er denke darüber nach, ob nicht die Synodalität zum Thema der nächsten Bischofssynode werden sollte, sagte er am Samstagabend (26.10.2019) zum Abschluss der Arbeiten der Amazonas-Sondersynode im Vatikan.

Sein eigenes Schlussdokument zur Synode werde er bis zum Jahresende zu schreiben versuchen, versprach der Papst unter dem Applaus der Teilnehmer des Bischofstreffens. „Damit nicht zuviel Zeit verstreicht. Alles hängt davon ab, ob ich Zeit zum Nachdenken finde.“

Der Papst forderte, auf das am Samstag verabschiedete Schlussdokument der Synodenväter gestützt, einmal mehr eine „ökologische Umkehr“ der Christen, nach der auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel überzeugend rufe. Und er lobte en passant die „Friday for future“-Bewegung: „Auf den Demonstrationen der jungen Leute – der Bewegung von Greta – sind Plakate zu sehen, auf denen steht: Die Zukunft gehört uns! Also sagen Sie uns bitte nicht, dass es keine Zukunft gibt – sie gehört uns!“

Franziskus verurteilte Menschenhandel und Korruption in den Amazonas-Staaten. Am wichtigsten sei aus seiner Sicht aber eine „pastorale Umkehr“: „Die Verkündigung des Evangeliums ist dringend! Das Evangelium muss von diesen Kulturen verstanden, assimiliert, begriffen werden.“ Er erwähnte den Ruf der Synode nach „neuen Ämtern“ und erklärte, man müsse da „kreativ sein“ und „sehen, wie weit man da gehen kann“, betonte aber besonders die Notwendigkeit der Schaffung von Priesterseminaren für Indigene. „Es ist eine echte soziale Ungerechtigkeit, dass man den Ureinwohnern de facto den Weg des Seminars und des Priestertums nicht erlaubt!“

Zur Debatte über ein Frauendiakonat sagte Franziskus, es solle noch einmal untersucht werden, „wie das Diakonat in der Urkirche aussah“. Die bisherige Kommission, die er auf diese Frage angesetzt hatte, sei „zu keinem klaren Urteil gekommen“. „Ich werde in Zusammenarbeit mit der Glaubenskongregation neue Personen in diese Kommission berufen und den Handschuh aufheben, den Sie mir hier hingeworfen haben!“

Frauen hätten im Amazonasgebiet eine große Bedeutung für die Weitergabe des Glaubens. „Wir haben immer noch nicht richtig verstanden, was die Frau in der Kirche ausmacht! Darum bleiben wir nur beim Thema der Funktion. Das ist zwar wichtig, doch die Rolle der Frau in der Kirche geht über das Funktionale weit hinaus…“

Zu einem auf der Synode vorgeschlagenen, eigenen amazonischen Ritus bemerkte Franziskus, das falle in die Kompetenz der Liturgie-Kongregation; ihr solle man doch bitte Vorschläge einreichen. „Von den 23 Kirchen mit eigenem Ritus, die das Schlussdokument erwähnt, haben fast alle ganz klein angefangen und haben heute eine teilweise erhebliche Eigenständigkeit als Kirchen sui iuris. Haben wir keine Angst vor Organisationen, die ein eigenes Erbe verwalten. Unsere Mutter Kirche wacht darüber, dass wir uns nicht spalten. Keine Angst!“

Franziskus kündigte eine Reihe konkreter Reformen zur Stärkung der Seelsorge im Amazonas-Gebiet an, darunter eine bessere Verteilung der Priester innerhalb der Länder Lateinamerika, damit auch bisher unterversorgte Gebiete seelsorgerisch besser betreut werden.

Er würde sich wünschen, dass Ordensleute, aber auch angehende Diplomaten des Heiligen Stuhls während ihrer Ausbildung „mindestens ein Jahr in einem Missionsland verbringen“. Umgekehrt sollten Priester aus Missionsländern, die in Europa oder westlichen Ländern im Einsatz seien, sich dort nicht allzu behaglich einrichten, sondern auch wieder an die Rückkehr denken. Franziskus kündigte an, dass er im Vatikan-Dikasterium für ganzheitliche Entwicklung eine eigene Abteilung für Amazonien einrichten wird.

Die Medien bat der Papst, sich bei der Berichterstattung über das Synoden-Schlussdokument nicht „auf bestimmte disziplinarische Fragen zu versteifen“ – wohl eine Anspielung auf die Zölibatsfrage. „Kleine elitäre Gruppen“ innerhalb der katholischen Kirche würden wohl auch diesmal wieder versuchen, ihre Sicht der Dinge durchzusetzen, indem sie sich auf „Details“ stürzen und das „große Ganze“ aus dem Auge verlieren. Dem stellte der Papst ein Péguy-Zitat entgegen: „Weil sie nicht den Mut haben, auf der Seite der Welt zu sein, glauben sie, auf der Seite Gottes zu stehen. Weil sie nicht den Mut haben, sich im menschlichen Leben zu engagieren, glauben sie für Gott zu kämpfen. Weil sie niemanden lieben, glauben sie Gott zu lieben.“

„Manche denken, die Tradition wäre ein Museum, etwas Altes. Ich sage hingegen gern: Die Tradition ist die Bewahrung der Zukunft, nicht das Behüten der Asche. Sie ist wie die Wurzeln, durch die der Saft den Baum wachsen lässt, damit er Frucht bringt.“

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