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Predigt:

Die Einheit der Kirche in Wahrheit und Liebe

Hochfest des heiligen Hippolyt A (13.08.2017)

L1: Ez 34,11-16; L2: Hebr 11,32-36; Ev: Mt 23,8-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am 13. August wird in der Diözese St. Pölten das Hochfest des hl. Hippolyt von Rom gefeiert. Er ist der Diözesanpatron und starb im Jahr 235 als Märtyrer in den Bergwerken Sardiniens in der Christenverfolgung durch Kaiser Maximinus.

Hippolyt war ein hochgelehrter Theologe der römischen Kirche. Als es zur Neuwahl eines Papstes kommen sollte und im Jahr 217 der aus dem Sklavenstand stammende Kallistus Papst wurde, da fühlte Hippolyt sich übergangen und zurückgesetzt. Gegenüber dem aus seiner Sicht ungebildeten ehemaligen Sklaven Kallistus wäre er selber doch der viel geeignetere Kandidat gewesen – so meinte er! Ebenso dachte auch eine maßgebliche Gruppe von Priestern und Gläubigen, welche Hippolyt in seiner Auffassung unterstützten. So ließ er sich dazu überreden, als erster Gegenpapst der Geschichte dem rechtmäßig gewählten Papst Kallistus gegenüber zu treten. Hippolyt beschuldigte den Papst der Irrlehre. Auf diese Weise kam es zu einer Kirchenspaltung innerhalb der römischen Gemeinde, einem Schisma.

Als Papst Kallistus starb und ihm Pontianus nachfolgte, dauerte die Spaltung fort: Hippolyt und seine Anhänger waren nicht bereit, den rechtmäßigen Papst anzuerkennen. Wir fragen uns jetzt: Wie kann so ein Mann heilig werden und gar zum Diözesanpatron von St. Pölten erhoben werden?

Es musste eine Wende in seinem Leben eintreten: Denn unter Kaiser Maximinus kam es zu einer Christenverfolgung, der viele Gläubige, aber auch Priester, Diakone und Bischöfe zum Opfer fielen. Sowohl der rechtmäßige Papst Pontianus als auch sein Gegner Hippolyt wurden um des Glaubens willens verhaftet und deportiert. In den Bergwerken von Sardinien mussten sie unter der Härte ihrer Arbeit den Verlust ihrer Gesundheit und Lebenskraft erfahren. Jetzt aber kamen sich die beiden Gegner nahe, und Hippolyt sah sein Unrecht ein. Sowohl er als auch der rechtmäßige Papst verzichteten auf ihren Anspruch auf das Bischofsamt von Rom. Auf diese Weise kam es zur Versöhnung der beiden und in der Folge zur Überwindung der Kirchenspaltung. Wenig später starben beide ehemaligen Gegner als Folge ihrer Strapazen als Märtyrer für Christus!

Die Einheit der Kirche ist ein hohes Gut. Jesus hat selbst darum zu seinem himmlischen Vater gebetet, dass seine Jünger eins seien in der Wahrheit und in der Liebe. Die Einheit der an Jesus Christus Glaubenden ist ein Kennzeichen der wahren Kirche. Nur wenn die Jünger Jesu eins sind, können die Menschen zum Glauben daran finden, dass der himmlische Vater Jesus Christus als seinen Sohn in die Welt gesandt hat.

Auch in der gegenwärtigen Zeit ist es nicht immer leicht, die Einheit innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft zu wahren. Das heurige 500-Jahr-Gedenken an die Reformation, die im Jahr 1517 ihren Ausgang genommen hat, ruft uns das Anliegen der Einheit unter den Christen erneut ins Bewusstsein. Wir, die wir zur römisch-katholischen Kirche gehören, anerkennen den Papst als Nachfolger des Apostels Petrus und als sichtbaren Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Der Papst hat kraft seines Amtes die Aufgabe, die Brüder und Schwestern Christi im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32). Seinem Lehramt, welches er im Namen Christi und mit dem Beistand des Heiligen Geistes ausübt, gebührt Achtung und Gehorsam, entsprechend der jeweiligen Stufe der lehramtlichen Verbindlichkeit und Sicherheit. In einem besonderen Fall kann der Papst auf endgültige Weise eine lehramtliche Aussage über Fragen des Glaubens und der Sitten treffen, die das Kennzeichen der Unfehlbarkeit hat. Dies ist jedoch ziemlich selten der Fall. Meist übt der Papst sein Lehramt auf gewöhnliche oder ordentliche Weise aus: durch Predigten, Katechesen, Ansprachen und Lehrschreiben. Davon zu unterscheiden sind private Meinungsäußerungen eines Papstes, wie sie zum Beispiel in Interviews geschehen. Diesen kommt kein lehramtlicher Rang zu.

Beten wir für den Papst Franziskus, dass er sein Amt in Treue zu seinem Auftrag erfüllen kann! Die Kirche ist auf das Bekenntnis des Petrus gegründet; dieses Bekenntnis des Glaubens ist wie ein Fels in der Brandung, der nicht erschüttert werden kann. Die Pforten der Hölle können diesen Felsen nicht überwinden (vgl. Mt 16,18).

Bitten wir Gott den Herrn um die Gaben des Heiligen Geistes! Denn der Heilige Geist führt uns als Gemeinschaft der Glaubenden immer tiefer in die Wahrheit Christi ein (vgl. Joh 16,13). Der Heilige Geist ist der Geist der Liebe, welche die Einheit bewirkt.

Überall dort, wo wir in unseren Pfarren und geistlichen Gemeinschaften, in den Familien, aber auch als einzelne aufmerksam auf das Wort Gottes hören wie die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria, wo wir dem erkannten Willen Gottes bereitwillig folgen wie der heilige Josef, wo wir uns in unserer eigenen Schwäche immer wieder neu dem Herrn anvertrauen wie der Apostel Petrus – da wird die Kirche in ihrer Einheit gestärkt und der Glaube bleibt lebendig.

So können Menschen, die auf der Suche nach Gott sind, ihn in seinem menschgewordenen Sohn Jesus Christus erkennen. Ihn dürfen wir durch unser Leben und unser Wort verkünden! Amen.