www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

... wie Schafe, die keinen Hirten haben!

11. Sonntag im Jahreskreis A (18.06.2017)

L1: Ex 19,2-6a; L2: Röm 5,6-11; Ev: Mt 9,36-10,8


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ (Mt 9,36)

Jesus hatte Mitleid mit den Menschen! Diese Regung seines Herzens zeigt uns seine tiefe Menschlichkeit. Der Erlöser kennt und liebt uns Menschen. Und als er die vielen Menschen sah, da hatte er Mitleid, ja Erbarmen mit ihnen.

Wie aber stellt sich der Zustand dieser Menschen für Jesus dar? Es heißt im Evangelium nach Matthäus, dass sie müde und erschöpft waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Es handelt sich hier nicht so sehr um einen leiblichen Zustand der Müdigkeit und Erschöpfung, sondern es ist eine geistig-seelische Situation, in der sich die Menschen befinden. Sie sind orientierungslos, irren umher; sie hungern nach Leben, nach Glück, nach Sinn – und sie finden kaum das Nötigste, um zu überleben! Dies ist wirklich ein untragbarer Zustand, und Jesus Christus, dem an den Menschen liegt, zeigt seine Liebe, indem er sich dieser Menschen erbarmt.

Die Regung seines Herzens ist kein vorübergehendes Gefühl, sondern verbunden mit einem Entschluss, dieser Not abzuhelfen. Mit Worten aus dem Leben beschreibt er die Situation: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ (Mt 9,37)

Nun jedoch, wie soll hier Abhilfe erfolgen? Wie kann eine Lösung aussehen? Wir würden, rein menschlich gedacht, zu Jesus sagen wollen: Herr, du weißt es und du kannst es. Tu etwas!

Und tatsächlich wird Jesus etwas ganz Entscheidendes in die Wege leiten! Doch bevor er zur Tat schreitet, erinnert er seine Jünger an ihre Mitverantwortung. Worin liegt diese? Sie sollen zu Gott rufen, ja ihn im Gebet bestürmen: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ (Mt 9,38)

Zuerst kommt das Gebet, dann folgt die Erhörung durch die machtvolle Tat Gottes, die er durch den vollbringt, den er in diese Welt gesandt hat: seinen Sohn Jesus Christus.

Womit aber kann der Not der Menschen abgeholfen werden? Genau dadurch, dass Jesus anschließend an diese Worte zwölf seiner Jünger auswählt zu einem besonderen Dienst. Sie werden mit Namen genannt; es sind die zwölf Apostel. Diese Zwölf sendet er aus in seinem eigenen Namen; er schickt sie zu den Menschen, damit sie den Guten Hirten, der er selber ist, gegenwärtig machen und damit sie der Not der Menschen abhelfen.

Verschiedene Aufträge gibt ihnen Jesus; vorerst sollen sie nur zu den Angehörigen des jüdischen Volkes gehen. Erst als der Auferstandene sendet er sie dann aus zu allen Völkern.

Der Hauptinhalt der Botschaft, die sie verkünden sollen, lautet: „Das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 10,7). Jenes wahre Königreich, auf das hin die ganze messianische Sehnsucht des Volkes Israel ausgerichtet ist, ist nahe. Die Heilszeit Gottes bricht an! Für jene, die auf Gott hoffen und warten, die ihm vertrauen, wird sich bald alles zum Guten wenden. Mit dem Kommen Jesu Christi bricht die Königsherrschaft Gottes an. In seinem Leben, in seinem Leiden und Sterben, in seiner Auferstehung und Himmelfahrt zeigt sich bereits die Nähe des Himmelreiches. Diese aufregende und entscheidende Botschaft von enormer Wichtigkeit und Bedeutung sollen die Apostel den Menschen verkünden!

Zum Zeichen der Nähe des Gottesreiches erhalten sie die Vollmacht von Jesus, die Kranken zu heilen und die Dämonen auszutreiben. Jeder körperlichen und seelischen Not wird abgeholfen. Gottes Heil ist nahe und wirksam! Auf diese Weise werden die Menschen Mut und Hoffnung schöpfen; sie werden aufatmen und im Herzen das Vertrauen auf Gott erwecken, der die Seinen hört und erhört und der sie führt durch den Guten Hirten Jesus Christus.

Es ist eine gewaltige Ansage, eine wirklich frohe Botschaft!

Blicken wir uns um in unserer Gegenwart! Die Situation ist manchmal eine ähnliche, in der sich die Menschen erfahren wie zur Zeit Jesu. Viele sind ohne Orientierung und irren umher, obwohl sie materiell gesehen vieles haben. Doch auch die Antwort des Herrn auf die Not der Menschen ist dieselbe: „Bittet den Herrn der Ernte!“ Ruft zu ihm im Gebet; er wird euch erhören.

Und die Aussendung der Apostel setzt sich fort in der Kirche des Herrn: es gibt Bischöfe als Nachfolger der Apostel; es gibt ihre besonderen Mitarbeiter, die Priester und die Diakone. Es gibt außerdem die große Schar der Jünger Jesu, bestehend aus vielen Frauen und Männern. Hierzu zählen alle, die an Jesus Christus glauben, die getauft und vielleicht auch gefirmt sind, die ihm nachfolgen wollen. Alle sind hier mitgemeint, denn uns allen ist die Arbeit und Mitarbeit am Weinberg des Herrn aufgetragen.

Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Situationen. Was immer auch die jeweils richtigen Antworten auf drängende Fragen in der Geschichte der Kirche sein werden, es müssen Antworten sein, die mit dem Evangelium übereinstimmen. Wie groß die Not auch sein mag: Gott ist uns nahe; sein Reich hat schon begonnen, sich auszubreiten und zu verwirklichen. In jeder Lage dürfen und sollen wir unser Herz im Gebet zu Gott erheben und ihn darum bitten, Arbeiter für seine Ernte zu senden!

Ja, die Arbeiter sind bereits unter uns; vielleicht müssen sie selber noch im Herzen dazu erweckt werden. Vielleicht wissen sie selber noch nicht, wozu sie Gott der Herr berufen sind. In diesem Sinn beten wir besonders für alle jene, die in diesen Tagen in den verschiedenen Diözesen und Ordensgemeinschaften die Priester- oder Diakonenweihe empfangen. Zugleich beten wir zu Gott um mitverantwortliche Frauen und Männer, die den geweihten Hirten der Kirche mit Rat und Tat zur Seite stehen und ihre Aufgaben in Familie, Gesellschaft und Kirche mit beherztem Mut erkennen und wahrnehmen.

Wir rufen die Fürbitte der Gottesmutter Maria an, der Königin der Apostel, und wir legen alle unsere Sehnsucht und Erwartung, ja auch alle Not und alle Sorgen hinein ins Herz des Erlösers, welches uns in Liebe und Erbarmen annimmt und uns den Weg zum Leben in Fülle im Himmelreich zeigt. Amen.