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Predigt:

Wo unser Herz zur Ruhe kommt

14. Sonntag im Jahreskreis A (06.07.2014)

L1: Sach 9,9-10; L2: Röm 8,9.11-13; Ev: Mt 11,25-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium dieses Sonntags scheint gut zur Urlaubszeit zu passen, in der sich viele nun befinden. Jesus spricht nämlich davon, dass er seinen Jüngern und allen, die an ihn glauben, Ruhe verschaffen will: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28).

Der Herr hat Verständnis für jene Menschen, die sich mühen und plagen. In allen ihren Sorgen will er ihnen Ruhe schenken für ihre Seele. Damit ist mehr gemeint als das körperliche Ausruhen und das immer wieder nötige Zur-Ruhe-Kommen unseres Geistes. Jesus Christus, unser Erlöser, verheißt uns den Frieden des Herzens: Dieser ist wesentlich ein Friede mit Gott, wie ihn die Welt uns nicht geben kann (vgl. Joh 14,27). Eine derartige Ruhe hat mit Beheimatung zu tun. Denn der Mensch möchte irgendwo zur Ruhe kommen und Frieden finden, da er so oft gehetzt und rastlos unterwegs ist.

Gerade dem modernen und postmodernen Menschen fehlt oft die Orientierung. Er weiß nicht mehr, wo er hingehört. Zwar stehen ihm scheinbar alle Möglichkeiten des Lebens offen, doch die große Auswahl überfordert ihn zugleich. Und außerdem: Was nützen die vielen Möglichkeiten der Wahl, wenn zugleich gesagt wird, es wäre alles beliebig und damit auch willkürlich? Dies aber lässt gerade junge Menschen und Suchende allein. Sie werden hin- und hergerissen von konkurrierenden Wertangeboten und wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen. Allzu schnell werden sie dann das Opfer von falschen Versprechungen, sodass sie dann später ernüchtert feststellen müssen: Ihr Idealismus wurde missbraucht, sie wurden nicht wirklich ernst genommen in ihrem Fragen und Suchen, sondern beiseitegeschoben, wie jemand, der einem lästig fällt, weil er unbequeme Fragen stellt.

Ganz anders handelt hier unser Herr Jesus Christus! Er weiß ja, was im Menschen ist (vgl. Joh 2,25). Wir können von ihm sagen: Niemand sonst kennt Gott den himmlischen Vater und auch den Menschen so gut wie Jesus Christus. Er ist der menschgewordene Sohn Gottes, der vom Vater ausgegangen und in diese Welt gesandt worden ist. Der Vater hat ihm alles übergeben, „niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“ (Mt 11,27).

Zugleich erschließt sich uns Menschen unser Dasein auf Erden in letzter Tiefe nur im gläubigen Blick auf Jesus. Dieser lehrt uns also, wie wir Gott den Vater in rechter Weise anbeten sollen (nämlich „im Geist und in der Wahrheit“, Joh 4,23). Er lehrt uns aber ebenso, wie wir durch die Verwirklichung des Hauptgebotes der Liebe zu Gott und zu unseren Nächsten wahrhaft menschlich werden und so unsere Erfüllung finden. Auf diese Weise nehmen wir das Joch des Herrn auf uns, von dem im Evangelium die Rede ist und das Jesus so beschreibt: „Mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“

Wer von Jesus Christus lernt, der „gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29) ist, der wird in der Verbundenheit mit ihm „Ruhe finden“ für seine Seele. Es ist dies solange wir auf Erden leben noch keine vollkommene Ruhe und Beheimatung, und doch ist es bereits ein zeitweiliges Vorausverkosten der himmlischen Seligkeit.

Das Leben des Menschen auf dieser Welt ist gekennzeichnet durch den Wechsel von Arbeit und Erholung. Mögen wir in dieser Zeit, wo so viele ein wenig Urlaub machen, gerade die Tiefe und Erfüllung unseres Menschseins in der Begegnung mit Gott und dem Nächsten wieder neu entdecken! Dazu schenke uns der Herr auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria seinen Segen, denn er ist in Liebe da für alle, die seine Nähe suchen.

Amen.