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Predigt:

Das Wachstum in der Natur als Gleichnis für das Wort Gottes

15. Sonntag im Jahreskreis A (12.07.2020)

L1: Jes 55,10-11; L2: Röm 8,18-23; Ev: Mt 13,1-23


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gegenüber der Natur als Schöpfung Gottes gibt es zwei extreme, gegensätzliche Einstellungen, die wir bei manchen Zeitgenossen beobachten können.

Durch den Fortschritt der Technik und Wissenschaften hat die Auffassung Zuspruch gefunden, wonach sich der Mensch als unumschränkter Herrscher über die Natur verhalten könne. Ihm stehe es gleichsam zu, sich alle Ressourcen der Erde zu Nutze zu machen, sie auch auszubeuten und sie zu verwerten für seine Zwecke. Eine derartige technisch-instrumentelle Sichtweise sieht auch die Pflanzen und Tiere nicht in ihrem Eigenwert und ihrer Zuordnung zueinander und zum Ganzen der Welt, sondern bedient sich ihrer als Material. Der Mensch scheut dann auch nicht davor zurück, zum angeblichen Nutze des Menschengeschlechts die Natur zu manipulieren und teilweise zu zerstören. Das ist die eine extreme Sichtweise.

Eine andere Sichtweise ist naturfreundlich, aber in der anderen Richtung einseitig. Denn hier wird die unbelebte und belebte Natur als das Höchste überhaupt angesehen; der Mensch wird nur als ein Wesen unter vielen anderen wahrgenommen, und manchmal wird eine derartige Natur auch mythologisch überhöht, wenn z.B. von der Erdgöttin gesprochen wird und ähnliches. In der Esoterik sind solche Auffassungen recht verbreitet.

Der christliche Glaube zeigt uns hier die rechte Mitte zwischen diesen Extremen der Naturverachtung und der Naturvergötzung: Wir erfreuen uns der Natur als Teil von Gottes guter Schöpfung. Der Mensch darf sie in Dienst nehmen, aber er ist nicht ihr unumschränkter Herrscher. Er soll den Eigenwert und die Eigengesetzlichkeit der Natur respektieren und darf nicht einfach nach Willkür das ökologische Gleichgewicht und den genetischen Code der Lebewesen verändern. Ihm ist von Gott eine verantwortliche Fürsorge für die ganze Schöpfung anvertraut. Er soll diese bebauen und behüten wie einen Garten!

Die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer spricht vom Seufzen der Natur als Schöpfung Gottes. Denn auch sie leidet unter den Folgen der Sünde, die der Mensch von Anbeginn an verübt hat. Überall dort, wo sich der Mensch gegen Gott auflehnt und von Gott trennt, schadet er auch sich selbst und der ganzen Schöpfung. Treffend stellt daher Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si‘“, die er vor fünf Jahren veröffentlicht hat, fest:

„Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken. Darum befindet sich unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde, die „seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,22).“ (Nr. 2)

Aber zugleich vermittelt diese biblische Lesung Hoffnung: Denn so wie wir Menschen durch Jesus Christus erlöst und Kinder Gottes geworden sind, so soll auch die ganze Schöpfung zusammen mit dem Menschen von der Unheilsmacht der Sünde und des Todes befreit werden und an der Herrlichkeit der Kinder Gottes teilhaben. Am Ende der Geschichte – so sagt uns das Wort Gottes – steht nicht die ökologische Katastrophe, sondern Gott wird seine gute Schöpfung durch seine Macht vollenden. An uns Menschen liegt es, schon jetzt gut darauf acht zu geben und die artgemäße Entfaltung der Tiere und Pflanzen in ihren jeweiligen Lebensräumen zu ermöglichen und auch die materiellen Ressourcen dieser Erde zu schützen.

Jesus selber hat die Natur als Schöpfung Gottes geliebt und sich gerne dort aufgehalten. In seinen Gleichnissen nimmt er wiederholt Bezug auf Vorgänge der Natur und des Wachstums. So vergleicht er im Evangelium dieses Sonntags die Wirksamkeit des Wortes Gottes mit dem Schicksal der Samenkörner, die vom Sämann ausgesät werden. Zwar fällt nicht alles auf guten Boden, und so manches wird versengt und verdorrt oder in den Dornen erstickt, doch ein bedeutender Teil bringt gute Frucht: 30fach, 60fach oder gar 100fach.

Jesus lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Schicksal des Gotteswortes, das uns verkündet wird. Welche Aufnahme wird es bei uns finden? Bereiten wir ihm einen guten Boden in unserem Herzen? Widmen wir uns in Liebe der Betrachtung dieses Gotteswortes, sodass es bei uns Frucht bringen und unser Leben zum Guten hin verwandeln kann?

Ein enormes Potential liegt im Gotteswort. Davon spricht auch die Lesung aus dem Buch Jesaja. Das Wort Gottes bewirkt, was Gott will und kehrt nicht leer zu ihm zurück. Immer wieder findet es aufnahmebereite Empfänger, glaubende Menschen, die dem Gotteswort in ihrem Herzen Raum geben und sich von ihm ergreifen und formen lassen. Es braucht Menschen wie Maria, die als Jungfrau ganz bereit war für alles, was Gott ihr mitgeteilt hat. In aktiver Hingabe hat sie im Glauben und in der Liebe am Gotteswort festgehalten. So konnte das Wunder der Menschwerdung Gottes Wirklichkeit werden: Gottes ewiges Wort ist in ihrem jungfräulichen Schoß Fleisch geworden. Gott hat zuerst im Herzen der Gottesmutter Wohnung genommen und dann auch in ihrem Leib. So ist uns ein Kind geschenkt worden. Der Sohn Gottes wurde uns geboren, das Wort ist Fleisch geworden.

Was erwartet Gott von uns? Er lädt uns schlicht und einfach ein, an ihn zu glauben und ihm zu vertrauen. Denn sein Wort kann buchstäblich Berge versetzen. Trauen wir es also Gott zu, dass er unser Leben zum Guten hin verwandelt. Schenken wir dem Wort Gottes einen Landeplatz in unserem Herzen. Das Wort des Heiles aber wird Kreise ziehen. Wenn wir ihm Glauben schenken, werden auch andere Menschen mit der frohen Botschaft bekannt werden, und so soll das Heil Gottes möglichst viele Menschen erreichen. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns allezeit! Amen.

Video-Link zur Homilie (Youtube)