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Predigt:

Das Gleichnis vom Unkraut im Weizen

16. Sonntag im Jahreskreis A (20.07.2014)

L1: Weish 12,13.16-19; L2: Röm 8,26-27; Ev: Mt 13,24-43


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Reihe der Gleichnisse vom Reich Gottes setzt sich auch im Evangelium dieses Sonntags nach Matthäus fort. Jesus offenbart die Wahrheit des Heils; denn der himmlische Vater hat ihn in die Welt gesandt. Doch nur im Glauben ist das rechte Verständnis der Worte Jesu und seiner Gleichnisse möglich.

Auch diesmal ist es zunächst ein Gleichnis, das mit der Aussaat und der Ernte zu tun hat. Der Herr des Ackers sät guten Samen aus; über Nacht jedoch kommt sein Feind vorbei und sät Unkraut unter den Weizen. Als dann die Knechte des Gutsherrn das Wachstum sowohl der guten Frucht als auch des Unkrauts bemerken, wollen sie das Unkraut ausreißen. Der Herr des Ackers jedoch untersagt ihnen dies jedoch, denn – wie er sagt – „sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Lasst beides wachsen bis zur Ernte“ (Mt 13,29–30a).

In der Auslegung, die Jesus den Aposteln anschließend gibt, spricht er vom Sämann als dem Menschensohn. Das ist er selber; er sät den guten Samen aus, und dieser gute Samen sind die „Söhne des Reiches; das Unkraut sind die Söhne des Bösen; der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Arbeiter bei dieser Ernte sind die Engel“ (Mt 13,38–39).

Ein Zweifaches fällt uns hier auf: Einerseits spricht Jesus sehr klar vom Ende der Welt und der dann erfolgenden Scheidung der Guten von den Bösen. Gott ist ein gerechter Richter; er ist gewiss nicht auf Rache bedacht, aber er belohnt das Gute und bestraft das Böse. So wird es nach der sichtbaren Wiederkunft des Herrn am Jüngsten Tag im allgemeinen Weltgericht zwei Gruppen von Menschen geben. Die einen, welche Gutes getan haben, werden eingehen dürfen ins Reich des himmlischen Vater; die aber, welche Böses getan haben, sind davon ausgeschlossen und müssen die ewige Qual der Gottferne erleiden.

Hat Gott aber Interesse daran, dass Menschen für immer verloren gehen? Keineswegs! Er „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Und eben deshalb ist der zweite Gesichtspunkt so wichtig: Noch sind wir in dieser Weltzeit, wo alle zur Bekehrung aufgerufen sind. Es wächst zwar so manches Unkraut unter dem guten Samen, doch steht es uns nicht zu, das Gericht Gottes vorauszunehmen.

Wir würden uns versündigen, wenn wir bestimmte Menschen verurteilen und vom Heil ausschließen wollten. Denn dann würden wir mit dem vermeintlichen Unkraut auch den guten Weizen ausreißen. Das Gericht steht nicht uns Menschen zu; Gott allein kennt die Herzen und vermag sie zur Umkehr zu bewegen. Wer jedoch endgültig nicht ins Himmelreich kommen will, den zwingt auch Gott nicht dazu. Ein solcher Mensch schließt sich selber aus. Wir aber dürfen dies von keinem Menschen behaupten, sondern sollen für alle beten, dass sie sich bekehren und zu Gott hinfinden.

Und noch etwas ist wichtig: Wir selber sind ganz persönlich angesprochen. Gott lädt uns ein in sein Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit! So können wir uns fragen: Bin ich bereit dafür, dass ich Gottes Liebe im Herzen aufnehme und gegenüber den Mitmenschen erwidere? Denn genau dies wird entscheidend sein im Letzten Gericht: ob wir die Schwestern und Brüder geliebt und so dem Herrn gedient haben oder ob wir sie verachtet und beiseite geschoben und so auch Gott den Herrn missachtet und ignoriert haben.

Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns auf dem Weg des Guten, sodass wir zum Ziel der ewigen Herrlichkeit im Himmelreich gelangen mögen!

Amen.