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Predigt:

In der Erwartung des kommenden Herrn

1. Adventsonntag A (27.11.2016)

L1: Jes 2,1-5; L2: Röm 13,11-14a; Ev: Mt 24,29-44


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Große Dinge im Leben bedürfen der Vorbereitung. Wir kennen das alle: Da feiert jemand ein Fest, und da wird überlegt: Wie organisiere ich das? Wer wird eingeladen? Wie wird alles ablaufen, was wird es zu essen und zu trinken geben?

Mit dem Advent hat ein neues Kirchenjahr begonnen. Im Kirchenjahr gibt es zwei absolute Höhepunkte: Weihnachten und Ostern, also das Hochfest der Geburt Christi und das Hochfest der Auferstehung des Herrn. Diese beiden größten Feste der Christenheit kennen jeweils eine Vorbereitungszeit: Der Advent und die Fastenzeit sollen uns helfen bei der inneren und äußeren Vorbereitung auf Weihnachten beziehungsweise das Osterfest.

Nun ist sie also wieder da, die (angeblich) „stillste Zeit im Jahr“, wie sie der Dichter Karl Heinrich Waggerl genannt hat. Oder ist der Advent inzwischen vielleicht gar die geschäftigste Zeit des Jahres geworden, wo man von einem Parkplatz zum anderen hetzt und in den Supermärkten und Warenhäusern die preiswertesten Geschenke aussucht, um sie dann nach Weihnachten ohnehin wieder umzutauschen, weil sie einem nicht passen oder gefallen?

Das mag ja in vielen Fällen tatsächlich so sein; doch wer hindert uns, dass wir selber uns ganz persönlich – auch im Kreis der Familie – auf das besinnen, was wesentlich ist? Im Advent, der heuer sogar ganze vier Wochen dauert, liegt eine großartige Chance; diese Zeit ist ein Geschenk für uns selber und für die ganze Kirche. „Bereitet den Weg des Herrn!“ Denn Er ist nahe.

Der Advent zeigt uns: Der Sinn des Weihnachtsfestes ist nicht einfach rückwärtsgerichtet. Denn die Ereignisse im Stall von Bethlehem vor 2000 Jahren weisen in die Zukunft. Gott ist damals Menschen geworden auch für uns Heutige! Mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes ist etwas bleibend Neues in dieser Welt geschehen. Gott hat den Zustand dieser Welt gewandelt, da er selbst einer von uns geworden ist.

Im Advent schauen wir nach vorne, in die Zukunft, die uns verheißen ist. Denn wir erwarten das Kommen des Herrn in Herrlichkeit, und die Feier der Geburt Christi zu Weihnachten holt das damals Geschehene in unsere Gegenwart, damit wir das Reich Gottes als etwas begreifen, das uns allen geschenkt ist und in seiner Fülle zuteilwerden soll. Der Advent als Warte- und Vorbereitungszeit bietet uns die einmalige Gelegenheit, im Gebet mit Gott in Verbindung zu treten. Unser Glaube soll sich vertiefen, indem wir auf das Wort Gottes hören und es im Herzen erwägen. In Taten der Liebe gilt es den Mitmenschen zu begegnen und sie als Schwestern und Brüder in Jesus Christus zu entdecken. So kann der Advent zu einer Zeit werden, die uns kostbar ist und uns wachsen lässt im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe.

Welche Leitgedanken geben uns die Lesungen und das Evangelium dieses 1. Adventsonntags mit für diese Zeit des Advents? Die erste Lesung aus dem Buch Jesaja ist in die von Gott verheißene und eröffnete Zukunft gerichtet: Alle Völker werden herbeikommen, um Gott anzubeten in seiner heiligen Stadt Jerusalem: „Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.“ (Jes 2,3)

In der zweiten Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer werden die Adressaten aufgefordert, die „Werke der Finsternis“ abzulegen und die „Waffen des Lichts“ anzulegen, denn: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tage ist nahe.“ (Röm 13,12) Es handelt sich um den Tag Christi, um sein Erscheinen am Ende der Zeiten.

Den Tag und die Stunde kennt freilich Gott allein; wir sind aufgerufen, stets wachsam und bereit zu sein, wie es das Evangelium nach Matthäus zum Ausdruck bringt.. Der Menschensohn – also der verherrlichte Christus – wird zu einer Stunde kommen, in der wir es nicht erwarten. Denn der Lauf der Geschichte umfasst einerseits das ganz Alltägliche: die Menschen verrichten ihre Arbeit, sie feiern, essen und trinken und heiraten; andererseits sind es immer wieder auch spektakuläre Ereignisse wie Kriege und Naturkatastrophen, welche die Menschen in Angst und Bedrängnis versetzen. Wer aber auf Gott vertraut und das Heil erwartet, wird nicht enttäuscht werden. In Gott hat alles Bestand: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“, sagt Jesus (Mt 24,35).

So dürfen wir diese Adventzeit als Geschenk Gottes dankbar annehmen. Wir wollen an der Hand der Gottesmutter Maria den guten Weg des Glaubens und des Gottvertrauens weitergehen, in der Erwartung von Weihnachten und in der Erwartung der endgültigen Wiederkunft des Herrn in Herrlichkeit. Der Herr aber nehme alle, die auf ihn harren und auf ihn hoffen, einst auf in das himmlische Reich! Amen.