www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Unbeirrbares und unbedingtes Gottvertrauen

20. Sonntag im Jahreskreis A (16.08.2020)

L1: Jes 56,1.6-7; L2: Röm 11,13-15.29-32; Ev: Mt 15,21-28


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das ewige Heil, welches uns Gott schenken möchte, bedeutet eine absolute und umfassende Sinnerfüllung unseres Lebens – sogar über den Tod hinaus. Die Heiligen waren sich der Ewigkeitsbedeutung des irdischen Lebens klar bewusst. Letztlich entscheidend ist es, in den Himmel zu kommen, also der ewigen Gemeinschaft der Liebe mit Gott und allen Engeln und Heiligen teilhaftig zu werden. Dann ist unser Leben gelungen oder geglückt. Und wer möchte nicht, dass dies für einen selbst ganz persönlich zutrifft sowie auch für die eigenen Angehörigen und Freunde?

Jesus Christus ist der Erlöser aller Menschen. Gewiss: Als Mensch entstammte er dem jüdischen Volk, und zwar dem königlichen Geschlecht Davids. Und zuerst galt seine Sendung den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Doch der himmlische Vater hat seinen Sohn im Heiligen Geist in die Welt gesandt, damit er allen Menschen das ewige Heil anbietet und vermittelt. Keiner soll sagen können, dass er nicht eingeladen ist zum Hochzeitsmahl des himmlischen Lebens. Wir alle haben von Gott durch den Erlösertod seines Sohnes am Kreuz gleichsam eine Freikarte in den Himmel erhalten. Wir müssen sie nur einlösen, indem wir an ihn glauben!

In seiner Erdenzeit hat unser Herr Jesus Christus die frohe Botschaft vom Reich Gottes zuerst seinem eigenen Volk verkündet. Dennoch hat es immer wieder Menschen aus den benachbarten heidnischen Gebieten gegeben, die sich der Lehre Jesu und seinem Heilswirken zugewandt haben. Im Evangelium dieses Sonntags ist es eine kanaanäische Frau aus dem Gebiet von Tyrus und Sidon, die Jesus um die Heilung ihrer Tochter bittet, die von einem Dämon geplagt wurde.

Die Jünger Jesu wollen die Frau wegschicken, und auch die erste Reaktion Jesu ist abweisend. Er ist ja „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (Mt 15,24), wie er zu dieser Frau sagt. Doch diese Frau hat Glauben und Vertrauen. Sie lässt sich nicht abweisen, und selbst als Jesus nach damaliger jüdischer Rede- und Denkweise die Juden mit den Kindern und die Heiden mit kleinen Hunden vergleicht, reagiert sie nicht beleidigt, sondern sieht sich ermutigt zu sagen, dass selbst diese Hündchen von den Brotkrumen essen dürfen, die sie vom Tisch ihrer Herren erhalten. Jesus ist beeindruckt vom Glauben dieser Frau, den er ausdrücklich als groß bezeichnet. „Von jener Stunde an war ihre Tochter geheilt“ (Mt 15,28), berichtet uns der Evangelist Matthäus.

Schauen wir auf unser eigenes Leben: Kann es sein, dass wir zwar Gott um Wichtiges und Richtiges bitten, aber dann zu schnell aufgeben? Wenn uns Gott nicht auf Knopfdruck erhört oder wenn er uns scheinbar gar nicht erhört, dann werden manche Menschen mutlos und sagen: „Gott achtet nicht auf mich.“ Und doch erwartet der Herr von uns ein unbeirrbares, kindliches Vertrauen, das sich durch Widrigkeiten aller Art nicht abschrecken und zurückweisen lässt. Letztlich siegt der Glaube! Und Gott möchte, dass wir ganz auf ihn bauen und ihm vollkommen vertrauen. Dann kann und wird er Großes in unserem Leben wirken.

Machen wir noch einen Blick über unseren eigenen Tellerrand hinaus: Wie steht es mit den vielen Menschen, die von Jesus Christus nichts wissen und die nicht an ihn glauben? Wer verkündet ihnen die frohe Botschaft? Hier sind wir als Christen angefragt, dass wir durch unser Leben und unser Wort Zeugnis geben für die Hoffnung, die uns erfüllt. Wir sollen nicht als die berühmten Bremser auftreten, die der Gnade Gottes im Wege stehen, so wie es damals die uneinsichtigen Jünger getan haben, welche die heidnische Frau zurückweisen wollten. Treffend merkt Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (Nr. 47) an: „Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“

Gott möchte vielleicht gerade durch uns dem Mitmenschen, dem wir im Beruf und im Alltag begegnen, zeigen und sagen, dass gerade auch sie oder er zum ewigen Heil berufen ist. Das Himmelreich steht offen für alle, welche darin eintreten wollen!

Bitten wir daher die selige Jungfrau Maria um ihre Fürbitte, damit wir selber durch die Tür des Glaubens ins Reich Gottes eintreten und dass wir auch andere Menschen durch Wort und Beispiel ermutigen, den guten Weg zu gehen. Bei der Vollendung der Welt wird der vielfache Lobpreis aller Seligen des Himmels erschallen, die Gott gewürdigt hat, einzutreten zum Gastmahl des ewigen Lebens. Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)