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Predigt:

Das Zeugnis des hl. Mauritius und seiner Gefährten

26. Sonntag im Jahreskreis A (28.09.2014)

L1: Ez 18,25-28; L2: Phil 2,1-11; Ev: Mt 21,28-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Pfarre Spitz an der Donau feiern wir heute das Patrozinium, also das Fest des Kirchenpatrons: Wir danken Gott, dass er uns das Beispiel des heiligen Mauritius und seiner Gefährten gegeben hat. Sie haben für den Glauben an Christus ihr Blut vergossen und sind als Märtyrer eingegangen in das Himmelreich.

Der christliche Glaube war im römischen Reich noch nicht allgemein anerkannt. Obwohl es bereits viele Christen gab, so wurden sie doch immer wieder verfolgt und bedrängt, ja wegen ihres Glaubens sogar zum Tode verurteilt. So ereignete es sich der Überlieferung nach auch im 3. Jahrhundert, als eine ganze römische Legion christlich geworden war. Die Mitglieder dieser Thebäischen Legion kamen an einen neuen Einsatzort, im heutigen Wallis. Dort hätten sie die Aufgabe gehabt, Mitglieder des christlichen Glaubens aufzuspüren und sie der Anklage und sicheren Verurteilung zum Tode zuzuführen. Doch wie konnten sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren? Sie waren doch selber Christen!

Gemäß den Worten Jesu ist es seinen Jüngern nicht erlaubt, Unrechtes zu tun. Sie sollen lieber selber von anderen Unrecht erleiden als Unrecht zu verüben. Denn Gott gilt es stets mehr zu gehorchen als den Menschen! So sahen es auch die Angehörigen der Thebäischen Legion unter ihrem Anführer, dem Offizier Mauritius. Sie waren als Soldaten bereit, dem Römischen Reich zu dienen und dem Kaiser in allem zu gehorchen, was innerhalb seiner Zuständigkeit lag. Allerdings: Sie wollten in keiner Weise ihren Glauben aufgeben oder kompromittieren. Wenn das von ihnen verlangt würde, so waren sie eher bereit, selbst zu sterben als andere in den Tod zu schicken. In dieser heiligen Bereitschaft zur Hingabe des Lebens zeigte sich ihr wahres Heldentum!

Der heidnische Kaiser Maximianus wollte den Gehorsam der Soldaten erzwingen; da sie sich weigerten, seine verbrecherischen Befehle auszuführen, ließ er jeden zehnten Mann töten. Doch die Soldaten blieben standhaft und harrten aus im Bekenntnis zu Christus. Am Schluss wurde die ganze thebäische Legion ausgelöscht; alle hatten den Märtyrertod für Christus erlitten. Das Ja dieser Christen war ein Ja, und ihr Nein war ein Nein! Sie waren konsequent in ihrem Reden, Handeln und Sterben.

Wir hoffen, dass uns ähnliche Prüfungen unseres Glaubens erspart bleiben. Doch Hand aufs Herz: Ist nicht auch unser Glaube und unser christliches Leben so manchen Prüfungen ausgesetzt? Wer sich heute bemüht, jeden Sonntag zur Kirche zu gehen und die heilige Messe mitzufeiern, tritt schon dadurch ins Blickfeld der öffentlichen Aufmerksamkeit. Und wenn dann der Alltag mit seinen Sorgen und Problemen kommt, wenn es vielleicht hin und wieder im Beruf und im Wirtschafts- und Geschäftsleben die Versuchung gibt, sich die Dinge selber ein wenig zurecht zu rücken, sprich: auf unehrliche Weise etwas zu manipulieren, oder auch wenn vielleicht ein bestimmter Mensch ausgegrenzt wird und alle übrigen schauen zu oder wirken sogar aktiv dabei mit – dann gehört Zivilcourage dazu, dann ist Mut gefordert, um des Namens Christi willen hier die Mitwirkung am Bösen zu verweigern, auch wenn uns dies irdische Nachteile bringen kann.

Denken wir an jene Christen, die zurzeit in Syrien oder im Irak Opfer einer blutigen Verfolgung durch eine Terrororganisation werden, die sich zur Rechtfertigung ihrer Gewalt auf den Islam beruft. Welch ein Missbrauch der Religion, wenn im Namen Gottes dazu aufgerufen wird, andere Menschen zu töten, die diese Überzeugungen nicht teilen und sich nicht unterwerfen wollen!

Der christliche Glaube lehrt uns jedenfalls, nach dem Beispiel Christi, des Herrn, unseren Feinden zu verzeihen und den Hass durch Liebe zu überwinden. Dies bedeutet nicht, dass wir überall nachgeben müssen. Im Extremfall ist es erlaubt, sich gegen einen ungerechten Angriff in Notwehr mit Gewalt zu verteidigen.

Das Blut der Märtyrer, also all jener, die ungerechter Gewalt zum Opfer fallen, ruft zum Himmel. Doch noch mächtiger ist das Blut Christi, des Erlösers. Er hat sein Leben für uns alle hingegeben aus Liebe. In seiner Nachfolge sind wir bereit zum Dienst an den Brüdern und Schwestern, wo es das Gemeinwohl erfordert. Die Fürbitte des heiligen Mauritius und seiner Gefährten stärke uns im christlichen Bekenntnis und ermutige uns zu einem Leben aus der Verbundenheit mit Gott, sodass auch wir einst das ewige und selige Leben in Gottes Herrlichkeit empfangen. Amen.