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Predigt:

Die Seligpreisungen Jesu als Weg zum wahren Glück

4. Sonntag im Jahreskreis A (29.01.2017)

L1: Zef 2,3;3,12-13; L2: 1 Kor 1,26-31; Ev: Mt 5,1-12a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Seligpreisungen Jesu haben es in sich: sie finden sich in der meist zitierten Form gleich am Anfang der Bergpredigt des Matthäus-Evangeliums (Mt 5,3–12). Im Lukas-Evangelium gibt es die Seligpreisungen, verbunden mit Wehe-Rufen, und zwar eingebettet in eine Rede, die Jesus auf dem Feld, also in der Ebene gehalten hat (Lk 6,20–26).

Wenn es nicht so trivial klingen würde, könnte man sagen: Die Seligpreisungen Jesu sind Anleitungen zum Glücklich-Sein! Denn jeder Mensch trägt diese Sehnsucht nach Glück zutiefst in seinem Herzen, und wir jagen diesem Glück oft nach, ohne es wirklich zu finden. Nun aber sagt uns einer, der das menschliche Herz so gut kennt, wie kein anderer, wo das wahre Glück zu finden ist. Ist das nicht eine Botschaft, der wir nachspüren sollten? Sind nicht die Worte Jesu um vieles vertrauenswürdiger als so manche Verheißungen und Versprechungen, die wir täglich zu hören bekommen, zum Beispiel in der Werbung, von Politikern oder von selbsternannten Propheten des Heiles?

Wer sich die Zeit nimmt und die Seligpreisungen Jesu aufmerksam hört oder liest und im Herzen erwägt, der merkt bald, dass es sich nicht um Versprechungen handelt, die sich sozusagen automatisch oder einfach nach Wunsch, wie auf Knopfdruck, erfüllen. Es handelt sich um einen anspruchsvollen Weg, zu dem uns Jesus einlädt. Dieser Weg führt zum Leben in Fülle, und die menschliche Bereitschaft, diesen Weg mit Jesus zu gehen, ist bereits eine Antwort auf das zuvorkommende Wirken der göttlichen Gnade. Gott macht den Anfang; er lädt uns sein. Ja, er will und wird uns auch begleiten, wenn wir den Weg der Seligpreisungen gehen!

Man kann wohl sagen: Wer sich einlässt auf die Weggemeinschaft mit Jesus, wer sich bemüht, ihm nachzufolgen, der erfährt eine innere Verwandlung. Diese ist vielleicht anfangs kaum spürbar, und doch geschieht etwas Großes im Herzen. Gottes Heiliger Geist übernimmt gleichsam die Regie, und zwar in dem Maß, in dem wir uns von ihm leiten lassen. Dieser Geist Gottes erfüllt uns mit Liebe und Freude, er schenkt uns Kraft und erfüllt die Segel unserer Seele mit dem frischen Wind seiner Gegenwart. Der Heilige Geist nimmt uns nicht die Freiheit, sondern bringt sie zu ihrer Höchstform. In der Einheit mit Gott gelangt der Mensch zu vollen Entfaltung der in seine Natur hineingelegten Möglichkeiten; ja die Gnade setzt die Natur voraus, erhebt sie über sich selbst und schenkt uns Menschen Anteil am göttlichen Leben.

Erfüllen sich die Seligpreisungen Jesu schon in diesem Leben oder erst im kommenden? Hier gibt es kein Entweder – Oder. Wenn der Heilige Geist in verborgener Weise in unserem Herzen gegenwärtig ist und uns mit seiner Liebe zum Guten antreibt, dann geschieht bereits hier und jetzt etwas von dem, was uns Jesus verheißt und was sich in seiner Fülle im Reich Gottes zeigen wird. Der christliche Glaube ist also – entgegen einem Vorwurf von atheistischer Seite – keine Vertröstung auf das Jenseits, das es in Wirklichkeit gar nicht gäbe. Gewiss! Der Himmel ist uns verheißen als ewige Gemeinschaft der Liebe und des Lebens mit Gott und allen Heiligen, und darauf freuen wir uns! Zugleich sind wir noch unterwegs und leben auf dieser Welt. Das Reich Gottes ist schon anwesend, zwar im Verborgenen, aber doch wirklich. Wer sich auf die Seligpreisungen Jesu einlässt, darf schon im Heute seines Lebens immer wieder die Wahrheit der Worte des Herrn erfahren!

Blicken wir noch auf ein Beispiel dieser Seligpreisungen!

„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 5,3). Gemeint ist eine innere Haltung, eine Einstellung des Herzens. „Arm sein vor Gott“ versetzt uns in eine Haltung des Empfangens und des dankbaren Beschenkt-Werdens. Nur leere Hände können etwas empfangen. Vor Gott stehen wir immer mit leeren Händen, denn was gibt es, das wir nicht empfangen hätten? Unser Leben als solches ist uns geschenkt sowie all das, was wir in unserem Leben brauchen. Wer meint, dass er ohnehin schon alles hat und sich alles selber verdankt, der überschätzt seine eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Wer vor Gott aus eigener Vollkommenheit gerecht sein will, braucht keinen Erlöser. Eine solche Haltung der Selbstgerechtigkeit hat Jesus oftmals kritisiert, während er ein Freund jener ist, die sich selbst als Sünder wahrnehmen und das Erbarmen Gottes suchen. Diese erhalten Anteil am Reich Gottes.

Auch die übrigen Seligpreisungen lassen sich mit Blick auf das Reich Gottes verstehen, das jetzt schon angebrochen ist und doch noch seiner Vollendung harrt. Greifen wir noch eine weitere Seligpreisung heraus: „Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.“ (Mt 5,5). Auch hier handelt es sich um eine innere Haltung, die bereit ist, auf die gewaltsame Durchsetzung eigener Rechte um jeden Preis zu verzichten. Die Sanftmut zu erwerben ist mitunter eine große Herausforderung. Es handelt sich ja nicht einfach um eine gleichgültige Trägheit, sondern um eine höchst aktive Tugend der Selbstbeherrschung aus Liebe. Die Zürnkraft des Menschen wird auf diese Weise nicht einfach unterdrückt, sondern verwandelt in positive Energien, sodass wir wichtige Aufgaben im Leben mutig angehen und auch die damit verbundene Mühe nicht scheuen. Das Land, welches die Sanftmütigen erben, ist bildlich zu verstehen: es geht um den Anteil am Reich Gottes. Ja, Gott steht auf der Seite der Rechtlosen, der Armen, der Trauernden, der um der Wahrheit willen Verfolgten: ihm dürfen und sollen wir uns allezeit anvertrauen!

Die Seligpreisungen Jesu wenigstens ein Stück weit zu verwirklichen: das ist eine große Aufgabe, ein hohes und wichtiges Ziel. Möge uns hier die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des hl. Josef begleiten! Amen.