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Predigt:

Die je größere Gerechtigkeit Gottes

6. Sonntag im Jahreskreis A (16.02.2014)

L1: Sir 15,15-20; L2: 1 Kor 2,6-10; Ev: Mt 5,17-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Beeindruckend ist die Wucht der Worte Jesu, die er in der Bergpredigt an seine Zuhörer richtet. Es ist eine Vielzahl von Weisungen, in denen er das Gesetz Gottes auslegt. Jesus Christus tritt dabei auf als der Gesetzgeber des Neuen Bundes, gleichsam als „neuer Mose“. Alles, was bisher gegolten hat und den Menschen als Weisung Gottes verkündet wurde, strahlt in einem neuen Licht auf. Denn mit dem Kommen Jesu Christi ist uns Menschen das Gottesreich nahe gekommen.

Wozu ruft Jesus seine Jünger auf? Ihm geht es um eine Gerechtigkeit, die größer ist als die der Pharisäer. Jene haben eine Unzahl von Vorschriften aufgestellt, sich jedoch mit einer äußerlichen Befolgung der Gebote Gottes begnügt. Jesus möchte kein einziges der von Gott kommenden Gebote aufheben; vielmehr zeigt er den Weg zu ihrer vollkommenen Erfüllung. Diese ist möglich, da uns Gott durch den Heiligen Geist mit dem Geschenk seiner Liebe erfüllt. In dieser Liebe haben alle einzelnen Gebote ihren Bestand; von ihr erfahren sie ihr Richtmaß und ihre Mitte.

So will Jesus uns Menschen zu einem verinnerlichten Verständnis der Gebote Gottes hinführen. Nicht nur die äußere Übertretung gilt es zu meiden, sondern das Herz soll sich ganz und radikal vom Bösen abwenden und Gott zuwenden. So gesehen gibt es keinen Kompromiss mit dem Bösen. Nach den Worten Jesu ist es nicht angebracht zu sagen: „Ich meide die ganz schlimmen Dinge, aber im übrigen bin ich großzügig.“ Denken nicht auch heute viele Menschen so? Sie sind zufrieden, weil sie keine Verbrechen begehen und sehen sich allein deshalb schon praktisch sündenlos („Ich bin ja ein guter Mensch; ich tue nichts Böses!“). Mit Humor gesagt: Solche Menschen könnte man gleich auf der Stelle heilig sprechen!

Es soll aber hier nicht um Vergleiche mit anderen gehen, denn da findet jeder eine Ausrede, der sie sucht. Im Blick auf Jesus hingegen werden wir hingeführt zur wahren Erkenntnis unseres Herzens. Unser Herr sagt es ganz klar: Nicht erst die sündhafte Tat ist von Übel, sondern schon die sündhafte Regung im Herzen, soweit wir dieser freiwillig zustimmen. Eben deshalb gilt es wachsam zu sein und selbstkritisch.

Jesus Christus wendet dies an auf wichtige Einzelgebote: „Du sollst nicht töten!“ heißt nicht nur, dass wir keinen Mord begehen dürfen. Wir sollen auch jede Art von Hass und Feindschaft, von Beleidigung und Beschimpfung des Nächsten meiden.

„Du sollst nicht ehebrechen!“ bedeutet nicht nur den Ausschluss jeder Form der ehelichen Untreue, von Scheidung und Wiederheirat, sondern auch die Beherrschung der Gedanken und Vorstellungen, sodass die Treue gegenüber dem rechtmäßigen Ehepartner zuerst schon im Herzen gelebt und eben so die Liebe vertieft wird.

Wir mögen uns fragen: Sind das nicht unerfüllbare Vorgaben? Was verlangt da Gott von uns? Was mutet uns hier die Kirche zu, wenn sie an die Worte Jesu immer wieder erinnert? Die Antwort lautet: Gott kennt uns Menschen; er weiß um unsere Schwachheit und Sündhaftigkeit. Zugleich aber schenkt er den Menschen guten Willens immer wieder seine Gnade. So sollen wir uns stets neu um das Gute bemühen und nicht nachlassen. Da es nicht eigene Leistung ist, wenn wir im Halten der Gebote treu bleiben, sondern zuerst ein Geschenk der Gnade, lasst uns den Himmel bestürmen im Gebet: wir bitten Gott den Herrn um seinen Beistand. Dabei denken wir nicht nur an uns selber, sondern an alle Menschen, gerade auch an jene, die sich schwer tun oder die sich in scheinbar ausweglosen Situationen befinden.

Papst Franziskus hat in seiner Ansprache vor den Bischöfen Österreichs in Rom auf den Segen des Bußsakramentes hingewiesen. Die Gnade der heiligen Beichte möge auch uns wieder erneuern im Streben nach dem Guten; die heilige Eucharistie als Brot des Lebens sei uns Nahrung und Stärkung auf dem Weg, der uns Gott entgegenführt!

Amen.