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Predigt:

Der Herr wird wiederkommen

Christi Himmelfahrt A (01.05.2008)

L1: Apg 1,1-11; L2: Eph 1,17-23; Ev: Mt 28,16-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apg 1,10–11)

Diese Worte aus der 1. Lesung des Hochfestes Christi Himmelfahrt weisen auf ein Ereignis hin, das weit über unsere Vorstellungskraft hinausgeht: Der auferstandene Herr, welcher innerhalb des Zeitraums von 40 Tagen wiederholt den Aposteln, den Jüngern und den gläubigen Frauen erschienen ist, hat diese Zeit seiner sichtbaren Anwesenheit auf Erden dadurch beendet, dass er vor den Augen seiner Jünger in den Himmel aufgefahren ist. Die Wolken nahmen ihn auf, er entzog sich ihren Blicken. Aber was ist dann geschehen? Hat Jesus seine Jünger verlassen? Diese Frage stellen wir uns, da normalerweise im Leben jeder Abschied mit dem Schmerz der Trennung und des vielleicht Nie-Mehr-Wiedersehens verbunden ist.

Jesus Christus selber wollte diesem Eindruck im Vorhinein entgegen treten: Er bereitete seine Jünger auf vielfache Weise schon vor seinem Kreuzestod darauf vor, dass er heimgehen würde zum Vater im Himmel. Zugleich aber wies er darauf hin, dass er ihnen dort eine Wohnung bereiten würde. Schließlich würde er wiederkommen und sie zu sich holen (vgl. Joh 14,2–3).

In die ähnliche Richtung weist die eben gehörte Antwort der Engel, die als Männer in weißen Gewändern beschrieben werden: „Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“

Der Blick wird also auf die Wiederkunft Christi gelenkt, die am Ende der Zeiten in sichtbarer Weise geschehen wird. Das Herz der Jünger soll sich nicht bei ihrer zunächst so verständlichen Trauer aufhalten. Die gläubige Erwartung soll vielmehr auf die Zukunft bei und mit Gott ausgerichtet sein. Und tatsächlich war es in der Zeit der ersten Christen so: Sie warteten voll Sehnsucht auf das Kommen des Herrn, ihr Herz war ausgerichtet auf seine Wiederkunft. Erst später trat die Erwartung der Wiederkunft Christi in den Hintergrund. Vielleicht haben sich manche Christen das Leben hier auf Erden zu bürgerlich eingerichtet, sodass sie gar nicht mehr recht daran glauben, dass der Herr überhaupt kommen wird. Auf die Spitze getrieben würde dann das Gebet eines solchen (Schein-)Christen lauten: „Herr, komme noch lange nicht.“ Im Gegensatz dazu beteten die ersten Christen: „O Herr, komme bald!“

Die Vorstellung der Wiederkunft Christi ist eine Glaubenswahrheit, die uns alle überfordert. Aber im Vordergrund sollte nicht die apokalyptische Vorstellung eines „Weltuntergangs“ stehen mit furchtbaren Katastrophen und anderem, sondern der Gedanke, dass Gott einmal alles vollenden wird. Und auch dort, wo es die Sünde und das Böse gibt und wo wir uns dem Leiden, dem Tod und vielfachem Unglück gegenüber sehen, möchte uns der in den Himmel aufgefahrene Herr Hoffnung schenken. Er ist ja auf unsichtbare Weise bei uns geblieben und hat uns das Geschenk des Heiligen Geistes verheißen. In diesem Heiligen Geist glauben, hoffen und lieben wir und können mit Gottes Hilfe allezeit bestehen, was immer auch kommen mag.

Gottes Liebe triumphiert am Ende der Zeiten: Das ist die Botschaft von der Wiederkunft Christi, von seinem Gericht über Lebende und Tote und von der Auferstehung des Leibes, an die wir glauben. Der Mensch hat gleichsam Ewigkeitswert. Gott selbst möchte uns in seinem himmlischen Vaterhaus für immer bei sich haben. Er schafft am Ende einen „neuen Himmel“ und eine „neue Erde“.

Und auch wenn wir die sichtbare Wiederkunft Christi auf Erden, von der wir weder den Tag noch die Stunde kennen, vielleicht nicht als hier auf Erden Lebende erfahren werden, weil wir längst gestorben sind, so begegnet doch ein jeder von uns dem auferstandenen Herrn bereits in der Stunde seines eigenen Todes. Auch hier glauben wir und vertrauen wir, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern für alle in Christus Sterbenden der Anfang ewiger Vollendung!

Möge uns Gott auf die Fürbitte der heiligen Jungfrau Maria einst bei sich aufnehmen und in den himmlischen Wohnungen ewiges Glück und ewige Freude schenken! Amen