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Predigt:

Gottes Sohn ist wahrhaft Mensch geworden

Hochfest der Geburt des Herrn (Am Tag) A (25.12.2016)

L1: Jes 52,7-10; L2: Hebr 1,1-6; Ev: Joh 1,1-18


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Ist Weihnachten zu einem Fest ohne Inhalt geworden? Man könnte manchmal tatsächlich diesen Eindruck gewinnen, denn immerhin ist Weihnachten für Handel und Kommerz die wichtigste und intensivste Zeit im Jahr. Wie aber sieht es mit unserem Glauben aus? Ist die Botschaft vom Christuskind bei uns angekommen?

Stellen wir uns also ganz bewusst wieder einmal die Frage: Was feiern wir zu Weihnachten? Worum geht es wirklich?

Das Evangelium nach Johannes verkündet uns: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14)

Auch im Glaubensbekenntnis, das wir an jedem Sonntag sowie auch an Hochfesten beten, kommt der Inhalt des Weihnachtsgeheimnisses zum Ausdruck.

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es, dass wir an Gott den Vater glauben sowie „an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.“

Im Großen Glaubensbekenntnis, das auf die Konzilien von Nicäa und Konstantinopel zurückgeht, heißt es noch ausführlicher, dass wir glauben „an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.“

Mit der ganzen Kirche bekennen wir uns dazu, dass die zweite göttliche Person – eben der ewige Sohn Gottes – in der Fülle der Zeit unsere Menschennatur angenommen hat. Auf eine Kurzformel gebracht lautet dies: Gott ist Mensch geworden in seinem Sohn Jesus Christus; er ist einer von uns geworden. Dies bedeutet freilich nicht, als ob sich sein Gottsein in unser Menschsein verwandelt hätte. In der einen Person des göttlichen Wortes sind nun die menschliche und die göttliche Natur vereint. Diese Einheit in Christus ist gegeben, ohne dass sich die Gottheit mit der Menschheit vermischt und ohne dass die Gottheit in der Menschheit aufgeht oder umgekehrt.

Im „Katechismus der Katholischen Kirche“ (Nr. 463) heißt es: „Der Glaube an die tatsächliche Menschwerdung des Sohnes Gottes ist das entscheidende Kennzeichen des christlichen Glaubens: ‚Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott‘ (1 Joh 4,2).“ Und anschließend wird es so verdeutlicht (Nr. 464): „Das ganz einzigartige und einmalige Ereignis der Menschwerdung des Sohnes Gottes bedeutet nicht, dass Jesus Christus zum Teil Gott und zum Teil Mensch wäre oder dass er das Ergebnis einer unklaren Vermischung von Göttlichem und Menschlichem wäre. Er ist wahrhaft Mensch geworden und dabei doch wahrhaft Gott geblieben. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch.“

Dies alles aber ist geschehen um unseres Heiles willen – weil Gott uns liebt! In seiner Liebe, die keine Grenzen kennt, wollte er uns nahe sein und einer von uns werden. So hat sich der Sohn Gottes in seiner Menschwerdung nicht nur mit der Menschheit als solcher, sondern mit einem jeden von uns auf geheimnisvolle Weise verbunden. Gott nahm das Unsere an, also unser Menschsein, damit wir das empfangen, was sein ist, nämlich Anteil erhalten an seinem göttlichen Leben.

Weil wir an den menschgewordenen Sohn Gottes glauben dürfen, sind wir zu Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Die Gnade der Kindschaft Gottes schenkt uns eine unvergleichliche Würde; so sind wir nicht nur nach dem Bild Gottes geschaffen, sondern in Jesus Christus auch zu Kindern Gottes geworden. Wir gehören einem königlichen Geschlecht an und sind eingesetzt als Erben des Himmels.

Diese Einsetzung in die Würde der Kinder Gottes ist jedem Menschen verheißen, denn allen soll die Botschaft des Heiles verkündet und die Gnade der Taufe angeboten werden. Indem Gott sich selber ganz klein macht und als Kind unter uns geboren wird, erhöht er den Menschen zu sich und nimmt uns hinein in die innigste Gemeinschaft seiner Liebe und seines Lebens. Freuen wir uns also mit den Engeln, die Gott das „Gloria“ singen, und auch mit den Hirten, welche in demütigem Glauben und voller Staunen und Freude den Weg zum Jesuskind in der Krippe gefunden haben! Amen.