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Predigt:

Das Vermächtnis seiner Liebe

Gründonnerstag A (17.04.2014)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Nur noch wenige Stunden waren es, die Jesus von seiner Gefangennahme am Ölberg trennten. Bald würde ihn einer seiner Apostel verraten, und auch die übrigen Apostel sollten ihn der Reihe nach im Stich lassen. Ganz bewusst ging Jesus auf das zu, was ihn erwartete. Auch wenn das ungerechte Schicksal seiner Kreuzigung ihm von seinen Gegnern auferlegt wurde, so war es doch er selbst in seiner göttlichen Souveränität, der dieses ihm menschlich drohende Verhängnis zum Akt einer letzten Hingabe aus Liebe machte: zum Opfer der Erlösung im Gehorsam gegenüber dem Willen seines himmlischen Vaters.

Jesus ging aus diesem Leben hinüber in ein anderes; er wollte nochmals Abschied nehmen von seinen Jüngern. Dies tat er im Rahmen des jüdischen Pesach-Mahles. Gemäß frommem Brauch wurde jedes Jahr im Tempel das Paschalamm geschlachtet und dann in den Häusern verzehrt, zur Erinnerung und Vergegenwärtigung der rettenden Tat Gottes im Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Gott schenkt seinem Volk die Freiheit und das Leben.

Das Eigentliche, was Jesus mit seinen Apostel feiern wollte, ging aber über dieses rituelle Paschamahl hinaus: Unter den Zeichen von Brot und Wein machte er sich selbst zu einer Gabe der Liebe für die Seinen. Er verschenkte sich ganz, sein Leben und sein bevorstehendes Leiden und Sterben, und hinterließ in diesem Sakrament das Testament seiner Liebe für uns. Zum Abschied hinterließ uns Jesus nicht „etwas“, sondern sich selbst als Gabe der Liebe. Auf diese Weise wurde durch die Macht Gottes das in der Vergangenheit Verheißene erfüllt, das Zukünftige im Voraus verwirklicht und das Gegenwärtige zur bleibenden Zusage der Nähe Gottes.

Jenes Mahl, dessen Tiefe die Jünger nicht ausloten konnten, ist die Frucht des Opfers der Hingabe, welche sich am Kreuz vollziehen sollte. Die heilige Eucharistie stellt das bleibende Vermächtnis des Herrn an seine Kirche dar. Er ist in ihr gegenwärtig, nicht bloß der Erinnerung nach oder nur im Symbol, sondern wirklich, wahrhaft und wesentlich. Wir beten ihn an als wahren Menschen und Gott unter den Gestalten des Brotes und Weines! Er ist da als der Gekreuzigte und Auferstandene. Christus hat uns nicht verlassen: Er schenkt uns eine neue Form seiner Gegenwart.

Die Liebe des Herrn möchte uns ganz einbeziehen in diese Dynamik der Hingabe. Wer den Leib und das Blut Christi empfängt, soll sich daher prüfen, ob er dafür bereit ist. Wer Christus empfängt, kann dies nicht nur äußerlich oder gewohnheitsmäßig tun. Es geht um die innere Verwandlung des Herzens. Jene Speise wird nicht in uns einverwandelt, wenn wir sie empfangen, sondern wir werden in Christus verwandelt, den wir mit gläubigem Herzen aufnehmen. Sein Fleisch und sein Blut geben uns Leben, stärken uns und formen unser Leben. Dieser Liebe dürfen wir uns immer wieder neu anvertrauen, wenn wir den Leib und das Blut Christi in der heiligen Kommunion empfangen.

In der Kraft dieser Speise sind wir dann aufgerufen, uns einander als Brüder und Schwestern Christi zu lieben und zu dienen. So gehen wir mit Jesus Christus auf dem königlichen Weg des Kreuzes, der einst auch uns zur Vollendung führt! 

Amen.