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Predigt:

In der Erniedrigung des Kreuzes erhöht

Fest Kreuzerhöhung A (14.09.2014)

L1: Num 21,4-9 oder Phil 2,6-11; Ev: Joh 3,13-17


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vom Erhöht-Werden unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz ist diesmal die Rede, und alle Schrifttexte dieses Festes Kreuzerhöhung, das heuer auf einen Sonntag fällt, beziehen sich darauf.

Freilich: Die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Numeri handelt dem unmittelbaren Wortsinn nach von etwas anderem. Das Volk Israel hatte gegen Gott und Mose gemurrt und sich aufgelehnt, da ihnen die Wüstenwanderung sehr zusetzte. Zur Strafe dafür ließ es Gott zu, dass Giftschlangen auftraten und das Leben der Israeliten bedrohten. Als diese ihre Schuld einsahen und bereuten, flehten sie durch Mose zu Gott um Abhilfe gegen die Schlangen. Da wurde dem Mose von Gott gesagt, er solle ein Schlange aus Kupfer machen und sie an einer Fahnenstange aufhängen, sie also dort erhöhen. Wer von einer Schlange gebissen wurde und zur Kupferschlange aufblickte, werde am Leben bleiben.

Das, was religionsgeschichtlich aussieht wie ein magischer Gegenzauber angesichts unheilvoller Bedrohung wird von Jesus in seinem Gespräch mit Nikodemus aufgegriffen und als Vorausbild des Künftigen gedeutet. Denn so „wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.“ Genau dies ist dann Wirklichkeit geworden, als Jesus Christus ans Kreuz genagelt und dieses Kreuz dann aufgerichtet, also erhöht wurde. Nunmehr gilt wirklich: Wer dieses Zeichen anblickt, d.h. wer zu Christus dem Gekreuzigten im Glauben aufblickt, bleibt am Leben. Ihm kann der ewige Tod der Gottferne nichts anhaben, der eine Folge der Sünde ist. Denn im Kreuz ist uns das Heil geschenkt, und Jesus Christus hat durch sein Leiden und Sterben am Kreuz die Sünde und den Tod für immer besiegt.

Diese Wahrheit wird auch in der Lesung aus dem Philipperbrief des Apostels Paulus verkündet: Der ewige Sohn Gottes ist wie ein Knecht geworden. Er hat sich freiwillig erniedrigt in seiner Menschwerdung und hat seinen Gehorsam gegenüber dem himmlischen Vater in Liebe verwirklicht bis zum Tod am Kreuz. Eben darum wurde er von Gott seinem Vater „über alle erhöht“, sodass „alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu“. Denn dieser ist der Herr!

Um die Welt zu retten, hat Gott seinen Sohn in die Niedrigkeit des Menschseins herabsteigen lassen. Freiwillig ist das ewige Wort Gottes einer von uns geworden. Der Knecht Gottes, wie er schon im Alten Testament geheimnisvoll vorhergesagt worden war, unterwirft sich freiwillig der Schmach des Kreuzes, die ihm die Menschen bereitet haben. Doch in der Hingabe des Lebens am Kreuz siegt die Liebe über den Tod. Und sie erweist sich stärker als dieser in der Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

So zeigt uns das Fest Kreuzerhöhung die Art und Weise auf, wie Gott die Welt erlöst. Auch wir sind eingeladen, dem demütigen und erniedrigten Herrn Jesus Christus in unserem Leben nachzufolgen. Dann wird auch für uns gelten: „Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Mt 23,12 b) Denn einmal sollen wir in himmlischer Herrlichkeit teilhaben am Ostersieg Christi!

Amen.