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Predigt:

Ganz schön bist du, Maria, und die Makel der Erbsünde ist nicht an dir

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria A (08.12.2013)

L1: Gen 3,9-15.20; L2: Eph 1,3-6.11-12; Ev: Lk 1,26-38


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Nur mehr wenige Wochen – und wir feiern Weihnachten, das hohe Fest der Geburt unseres Herrn aus der Jungfrau Maria. Neun Monate davor hat Maria ihr Kind Jesus vom Heiligen Geist empfangen; dies feiern wir allerdings nicht heute, sondern am 25. März, dem Hochfest der Verkündigung des Herrn. Heute jedoch, am 8. Dezember, feiert die Kirche die Empfängnis Marias durch ihre Eltern Joachim und Anna; denn neun Monate später, am 8. September ist das Fest Mariä Geburt.

Warum aber feiern wir überhaupt das Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias, das heuer mit dem 2. Adventsonntag zusammenfällt? Zuerst ist es die Dankbarkeit, die uns erfüllt, wenn ein neuer Mensch ins Dasein tritt. Dies geschieht nicht erst bei der Geburt, sondern bereits neun Monate zuvor, eben bei der Empfängnis. Dies wird gerade auch durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Bereich der Genetik und der Embryologie bestätigt. Schon im Moment der Empfängnis ist der Mensch als Ganzer genetisch angelegt und in wichtigen Eigenschaften bestimmt. Der Embryo wächst und entwickelt sich in den nächsten neun Monaten nicht zum Menschen, sondern immer schon als Mensch. Der Mensch ist Mensch von Anfang an. Dies wollen wir gerade im Hinblick auf den unbedingt zu gewährleistenden Schutz des ungeborenen Lebens klar betonen; daran gilt es festzuhalten, und dies soll sich auch in der Rechtsordnung auswirken, sodass kein ungeborenes Kind mehr durch vorsätzliche Abtreibung zu sterben braucht.

Doch bei Maria ist ihre Empfängnis einzigartig: nicht deswegen, weil es wie später bei der Empfängnis Jesu in ihrem jungfräulichen Leib ein Vorgang gewesen wäre, der ohne Zutun eines Mannes stattgefunden hätte, sondern weil das Kind Maria als Folge der ehelichen Vereinigung ihrer Eltern Anna und Joachim ins Leben trat, ohne dass sie von der Erbsünde betroffen gewesen wäre. Maria war vom ersten Augenblick an von der heiligmachenden Gnade erfüllt, das heißt, sie stand schon bei ihrer Empfängnis in der Freundschaft Gottes und war in Liebe erwählt, die Mutter des Erlösers zu werden. Die Kirche bekennt daher als Glaubenslehre, dass Maria „im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde“ (seliger Papst Pius IX., 8. Dezember 1854).

Auch  wenn diese Glaubenslehre erst relativ spät (1854) als Dogma definiert wurde, war es im Grunde immer schon klar für das Glaubensbewusstsein der Kirche, dass Maria von Anfang ihres Lebens ganz heilig war. Anders konnte man sich das Wirken Gottes in ihr im Hinblick auf ihre Berufung zur Gottesmutterschaft nicht vorstellen. Ein indirektes biblisches Zeugnis dafür ist der Gruß des Engels an Maria bei der Verkündigung, der sie als „gratia plena“, als „voll der Gnade“ bezeichnet. Umgekehrt besteht das Wesen der Erbsünde ja gerade im Fehlen der heiligmachenden Gnade, die uns dann in der Taufe als Frucht der Erlösung durch Jesus Christus geschenkt wird. Bei Maria aber ist die Erlösung durch ihren Sohn schon im Voraus wirksam geworden, und darum feiern wir den heutigen Festtag.

In Österreich wurde das Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias schon am 8. Dezember 1647 durch Kaiser Ferdinand III. eingeführt, und zwar als Dank für die Bewahrung Österreichs vor fremder Herrschaft während des Dreißigjährigen Krieges. Während der Nazi-Diktatur konnte das Fest in Österreich nicht mehr gefeiert werden; zum Dank für die Befreiung Österreichs wurde jedoch mit dem 8. Dezember 1955 dieser Feiertag wieder gesetzlich begangen. Dass es in den letzten Jahren zu einer Aushöhlung des Verbots der Ladenöffnung gekommen ist, mag wirtschaftliche Gründe haben. Allerdings geht es uns heute bestimmt besser als in den Jahren nach dem Krieg. Wir sind aufgerufen, uns als katholische Christen des Sinngehaltes dieses Hochfestes wieder bewusst zu werden. Wenn wir die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria auch künftig am 8. Dezember feiern wollen, gilt es durch die Mitfeier der heiligen Messe und den Verzicht auf Einkäufe an diesem Tag ein klares Glaubenszeugnis zu geben.

Vertrauensvoll wenden wir uns an Maria, die unbefleckt empfangene Jungfrau und Gottesmutter! Obwohl sie selber allezeit ohne Sünde war, ist sie doch die „Zuflucht der Sünder“. Sie führe uns hin zu ihrem Sohn Jesus Christus, dem Erlöser der Welt. Amen.