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Predigt:

Laudato sii, o mi Signore

12. Sonntag im Jahreskreis B (21.06.2015)

L1: Ijob 38,1.8-11; L2: 2 Kor 5,14-17; Ev: Mk 4,35-41


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am 18. Juni 2015 wurde die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus über das gemeinsame Haus (der Schöpfung) veröffentlicht; das Schreiben trägt das Datum vom 24. Mai 2015. In der Öffentlichkeit hat dieses Lehr- und Hirtenschreiben eine große Beachtung gefunden: Es ist ja etwas Besonderes, wenn der Papst dem drängenden Thema des Schutzes der Natur und der Umwelt ein eigenes Dokument widmet, und außerdem handelt es sich bei der fortschreitenden Zerstörung der Natur und Umwelt durch den Menschen um ein schwerwiegendes Problem, das zugleich auch den Menschen selber betrifft. Daher hat der Papst mit diesem Schreiben gleichsam einen Weckruf vorgenommen; es ist ein prophetisches Wort, das aufrütteln und zum Nachdenken und Handeln anregen will. Die Adressaten sind alle Menschen guten Willens, aber natürlich in einer besonderen Weise die an Jesus Christus glaubenden Menschen.

In den biblischen Texten dieses Sonntags ist die Schöpfung Gottes ein wichtiges Thema, und so lässt sich hier der Bezug zum Schreiben „Laudato si“ von Papst Franziskus leicht herstellen. In der Lesung aus dem Buch Ijob antwortet Gott aus dem Wettersturm und verweist auf die Urgewalt des Wassers und des Meeres. Der Mensch muss angesichts dessen seine eigene Kleinheit anerkennen. Gott hat in seiner Weisheit und Allmacht alles aufs Wunderbarste geordnet. So schreibt auch Papst Franziskus, dass wir in der Schöpfung die Spuren Gottes erkennen und seine liebevolle Fürsorge wahrnehmen. Ein jedes Geschöpf kündet von der Weisheit und Güte Gottes. Alle zusammen loben und preisen sie Gott. Eben dies hat auch der heilige Franz von Assisi in seinem Sonnengesang zum Ausdruck gebracht, dessen erste Worte den Titel des Schreibens „Laudato si“ ausmachen: „Gelobt sei (der Herr)!“

Die Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther spricht von der neuen Schöpfung, die uns zuteilwird, weil wir durch den Glauben und die Taufe in Christus sind und mit ihm leben. Der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus ist „mit seiner allumfassenden Herrschaft in der gesamten Schöpfung gegenwärtig“. Die Geschöpfe dieser Welt erscheinen daher nicht mehr bloß als „natürliche Wirklichkeit, denn geheimnisvoll umschließt sie der Auferstandene und richtet sie auf eine Bestimmung der Fülle aus“ (Nr. 100). In den Sakramenten zeigt sich die Verbindung der Schöpfung Gottes mit der Ordnung des Heiles und der Erlösung in Christus auf einzigartige Weise. Wir werden durch sinnenfällige Zeichen und Worte geheiligt und mit Gott verbunden. Ein Leitgedanke des Schreibens „Laudato si“ ist es ja, dass wir Menschen mit zur Natur gehören, denn „denn ‚das Buch der Natur ist eines und unteilbar‘“ – wie schon Benedikt XVI. bemerkt hat –  „und schließt unter anderem die Umwelt, das Leben, die Sexualität, die Familie und die sozialen Beziehungen ein.“ (Nr. 6)

Die Verbundenheit Jesu mit der Natur wird im Evangelium dieses Sonntags deutlich: Jesus beruhigt den Sturm auf dem See, und die Elemente der Schöpfung gehorchen ihm. Er ist der wahre Sohn Gottes und zugleich der vollkommene Mensch. „Jesus lebte in vollkommener Harmonie mit der Schöpfung, und die anderen wunderten sich: ‚Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen?‘ (Mt 8,27)“ (Nr. 98). Papst Franziskus ruft die Menschen unserer Zeit zu einer Neubesinnung auf die Werte der Schöpfung auf. Es geht um ein Innehalten und um eine Kurskorrektur gegenüber der ungeheuren Verschwendung der Ressourcen durch verhältnismäßig wenige Menschen auf Kosten vieler Armer und zum Schaden der ganzen Natur.

Die „ökologische Bekehrung“, von welcher der Papst spricht, zeigt sich in der Aufmerksamkeit für Gottes gute Schöpfung, aber auch in der bewussten Hinwendung zu den Armen und Schwachen: so besonders im Schutz der ungeborenen Kinder gegenüber dem Unrecht der Abtreibung, aber auch in der Sorge für alte, kranke und behinderte Menschen. Allen wendet sich Gott in Liebe zu, und wir sollen dem Beispiel der Liebe Gottes folgen, indem wir auf Jesus Christus blicken und ihm in unseren Brüdern und Schwestern dienen. So gelangt einst die ganze Schöpfung zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes (vgl. Röm 8,21).

Amen.