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Predigt:

Glauben ist ein Akt in Freiheit

14. Sonntag im Jahreskreis B (05.07.2015)

L1: Ez 1,28-2,5; L2: 2 Kor 12,7-10; Ev: Mk 6,1b-6


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Haben Sie sich auch schon gefragt, warum die Menschen so unterschiedlich gegenüber dem Glauben an Gott und der Zugehörigkeit zur Kirche eingestellt sind?

Da gibt es die einen, zu denen wir uns wohl auch zählen, die im Herzen fest von der Wahrheit des christlichen Glaubens überzeugt sind und die sich darum bemühen, auf das Wort Gottes zu hören und es im Leben zu verwirklichen. Es gibt aber auch andere Menschen, und gar nicht wenige, die aus unterschiedlichen Gründen nicht an Gott glauben oder die vielleicht eine gewisse Vorstellung von Gott haben, aber sich nicht Christen nennen wollen.

Woran mag das liegen, dass es so unterschiedliche Standpunkte gibt? Skeptiker und Zweifler werden wohl sagen, eben dies sei ein Beweis dafür, dass wir als Menschen gar nicht mit Sicherheit erkennen können, was wahr ist und dass wir von Gott letztlich nichts wissen. Allerdings ist dies eine wenig zufriedenstellende Auffassung, auf der niemand sein Leben aufbauen kann.

Von unserem christlichen Standpunkt aus können wir sagen: Der Glaube an Gott ist ein Beziehungsgeschehen, und gute Beziehungen müssen gepflegt und am Leben erhalten werden, wenn sie Bestand haben sollen. Wenn also jemand die Gottesbeziehung vernachlässigt und nicht mehr betet und auch kaum mehr den Gottesdienst besucht, dann darf er sich nicht wundern, wenn er eines Tages zur Einsicht kommt, dass er nicht mehr an Gott und an all das glaubt, was zum christlichen Bekenntnis gehört.

Der Glaube ist ein Geschehen im Inneren der Person. Die Entscheidung zu glauben oder nicht zu glauben setzt Freiheit voraus. Gott selbst hat uns diese Freiheit gegeben, damit wir sie in rechter Weise gebrauchen. Er lädt uns ein in seine Gemeinschaft, und er hat uns seinen Sohn Jesus Christus gesandt, der uns in verlässlicher Weise Kunde bringt von der Güte und Liebe Gottes! Gott zwingt uns nicht; der Glaube ist immer ein Akt in Freiheit. Denn eben dies macht seine besondere Qualität aus: Gott nimmt uns als Personen ernst. Er schenkt uns die Gnade des Glaubens, setzt aber zugleich unsere Mitwirkung voraus.

In der Lesung aus dem Buch Ezechiel wird der Prophet von Gott zu einem „widerspenstigen Volk“ gesandt. Gott liebt auch diese Menschen, und der Prophet hat die mitunter undankbare Aufgabe, genau dies zu bezeugen, „ob sie dann hören oder nicht“ (Ez 1,5). Denn ihre Freiheit Ja oder Nein zu sagen bleibt ihnen unbenommen.

Der Apostel Paulus schreibt im zweiten Brief an die Korinther von der Not und Bedrängnis, der er immer wieder ausgesetzt ist. Er fühlt sich sogar manchmal ohnmächtig, obwohl er die Zusage der Gnade Christi hat, die ihn stärkt. So will er all dies für Christus ertragen. „Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10) Der Glaube an Gott ist wirklich eine Kraft, die unser Leben trägt!

Im Evangelium nach Markus zeigt sich, dass nicht alle Menschen den Worten Jesu Glauben schenken. Gerade in seiner Heimatstadt Nazareth hat er es schwer. Es heißt sogar: „Er wunderte sich über ihren Unglauben.“ (Mk 6,6) Dies aber zeigt wiederum: Der Glaube ist ein Geschenk der Gnade Gottes, ein Angebot an unsere Freiheit! Obwohl Gott allmächtig ist, zwingt er uns diesen Glauben nicht auf, sondern ermöglicht ihn, sodass wir in voller Freiheit unser Ja zu Gott sagen dürfen. Dies wollen wir auch jetzt wieder tun, wenn wir das Glaubensbekenntnis beten!

Amen.