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Predigt:

Der gute Hirte geleitet uns zum Leben

16. Sonntag im Jahreskreis B (19.07.2015)

L1: Jer 23,1-6; L2: Eph 2,13-18; Ev: Mk 6,30-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“ Klingt das nicht gut, was Jesus im Evangelium zu den Aposteln sagt? Sie haben sich nach ihren Mühen etwas Ruhe verdient, und diese hoffen sie an einem einsamen Ort zu finden. Wir würden in diesen Tagen der Hitze vermutlich hinzufügen: „und auch etwas Abkühlung“.

Wir Menschen haben es immer wieder nötig innezuhalten und die Kräfte des Leibes und Geistes neu zu sammeln. Wer nur arbeitet und sich und anderen keine Ruhe und Erholung gönnt, betreibt Raubbau an seiner Gesundheit und versäumt Wesentliches im Leben. Nicht wenige Menschen legen sich selber Zwänge der Leistung, aber auch des Konsums auf. Selbst die Freizeit will durchorganisiert sein, bis einem vielleicht buchstäblich der Atem wegbleibt.

Eigentlich sollten wir Christen wissen, wie man feiert und sich erholt. Denn der wöchentliche Ur-Feiertag ist der Sonntag. Nicht der Abschluss des Schöpfungswerkes („Gott ruhte am siebten Tag“, Gen 2,2) steht im Vordergrund, wie beim jüdischen Sabbat, sondern die Feier der Auferstehung Christi, die am Tag nach dem Sabbat in aller Frühe erfolgte, noch bevor es hell wurde.

Den Mittelpunkt des Sonntags stellt die Eucharistiefeier dar, also die Heilige Messe. In ihr feiern wir den Tod und die Auferstehung des Herrn. Es handelt sich um keine bloße Erinnerung, sondern um lebendige Vergegenwärtigung.Gott selbst bewirkt auf sakramentale Weise, dass wir am Erlösungswerk teilhaben. Die Liebeshingabe Christi am Kreuz, die vor 2000 Jahren ein für allemal geschehen ist, wird auf unseren Altären in unblutiger Weise erneuert und vergegenwärtigt.

Deshalb ist der Priester, welcher in der Person Christi und in Einheit mit den Gläubigen das heilige Messopfer darbringt, nicht in eigenem Namen tätig, sondern weil er von Jesus Christus dazu gerufen und eingesetzt ist. Schon zu den Aposteln hatte Jesus beim Letzten Abendmahl gesagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Diese Worte Jesu hat die Kirche als bleibenden Auftrag angesehen für die Bischöfe als Nachfolger der Apostel und für die zum Dienst an der Heiligung aller Gläubigen geweihten Priester. Die „Früchte der Erlösung“, d.h. alle Gnaden, die uns Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben erworben hat, werden uns ganz persönlich zugewandt, wenn wir die heilige Messe mitfeiern. In unserem Gebet öffnen wir uns aber zugleich für die Nöte und Anliegen unserer Mitmenschen, ja der ganzen Welt. Wir beten für die Lebenden und Verstorbenen und empfehlen sie alle im Opfer Christi der Barmherzigkeit Gottes!

So gesehen geht von diesem Geschehen eine Kraft aus, die für unseren Alltag Licht, Freude und Hoffnung bedeutet. Denn wenn uns die Liebe Gottes im Opfer Christi und im Mahl seiner Liebe zuteil wird, dann begleitet uns der Herr auf allen Wegen des Lebens. Mögen es auch manchmal schwierige Etappen sein – Gott ist bei uns. Wie ein guter Hirte kennt und liebt er uns, und auch wir sollen füreinander diesen Hirtendienst der Liebe ausüben. Denn kein Mensch darf uns gleichgültig sein; wir alle sind aufeinander angewiesen als Schwestern und Brüder.

Dort wo Menschen füreinander da sind in Liebe und das Wort der Wahrheit, das von Gott kommt, weitersagen und zu leben versuchen, wirkt der Geist Gottes. Dann ist Gott der Herr der eigentliche Hirte aller, die er zum Heil beruft. Zu ihnen spricht der Herr: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.“ (Joh 10,27)

Möge unser Mühen und Arbeiten, unser Ruhen und Feiern hier auf Erden einmal einmünden in die ewige Jubelfeier der Gemeinschaft mit Gott und allen Heiligen im Himmel!

Amen.