www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

In wacher Erwartung des Kommenden

1. Adventsonntag B (30.11.2014)

L1: Jes 63,16b-17.19b; 64,3-7; L2: 1 Kor 1,3-9; Ev: Mk 13,24-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Mit dem heutigen Tag – es ist der 1. Adventsonntag – beginnt eine besondere Zeit. Sie dauert zwar nur einige Wochen, aber sie ist so kostbar und einzigartig, dass es sich lohnt, gut auf sie acht zu geben.

Es gilt ja schon ganz allgemein von unserem Leben, dass es wertvoll ist und wir es auf gute und fruchtbringende Weise verbringen sollten. Der Advent aber ist eine Zeit des Aufmerkens, der inneren Wachsamkeit, der ausgespannten Erwartung auf das je Größere, das uns entgegen kommt und dem wir entgegen gehen.

Aber was ist dieses je Größere? Worauf richtet sich unsere tiefste Sehnsucht? Wonach verlangt unser Herz wirklich? Es will Ruhe, Erfüllung und Frieden finden in der Fülle des Schönen, Wahren und Guten. Dieses Höchste und Beglückendste unseres Lebens können wir uns aber nicht selber schaffen. Wir vermögen es nicht herzustellen, nicht zu machen, nicht zu berechnen und nicht zu organisieren. Alle Aktivität, alles menschliche Können versagt vor diesem Anspruch.

Aber wieso? Weil es Liebe ist, die wir erwarten. Liebe von Gott in unendlicher Fülle und Seligkeit! Dieses Größte von allem lässt sich nicht machen, nicht herbeireden oder herbeirufen oder gar herbeizwingen. Es bleibt ein freies Geschenk Gottes, der sich uns zuneigt und offenbart. Menschliches Leistungsdenken und irdische Großartigkeiten versagen gegenüber der unüberbietbaren Neuheit des Reiches Gottes. Das Tor des Himmels kann uns nur Gott selber öffnen. Eben deshalb ruft der Prophet Jesaja zu Gott: „Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir.“ (Jes 63,19b)

In das Reich Gottes können wir nur eintreten wie ein Kind. Das heißt, es muss uns geschenkt werden, und wir sind erst dann dafür bereit, wenn wir Empfangende sind: gläubig, demütig, vertrauend, hingebungsvoll. Genau darum geht es im Advent!

Gott macht uns das Größte aller Geschenke: er gibt sich uns in seinem Sohn und schenkt uns in ihm alles, was wir erwarten und ersehnen. Die Einzigartigkeit dieses Geschenkes aber will in Sehnsucht erwartet werden. Ohne Advent kein Weihnachten; ohne adventliche Haltung des Herzens kann Gott auch in unserem Leben nicht ankommen.

Was hilft uns konkret bei dieser Vorbereitung? Suchen wir die Momente der Stille, des Innewerdens, um gerade so zum Eigentlichen zu finden! Dann werden wir aufmerksam für das Wohl unserer Mitmenschen; wir fördern die familiären Werte und nehmen uns bewusst Zeit zum Gebet. Ein Leitwort aus der Heiligen Schrift oder eine kurze Lesung kann uns durch den Tag begleiten. Gottes Wort ist wie ein Licht auf unserem Weg. Es erhält uns in der Wachsamkeit des Herzens, sodass wir bereit sind für das Kommen des Herrn.

Auch unser Gemüt bedarf der rechten Einstimmung. Dies geschieht durch adventliche Zeichen wie den Adventkranz; durch schöne Bräuche, durch gemeinsames Singen adventlicher Lieder und das Beisammensein im trauten Kreis der Familie oder von guten Freunden.

Wenn uns im Bußsakrament das Geschenk der Versöhnung mit Gott und der Kirche zuteilwird, dann sind wir wahrhaft bereit für das Kommen des Herrn! Die Gottesmutter Maria weise uns durch ihr heiliges Beispiel und durch ihre Fürbitte den Weg zum Erlöser, der uns Leben und Heil schenken will sowie eine jedes irdische Maß sprengende Freude, die für immer und ewig währt.

Amen.