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Predigt:

In Freiheit Gott dienen

21. Sonntag im Jahreskreis B (23.08.2015)

L1: Jos 24,1-2a.15-17.18b; L2: Eph 5,21-32; Ev: Joh 6,60-69


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Freiheit ist ein kostbares Gut. Die meisten Menschen schätzen sie hoch, und dies mit Recht! „Niemals hatten die Menschen einen so wachen Sinn für Freiheit wie heute, und gleichzeitig entstehen neue Formen von gesellschaftlicher und psychischer Knechtung.“ So formulierte es vor 50 Jahren – am 07. Dezember 1965 – das 2. Vatikanische Konzil (in Gaudium et spes, Nr. 4; vgl. auch Nr. 17).

Die Frage lautet daher, besonders für uns Christen: Wie gehen wir mit dieser kostbaren Gabe, mit diesem Geschenk Gottes um? Denn die Freiheit ist uns anvertraut und zeigt die Würde des Menschen. Sie braucht aber ein Ziel. Denn nur in der Wahl des Wahren, Guten und Schönen findet die Freiheit ihre Erfüllung.

Von dieser wichtigen Aufgabe des Menschen, gut mit seiner Freiheit umzugehen, handeln auch die Schrifttexte dieses Sonntags!

In der alttestamentlichen Lesung aus dem Buch Josua versammelt eben dieser Anführer alle Stämme Israels in Sichem. Es geht um eine grundlegende Richtungsentscheidung: Wem wird das Volk Gottes in Zukunft dienen – dem Herrn, der es aus Ägypten heraus geführt hat, oder fremden Göttern, die in Wirklichkeit gar keine Götter sind? Josua und sein Haus, also seine Verwandtschaft, wollen jedenfalls dem Herrn dienen! Dieses gute Beispiel aber regt auch die anderen Mitglieder des Volkes Israel zum Nachdenken an, und sie bekunden übereinstimmend: „Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.“ (Jos 24,18b)

Die Lesung aus dem Epheserbrief des Apostels Paulus hat fürs erste gesehen wenig zu tun mit dem Thema der Freiheit. Es geht ja um die christliche Ehe. Die Männer sollen ihre Frauen lieben, so wie Christus die Kirche geliebt hat und sich für sie hingegeben hat (vgl. Eph 5,25). Die Frauen wiederum sollen sich ihren Männern unterordnen wie Christus, dem Herrn (vgl. Eph 5,22). So gelangen sie zu wahrer Einheit und führen einander in Christus zur Heiligkeit. Allerdings: Wie wird denn eine Ehe überhaupt geschlossen? Nur indem beide Teile – die Frau und der Mann – nach reiflicher Überlegung in voller Freiheit ihr Jawort abgeben! So ist auch hier die Freiheit ganz grundlegend. Ohne diese kann es keine gültige Ehe geben. Zugleich aber zeigt sich hier der Sinn wahrer Freiheit: Sie möchte sich binden an die geliebte Person, und zwar für immer! Wir können daher sagen: Die Freiheit ist um der Liebe willen da. Denn die Liebe setzt Freiheit voraus. Nur in Freiheit können Menschen einander lieben und in der Ehe für immer treu sein und offen für die Kinder, die Gott ihnen schenken will.

Nun sind wir beim Evangelium nach Johannes angelangt, das eine Fortsetzung der Eucharistischen Rede Jesu in Kafarnaum darstellt. Weil die Worte Jesu vom Brot des Lebens, das er selber ist, als so unerhört empfunden werden, wollen sich viele von ihm trennen. Was unternimmt Jesus dagegen? Hält er sie auf? Redet er ihnen gut zu, dass sie doch zurückkommen? Natürlich ist ihm um jeden leid, der ihn verlässt, und dennoch respektiert er die Freiheit der Menschen. Er lässt jene gehen, die dies selber wollen. Sogar seine Apostel stellt er vor die Entscheidung: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67) Dies wäre durchaus möglich gewesen. Und doch macht sich in jener Stunde der Krise Petrus zum Sprecher der übrigen Apostel. Er legt ein Glaubensbekenntnis ab und sagt ganz klar: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68) Nicht weil Petrus keine andere Wahl hätte, bleibt er – und mit ihm die übrigen Apostel – bei Jesus. Sie haben vielmehr klar erkannt, dass er es ist, von dem die Propheten geweissagt haben. Der Glaube, den Petrus bekennt, setzt Freiheit voraus. Und hier bekennt es Petrus freudig: „Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Joh 6,69)

Als Christen dürfen und sollen wir uns der eigenen Freiheit dankbar bewusst sein! Gott dienen heißt ja ihm in Freiheit und in Liebe angehören. Das Leben, das uns Gott geschenkt hat, bietet uns viele Herausforderungen und Chancen. Diese gilt es kraft unserer Freiheit und mit Hilfe der göttlichen Gnade zu bestehen! So wollen wir jeden Tag aufs Neue mit frohem Herzen das Unsere tun und in allem auf Gottes Schutz und Beistand vertrauen!

Amen.