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Predigt:

Eine klare Glaubensentscheidung

21. Sonntag im Jahreskreis B (26.08.2018)

L1: Jos 24,1-2a.15-17.18b; L2: Eph 5,21-32; Ev: Joh 6,60-69


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

An Gott glauben heißt sich für Gott zu entscheiden. Das Fürwahrhalten all dessen, was Gott geoffenbart hat und uns durch seine Kirche zu glauben lehrt, ist wichtig. Aber es reicht noch nicht aus, um das zu beschreiben, worum es beim Glauben wirklich geht: Hier lässt sich der Mensch ganz auf Gott ein, der zu uns spricht in seinem Sohn Jesus Christus!

Glauben ist in diesem Sinne eine Lebensentscheidung. Wir können diese Entscheidung nicht einfach so nebenbei treffen. Zu glauben oder nicht zu glauben – das berührt uns zutiefst; da geht es um das Innerste unserer Person!

Das haben die jüdischen Zuhörer Jesu damals sehr gut begriffen, als er in ausführlicher Weise vom Brot des Lebens gesprochen hatte, das ihnen der himmlische Vater schenken würde. Sie spürten: Entweder lassen wir uns ganz darauf ein oder wir lassen es bleiben. Und tatsächlich wandten sich viele ab von Jesus und verließen ihn. Er jedoch nahm nichts von seinem Wort und vom Anspruch seiner Sendung zurück. Er wollte die Menschen in ihrer Freiheit respektieren, selbst dann, wenn sie sich im Unglauben von ihm abwandten!

Wie aber werden die Jünger Jesu reagieren? Es gibt ja eine kleine Gruppe von Menschen, die ihn inzwischen schon sehr gut kennen, die ihm vertrauen, die ihm nachfolgen. Werden auch sie ihn verlassen? Gewiss: Einer ist dabei, der sich in seinem Herzen schon von Jesus abgewandt hat und der ihn später verraten wird: Judas. Aber die Übrigen? Was ist mit denen?

Der Apostel Petrus macht sich zum Sprecher der Jünger Jesu. Obwohl Simon Petrus keineswegs fehlerfrei ist, darf er in diesem Augenblick durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes erkennen, wer Jesus wirklich ist, und er bringt dieses Bekenntnis machtvoll zum Ausdruck. Seine Antwort auf die Frage Jesu: „Wollt auch ihr weggehen“ kennen wir: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Joh 6,67–69)

Das bedeutet soviel wie: Du, Jesus, lehrst uns in Wahrheit den Weg Gottes. Dir dürfen wir ganz vertrauen. Auf dich haben wir unser Leben gebaut und werden auch in Zukunft auf dich setzen, im Leben und im Sterben.

Gewiss, das ist ein hoher Anspruch, und wir wissen, dass die Apostel all dem nicht immer gerecht geworden sind. Und doch nimmt Jesus ihren guten Willen an! Er schickt sie nicht fort, sondern lädt sie ein, weiterhin bei ihm zu bleiben und gleichsam in seine Schule zu gehen. In der Gemeinschaft mit ihm erfahren sie, wie sich das Reich Gottes die Bahn bricht. In den Worten Jesu, in seinen Taten, in den vielen Heilungen und Exorzismen, in den Totenerweckungen und all dem übrigen Wunderbaren zeigt sich, dass Gott sich uns Menschen zuwendet und uns in seine Gemeinschaft beruft. Das ist die Chance des Lebens; diese Chance gilt es nicht zu versäumen!

Der moderne Mensch tut sich manchmal schwer mit klaren Entscheidungen. Er hält sich lieber alle Optionen offen und meint dabei, seine Freiheit zu gewinnen. Doch die Freiheit, die so überaus kostbar ist, braucht ein Ziel. Sonst bleibt der Mensch als ewig Unentschiedener übrig, der nicht weiß, was er will. Und anstatt in seinem Herzen Erfüllung zu finden, bleibt da nur Leere und Enttäuschung.

Wenn hingegen ein Mensch angesichts dessen, was uns Gott im Leben Großes und Schönes zeigt, irgendwann eine Lebensentscheidung trifft, dann ist dies die Erfüllung seiner Freiheit. Freiheit existiert um der Liebe willen. Weil wir von Gott aus Liebe erschaffen und zur Liebe berufen sind, darum hat er uns die Freiheit gegeben. Setzen wir also diese Freiheit ein für Ziele, bei denen es sich lohnt!

Das geschieht dann, wenn ein Brautpaar sich endgültig füreinander entscheidet und im Ja-Wort der Ehe kundtut, dass sie jetzt für immer zusammengehören. In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser heißt es: „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ (Eph 5,31; vgl. Mt 19,5–6; Mk 10,8–9; Gen 2,24)

Ein sinnvoller Einsatz der Freiheit geschieht auch dann, wenn andere wichtige Lebensentscheidungen getroffen werden, die mit einer Berufung zu tun haben. Wir dürfen an die Entscheidung einer jungen Frau denken, die sich in den heiligen Gelübden eines Ordens für immer bindet, oder an das Treueversprechen bei der Diakonen- und Priesterweihe. Auch eine besondere soziale oder berufliche Aufgabe erfordert eine klare Entscheidung, mitunter für ein ganzes Leben.

Und natürlich ist der Glaube selber eine solche Grundentscheidung, die wir als Christen zu treffen haben und die unser ganzes Leben prägt! Im Taufversprechen widersagen wir dem Bösen und bekennen wir uns im Glauben zum dreieinigen Gott. Als Christen wissen wir, wo wir zu stehen haben. Das ganze Leben ist sozusagen eine Einlösung und Erneuerung dieses Taufversprechens – natürlich unter der Voraussetzung, dass wir es ernst meinen und es mit der Gnade Gottes auch halten wollen!

Dazu aber brauchen wir stets neu Ermutigung und Unterstützung. Niemand kann allein glauben. Wir glauben in der Gemeinschaft der Kirche. Diese zeigt sich konkret im sonntäglichen Gottesdienst. Da erfahren wir unsere Zusammengehörigkeit im Glauben und bestärken uns gegenseitig. Der Sonntagsgottesdienst ist so kostbar und so wertvoll, weil Gott selbst uns seinen Sohn schenkt und wir dieses Geschenk der Liebe annehmen wollen. Wir alle brauchen den Sonntag, und so darf ich uns alle stets neu zur Teilnahme an der Sonntagsmesse ermutigen! Dies ist auch dann sinnvoll, wenn es manchmal mit Opfer und Überwindung verbunden ist, zum Beispiel mit einem längeren Geh- oder Anfahrtsweg zur Kirche.

Wenn Jesus uns fragen würde: „Wollt auch ihr gehen?“, dann möchten wir ihm antworten: Herr, du kennst unsere Schwachheit und unsere Unvollkommenheit. Doch weil du uns liebst, werden wir bleiben. Wir wollen bei dir bleiben und uns durch das Vorbild und die Fürbitte aller Heiligen geleiten lassen! Die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria und der heilige Josef haben durch ihr Lebensbeispiel gezeigt, dass unser Glaube die Ganzhingabe des Herzens miteinschließt. Gott aber schenke uns in seiner Liebe die Gnade, stets treu zu sein und die ewige Vollendung im Himmelreich zu erlangen! Amen.