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Predigt:

Wahre Gerechtigkeit vor Gott

22. Sonntag im Jahreskreis B (30.08.2015)

L1: Dtn 4,1-2.6-8; L2: Jak 1,17-18.21b-22.27; Ev: Mk 7,1-8.14-15.21-23


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Worin zeigt sich das Recht-Sein eines Menschen? Ist ein jeder, von dem die Menschen sagen, er handle gut, auch wirklich im Herzen gut? Was zählt wirklich vor Gott? Darauf geben uns die Lesungen dieses Sonntags eine Antwort.

Im alttestamentlichen Buch Deuteronomium geht es um die Vorzüge des Gesetzes Gottes. Dieses ist höchst weise und allseitig gerecht, denn es ist nicht Menschenwerk, sondern hat seinen Ursprung in Gottes Weisheit, Macht und Liebe. Zugleich aber ist es uns Menschen nahe, und wir können die wesentlichen Inhalte auch mit unserer Vernunft erkennen. Es geht darum, die Ordnung Gottes in der Schöpfung nachzubuchstabieren. Gerade die Menschen unserer Zeit begreifen immer mehr, wie wichtig es ist, im Einklang mit der Natur als Gottes Schöpfung zu leben! Dazu zählt wesentlich – wie auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si‘“ ausgeführt hat – der Schutz des Lebens überhaupt und vor allem auch des menschlichen Lebens sowie die Sorge um eine menschenwürdige Lebensform in Ehe und Familie. Papst Franziskus hat die Einführung eines weltweiten jährlichen Gebetstags für die Schöpfung jeweils für den 1. September bekanntgegeben, an dem sich die Katholische Kirche gemeinsam mit anderen christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften beteiligt.

Der Jakobusbrief zeigt den engen Zusammenhang auf zwischen der Verehrung Gottes und der tatkräftigen Hilfe für die Mitmenschen, die sich in Not befinden. Dies geht so weit, dass jemandem der lebendige Glaube abgesprochen wird, der achtlos an der Not seines Mitmenschen vorübergeht oder ihm die Hilfe verweigert (vgl. Jak 2,14–20). Besondere Sorge soll den Schwächsten der Gesellschaft zukommen; hier werden genannt die Waisen und Witwen. Wir könnten aktuell hinzufügen: die Flüchtlinge. Genau hier liegt gewiss eine große Herausforderung an unsere Mitmenschlichkeit, die wir im Glauben an Jesus Christus annehmen und bewältigen sollen!

Das Evangelium nach Markus zeigt uns den Herrn Jesus Christus als wahren Lehrer eines gottgefälligen Lebens. Nicht das Äußere zählt, sondern auf das Innere – also auf das Herz – kommt es an. Denn was nützen all die vielen Vorschriften des jüdischen Gesetzes, die sich auf das Reinhalten von Gefäßen und Gegenständen beziehen, wenn die Reinheit des Herzens fehlt? Da kann ein Mensch noch so sehr die Töpfe, Tassen und Teller polieren: Wenn er innerlich voll Bosheit ist, voll Habsucht, Gier und Unreinheit, dann bewirkt er vor Gott überhaupt nichts mit seiner Sorge nach außen hin.

Es geht tatsächlich um die Erneuerung des Herzens. Dies aber ist uns nur möglich, wenn wir durch Glaube, Hoffnung und Liebe in lebendige Gemeinschaft mit Gott treten. Er kann unser Herz reinigen und verwandeln; er vermag das Herz von Stein aus unserer Brust zu nehmen und es durch ein Herz von Fleisch zu ersetzen, wie es im Buch Ezechiel (11,19) heißt. Gerade jetzt, wenn wir in der heiligen Messe das Opfer Christi feiern, sollen wir auch selber zu einer Gabe der Liebe werden für Gott und die Mitmenschen. Legen wir daher auch alles Unvollkommene auf den Altar, uns selber, wie wir sind: Gott möge uns auf die Fürbitte der seligen Jungfrau Maria annehmen und neu schaffen, sodass wir wahrhaft Menschen der Liebe sind und es auch in unseren Taten nach außen hin beweisen!

Denn wir Menschen sollen mit der Gnade Gottes mitwirken; die wahre Gerechtigkeit selbst ist ein unverdientes Geschenk Gottes, das dem Menschen zuteilwird, der auf Gottes Liebe baut und sich ihm ganz anvertraut.

Amen.