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Predigt:

Von der wahren Umkehr des Herzens zu Gott

22. Sonntag im Jahreskreis B (02.09.2018)

L1: Dtn 4,1-2.6-8; L2: Jak 1,17-18.21b-22.27; Ev: Mk 7,1-8.14-15.21-23


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In der Größe und Schönheit der Schöpfung können wir die Spuren der Weisheit und Liebe Gottes, des Schöpfers, erkennen (vgl. Weish 13,5; Röm 1,20). So begeht die Kirche zusammen mit anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober eine sogenannte „Schöpfungszeit“.

Die Aufmerksamkeit und liebevolle Achtsamkeit gegenüber den Gaben Gottes soll uns als Christen stets auszeichnen. Denn die Welt ist uns anvertraut wie ein Garten, den es zu hüten gilt (vgl. Gen 2,15). Wir dürfen nicht egoistisch alles an uns raffen und in despotischer Weise über die Welt herrschen; denn dann riskieren wir die Zerstörung unserer eigenen Lebensgrundlagen sowie wesentlicher Bereiche der Tier- und Pflanzenwelt. Wir tragen dann nicht bei zur Entfaltung der Natur, sondern beeinträchtigen ihre Schönheit!

Der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz ermutigt dazu, dass wir „durch unseren Lebensstil“ und „den nachhaltigen Einsatz unserer Mittel“ einen wesentlichen „Beitrag für eine gute Zukunft leisten“. Es geht in dieser Schöpfungszeit um Themen wie Umwelt, Armut, Flucht und Wirtschaft, die allesamt einer christlichen Sichtweise bedürfen und einen Einsatz aus dem Glauben erforderlich machen.

In der Lesung aus dem Jakobusbrief werden wir daran erinnert, dass alle guten Gaben von Gott dem Schöpfer kommen. Wir Menschen aber sind als Erlöste „gleichsam die Erstlingsfrucht seiner Schöpfung“ (Jak 1,8). Dem Menschen kommt also eine besondere Würde zu: er ist nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen und zur ewigen Seligkeit bei Gott im Himmelreich berufen. Dies bedeutet aber nicht, dass wir als Menschen gleichgültig und achtlos an den übrigen Geschöpfen vorbei gehen oder sie gar zerstören dürften. Im Gegenteil! Uns Menschen kommt eine besondere Verantwortung zu, da wir hier auf Erden gleichsam in Stellvertretung Gottes des Schöpfers für die übrigen Geschöpfe – also für Tiere und Pflanzen und die Umwelt insgesamt – eine Mitsorge ausüben sollen.

Natürlich dürfen wir auch die Ordnung der Werte nicht umkehren: es wäre falsch, sich mehr um die Tiere und Pflanzen zu kümmern als beispielsweise um Menschen in Not. Die Lesung aus dem Jakobusbrief erinnert daran, dass wir als Christen für Waisen und Witwen da sein sollen, wenn sie in Not sind (vgl. Jak 1,27). Damit sind alle übrigen Notleidenden mitgemeint, und auch wenn uns manche Menschen nicht sympathisch sind oder wir sie lieber nicht bei uns haben wollen: Dort, wo jemand Hilfe braucht und wir sie ihm geben können, begegnet uns dieser Mensch eben als unser Nächster!

Die Päpste der letzten Jahrzehnte haben auf den Zusammenhang zwischen der Sorge für die Natur und der Sorge für den Menschen hingewiesen. Beides gehört zusammen: Ökologie und Humanökologie. Nun aber können wir uns fragen: Wo liegt die eigentliche Wurzel für die vielen Probleme, denen die Welt und die Menschen ausgesetzt sind? Denn die Alarmglocken läuten, wenn wir die Zerstörung der Natur wahrnehmen, dort, wo Pflanzen und Tiere genetisch manipuliert werden, dort, wo sogar der Mensch in seiner Unversehrtheit und Würde zum Gegenstand des Konsums und der Ausbeutung wird, dort, wo der Mensch als solcher nichts mehr gilt, sondern nur mehr beurteilt wird nach dem, was er leisten oder nicht mehr leisten kann, wo also die Kosten- und Nutzenfrage im Vordergrund steht.

Jesus sagt uns im Evangelium, dass die wirklich schlimmen Dinge – also das Böse – seinen Ursprung in falschen Entscheidungen des Herzens hat. Das Böse kommt nicht von außen in den Menschen hinein, sondern aus dem Herzen des Menschen kommen gute oder böse Gedanken, Wünsche und Entschlüsse (vgl. Mk 7,21). Dies alles wirkt sich dann auch nach außen hin aus. So wie das Herz eines Menschen ist, so zeigen sich seine Taten. Ein guter Baum bringt gute Früchte, ein schlechter Baum schlechte (vgl. Mt 7,17).

Die Botschaft lautet also: Gib acht auf dich selbst! Achte auf dein Herz und wende dich Gott zu, damit er dein Herz reinige und es mit Liebe erfülle!

Wir wissen, dass wir immer wieder zum Bösen geneigt sind. Damit wir solchen Versuchungen kraftvoll widerstehen können, brauchen wir die Hilfe Gottes. Diese wird uns zuteil im Gebet, im Empfang der Sakramente und durch den Beistand guter Menschen. Wenn wir ein lauteres und reines Herz haben, dann werden auch unsere Taten gut sein. Wenn wir in Frieden miteinander leben, dann werden wir auch mit der Schöpfung als solcher in Harmonie und Frieden leben.

Ökologische Umkehr“ bedeutet also nicht zuerst den Einbau neuer Filteranlagen in Fabriken und so manches mehr (was durchaus sinnvoll ist), sondern es geht um die Bekehrung unseres Herzens zu Gott hin. Erst wenn wir unser Herz der Liebe zu Gott und zum Nächsten geöffnet haben, dann werden auch all die anderen Maßnahmen in ihrer Sinnhaftigkeit anerkannt und begriffen. Dann sucht der Mensch nicht mehr nach Schlupflöchern im Gesetz, wie er gewissen Auflagen entkommen kann, sondern er weiß, dass es nötig ist, die Tugenden des rechten Maßes, der Dankbarkeit und der Solidarität zu pflegen. Nur dann können wir auch die sogenannten „Klimaziele“ erreichen.

Wenn wir dem Heiligen Geist in unserem Herzen Raum geben, zeigt sich die Nähe des Reiches Gottes. Denn das Paradies erwarten wir nicht hier auf Erden, sondern als Geschenk Gottes, der uns liebt und der Himmel und Erde in seiner Macht vollenden wird! Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns dabei. Amen.