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Predigt:

Der Bund Gottes mit den Menschen gewährt Leben und Segen

22. Sonntag im Jahreskreis B (29.08.2021)

L1: Dtn 4,1-2.6-8; L2: Jak 1,17-18.21b-22.27; Ev: Mk 7,1-8.14-15.21-23


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gott hat einen Bund der Liebe mit uns Menschen geschlossen. In geschichtlich greifbarer Gestalt hat dies begonnen mit den Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob; dann aber war es das ganze Volk Israel, welches in diesen Bund mit Gott einbezogen war. Der Bund Gottes mit uns Menschen besagt: Gott hat uns erwählt, weil er uns liebt. Er steht uns bei und leitet unser Leben.

Aber zu einem Bund gehört auch die andere Seite: Deshalb war das Volk Israel verpflichtet, sich an das Gesetz des Bundes zu halten, an die Torah, die göttliche Weisung. Dann würde sich das gemeinsame und private Leben in geordneten Bahnen vollziehen; das Volk sollte mit Frieden und Gerechtigkeit gesegnet sein; sein Feinde könnten ihm nichts anhaben. Und so wird in der Lesung aus dem Buch Deuteronomium das Gesetz Gottes gepriesen. Die Gebote des Herrn weisen den rechten Weg. Mose sagt zum Volk: „Hört und ihr werdet leben …“ (Dtn 4,1).

Dieser Bund Gottes mit seinem Volk wurde durch Jesus Christus, den Sohn Gottes, auf die Menschen aller Völker und Nationen ausgeweitet. Er selbst ist der Mittler des Neuen und Ewigen Bundes, den er mit seinem Blut am Kreuz gestiftet hat. Gott führt sein Volk: das sind wir alle, die an Christus glauben und ihm nachfolgen. Der gute Hirte leitet uns auf die Weide des ewigen und seligen Lebens. Wir brauchen nichts zu befürchten, wenn wir uns an Gott halten, der uns liebt.

Jesus aber hat die grundlegenden sittlichen Gebote nicht aufgehoben, sondern ihren wirklichen Sinn geoffenbart. Nicht um eine rein äußerliche Befolgung von menschlichen Gesetzen geht es. Gott möchte, dass wir im Herzen zum Guten hin verwandelt werden und wie ein guter Baum gute Früchte bringen. Nicht äußere Speisen können den Menschen verunreinigen, sondern aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen und die guten Gedanken, Worte und Werke. Die Kraft zum Guten aber schenkt uns Gott; seine Liebe ist mächtiger als die Sünde und kann auch unser Herz verwandeln.

Im Evangelium werden die Zuhörer Jesus aufgefordert zu unterscheiden: Was sind menschliche Satzungen und was sind göttliche Gebote? Der jeweilige Stellenwert ist unterschiedlich, und sollte eine menschliche Satzung sinnlos sein oder gar einem göttlichen Gebot widersprechen, dann gilt jedenfalls, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen. So hat es auch immer wieder Menschen gegeben, die um ihres Gewissens willen gegenüber diktatorischen oder totalitären Machthabern die Freiheit verteidigt haben, die uns Gott geschenkt hat und die er gesichert wissen will. Jesus geht es darum, dass die Menschen auf das blicken, was wirklich zählt, nämlich die Gesinnung des Herzens.

Auch in der Corona-Zeit ist es wichtig, den Blick für das Wesentliche zu bewahren: Was wirklich zählt, ist immer noch der Mensch in seiner Würde. Und wenn jemand unsere Hilfe braucht oder auf uns angewiesen ist, dann dürfen wir nicht kleinlich sein und uns hinter einem Paragrafen oder einer menschlichen Vorschrift verschanzen. Der Sinn von einzelnen Regelungen, die speziell in dieser Situation gelten, ist ja, dass wir uns und andere möglichst wirksam vor Krankheit und Schaden schützen. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten öffnet uns die Augen des Herzens, sodass wir alles Nötige und Gebotene in innerer Freiheit und mit einem guten Unterscheidungsvermögen tun, um auf diese Weise Gott und den Menschen zu dienen.

Die Lesung aus dem Jakobusbrief erinnert uns daran, dass wir alles Gute Gott verdanken. Wenn uns aber so viel geschenkt ist, dann sind wir aufgerufen, auch für unsere Mitmenschen da zu sein und besonders für jene zu sorgen, die Not leiden. Auf diese Weise legen wir Zeugnis ab für Gott, den guten Vater, der uns alle einst in die Gemeinschaft seines seligen und ewigen Reiches im Himmel rufen will.

(Bei der Erntedankfeier in Trandorf:)

Heute danken wir Gott dem Herrn für alle Gaben aus der Natur, die wir im letzten Jahr empfangen haben. Der Mensch trägt durch seiner Hände Arbeit dazu bei, dass eine gute Ernte eingebracht wird. Doch das Wachstum und Gedeihen der Früchte des Feldes und des Waldes liegt nicht in unserer Macht. Gott der Schöpfer hat der Natur ihre Kräfte geschenkt, und vieles ist abhängig von einem günstigen Wetter und anderen Voraussetzungen, die der Mensch nicht beeinflussen kann.

Das, was wir empfangen, wollen wir in Dankbarkeit genießen und zum Guten nutzen. Es ist auch wichtig, dass wir uns ein offenes Herz für die Mitmenschen bewahren und mit den Notleidenden teilen. Dann wird auch unsere Freude noch zunehmen: Denn geteilte Freude ist doppelte Freude! Und Gott der Herr möchte, dass wir seine guten Gaben zu schätzen und zu würdigen wissen.

Amen.