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Predigt:

Je eine Hütte für Jesus, Mose und Elija

2. Fastensonntag B (01.03.2015)

L1: Gen 22,1-2.9a.10-13.15-18; L2: Röm 8,31b-34; Ev: Mk 9,2-10


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Rabbi, wir wollen drei Hütten bauen …“ Mit diesen Worten reagierte der Apostel Petrus auf das ihm und den übrigen Anwesenden unbegreifliche Geschehen der Verklärung Jesu auf dem heiligen Berg.

Zuerst hatte sich alles in den vertrauten Bahnen des Lebens mit Jesus abgespielt: Petrus, Jakobus und Johannes durften mit ihm auf einen hohen Berg gehen. Gewiss war auch das schon etwas Besonders, doch was dann geschah, stellte alles Bisherige in den Schatten! Es kam zu einer alle natürlichen Erfahrungen der Jünger übersteigenden Offenbarung von Gottes Herrlichkeit in Jesus Christus. War ihnen Jesus zuvor ganz als Mensch begegnet – und er war und ist ja auch wirklich ein Mensch unter den Menschen –, so zeigt sich jetzt der Glanz seiner Herrlichkeit. Seine Gottheit strahlt durch seine Menschheit hindurch; dieses Leuchten von innen her verwandelt den Leib Jesu, und seine Kleider erscheinen strahlend weiß.

Doch nicht genug: Auf einmal sind zwei weitere Männer anwesend, die aus dem Alten Testament bekannt sind – nämlich Elija, der große Prophet, und Mose, der Gesetzgeber und Anführer des Volkes beim Auszug aus Ägypten und bei der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste. Was die zwei wohl mit Jesus zu besprechen haben? Ihre Anwesenheit weist darauf hin, dass sich das Gesetz und die Propheten auf Jesus beziehen. Der Alte Bund erfüllt sich im Neuen und Ewigen Bund, den Gott in Jesus Christus mit den Menschen schließt.

In dieser außerordentlichen Situation der Begegnung von Personen aus unterschiedlichen Zeiten der Geschichte müsste es dem Petrus eigentlich die Sprache verschlagen. Immerhin heißt es im Evangelium, dass er nicht wusste, was er sagen sollte; die Jünger waren vor Furcht benommen. Es muss eine heilige Ehrfurcht vor dem Großen gewesen sein, das sie erleben durften. Und doch formuliert Petrus dann jene anfangs zitierten Worte, mit denen er Jesus anredet: „Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“

Haben diese Worte – auch wenn sie in Verlegenheit und Ratlosigkeit ausgesprochen wurden – vielleicht doch einen tieferen Sinn? Zum ersten anerkennt Petrus, dass der eben erlebte Zustand der Verherrlichung Jesu und der Anwesenheit von Mose und Elija etwas darstellt, was er und die übrigen Apostel nie mehr verlieren möchten. Trotz ihrer inneren Erschütterung muss die Apostel eine übergroße Freude erfüllt haben, und sie wollten die Gegenwart des verherrlichten Herrn und der beiden alttestamentlichen Zeugen nie mehr vermissen müssen. Eben deshalb sagt Petrus ja: „Es ist gut, dass wir hier sind.“ Warum aber will er drei Hütten bauen? Petrus denkt zuerst an das Wohl Jesu und seiner Gesprächspartner. Die eigene Behausung ist ihm nicht so wichtig. Wenn nur Jesus sowie Mose und Elija gut untergebracht sind … – damit sie bleiben!

Weshalb lässt sich dieser Vorschlag des Petrus nicht umsetzen? Warum geht Jesus nicht darauf ein? Weil die Zeit noch nicht gekommen ist, um sich friedlich auf dem Berg des Trostes niederzulassen. Die Verklärung Jesu ist eine zwar wichtige, aber doch nur vorübergehende Episode in seinem Leben. Ihm steht in Kürze sein Leiden und Sterben am Kreuz bevor, und erst danach wird er endgültig eingehen in die Herrlichkeit des himmlischen Vaters, wenn er von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist.

Was bedeutet das für uns, die wir in der Nachfolge des gekreuzigten und auferstandenen Jesus stehen? Auch uns lädt der Herr ein, zuerst das Kreuz des Lebens in Geduld und mit der Hingabe der Liebe zu tragen, bevor er uns zum Hochzeitsmahl des ewigen Lebens führt. Es mag gewiss auch für uns in diesem irdischen Leben Stunden des Trostes und des Glückes geben. Das sind dann „Taborerlebnisse“, die uns mit Dankbarkeit und Freude erfüllen. Zugleich aber gilt es nicht stehenzubleiben, sondern fortzuschreiten: dem kommenden Herrn entgegen. So werden wir einst teilnehmen dürfen an all dem Großen und Schönen, was uns Gott in der Gemeinschaft seiner Liebe in seinem ewigen Reich schenken will!

Amen.