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Predigt:

Regina caeli, laetare, alleluja!

2. Sonntag der Osterzeit B (11.04.2021)

L1: Apg 4,32-35; L2: 1 Joh 5,1-6; Ev: Joh 20,19-31


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Heilige Schrift berichtet uns von zahlreichen Erscheinungen des Auferstandenen: Jesus ist den gläubigen Frauen erschienen, die sich am Ostermorgen aufmachten, um das Grab Jesu zu besuchen und um den Leichnam Jesu zu salben, wie es der jüdischen Begräbnissitte entspricht. Vor allem wird Maria Magdalena erwähnt, welcher der auferstandene Herr begegnet ist. Dann erschien er dem Petrus und den übrigen Aposteln. Im Evangelium des 2. Ostersonntags zeigt er sich dem Apostel Thomas, der nicht dabei war, als sich Jesus den übrigen Aposteln offenbart hatte. Thomas konnte sich nun auch persönlich dessen versichern, dass Jesus lebt. Er bekannte ihn als seinen Herrn und Gott!

Doch wie ist es mit Maria, der Gottesmutter? Von ihr wird zwar im Johannes-Evangelium ausdrücklich berichtet, dass sie unter dem Kreuz Jesu stand und dass ihr der sterbende Herr seinen Jünger Johannes anvertraute: „Frau, siehe dein Sohn!“ Der Jünger aber sollte für Maria Sorge tragen (vgl. Joh 19,25–27). Und Maria, die in ihrem Herzen auf geistige Weise all das mitlitt, was ihr Sohn erduldete, harrte im Glauben aus, da sie darauf vertraute, dass Gott das Heilswerk des Erlösers vollenden werde. In den Evangelien fehlen aber Berichte darüber, dass der auferstandene Herr seiner Mutter Maria erschienen sei. Die Rede ist erst dann wieder von Maria, als sie inmitten der Apostel und Jünger sowie der gläubigen Frauen im Abendmahlssaal ausharrte und betend den Heiligen Geist erwartete, dessen Gaben dann zu Pfingsten ausgegossen wurden über die Kirche (vgl. Apg 1,14; 2,1–4).

Warum wird Maria nicht erwähnt? Ist sie keine Zeugin der Auferstehungsbotschaft? Ist ihr Jesus nicht erschienen? Das kann man sich schwer vorstellen, doch wird es Gründe geben, warum diese Begegnung des auferstandenen Herrn mit seiner Mutter diskret erfolgt ist und im Verborgenen geblieben ist. Erst später hat die hymnische Dichtung der Kirche das „Regina caeli“ formuliert, wo zum Ausdruck kommt, dass Maria auf einzigartige Weise die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, ihrem Sohn, erfahren durfte. Die Freude Marias war übergroß und wird in diesem Hymnus besungen, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und als „marianische Antiphon“ in der Osterzeit das Gebet „Der Engel des Herrn“ ersetzt.

Der Text lautet in deutscher Übersetzung folgendermaßen:

Freu dich, du Himmelskönigin, Halleluja.

den du zu tragen würdig warst, Halleluja,

er ist auferstanden, wie er gesagt, Halleluja.

Bitt Gott für uns, Halleluja.

Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria, Halleluja,

denn der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja.

Lasset uns beten. Allmächtiger Gott, durch die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, hast du die Welt mit Jubel erfüllt. Lass uns durch seine jungfräuliche Mutter Maria zur unvergänglichen Osterfreude gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.

Derselbe Jesus also, den Maria als ungeborenes Kind unter ihrem Schoße trug, ist auferstanden! Darüber freut sich Maria, und zwar nicht einfach wegen der Tatsache ihrer Mutterschaft, sondern vor allem deshalb, weil sie Jesus im Glauben empfangen und geboren hat. Dieser Glaube hat sie Zeit ihres Lebens begleitet, und Maria hat den Glauben und das Vertrauen auf Gott auch in den dunklen Stunden des Karfreitags bewahrt. Sie darf darum jetzt im Himmel teilhaben an der Freude des Auferstandenen.

Wenn unser Glaube geprüft wird und wir in die Schule des Leidens gehen müssen, dann soll uns der vertrauensvolle Blick auf Maria mit Hoffnung und Zuversicht erfüllen. Sie vereinigte sich unter dem Kreuz Jesu als Schmerzensmutter mit dem Leiden Christi und mit den Leiden aller Menschen. Ihre Fürbitte möge uns Anteil schenken an der Osterfreude des Herrn! Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)