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Predigt:

Martin von Tours: Die Welt mit Liebe erfüllen!

32. Sonntag im Jahreskreis B (11.11.2018)

L1: Ez 47,1-2.8-9.12; L2: 1 Kor 3,9c-11.16-17; Ev: Joh 2,13-22


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am 11. November feiert die Kirche den Gedenktag des heiligen Bischofs Martin von Tours. Er ist der besondere Freund der Kinder, die ihn durch Martinsumzüge ehren.

Gottesliebe und Menschenfreundlichkeit haben den heiligen Bischof ausgezeichnet. Vorher war er ein Soldat im römischen Heer gewesen. Dann lernte er den christlichen Glauben kennen und bereitete sich auf die heilige Taufe vor. Zu dieser Zeit muss es gewesen sein, dass er in der Nähe von Amiens seinen Mantel mit einem Bettler teilte. In der Nacht darauf erschien ihm Christus und sagte ihm, er habe diesen Mantel mit ihm geteilt. Denn wer einem von diesen Geringsten Gutes tut, tut es dem Herrn (vgl. Mt 25)!

Die Werke der Liebe, die wir dem Nächsten erweisen, erfüllen unser Herz mit Freude. Wer Gutes tut, erfährt die Nähe Gottes des Herrn. So wurde auch eine Witwe belohnt, die mit den letzten ihr verfügbaren Mitteln den Propheten Elija verköstigte, wie uns die Lesung aus dem ersten Buch der Könige berichtet. Es herrschte eine Hungersnot, weil es nicht regnete. Zum Lohn für ihre Wohltat sprach Gott durch den Propheten zur Witwe: „Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der Herr wieder Regen auf den Erdboden sendet.“ (1 Kön 17,14)

Die Lesung aus dem Hebräerbrief verkündet uns: Jesus Christus ist als ewiger Hoherpriester ein für allemal für uns am Kreuz gestorben, um die Sünden der Menschen hinweg zu nehmen. Wir sind durch ihn gerettet und mit Gott versöhnt. Der Himmel ist geöffnet; wir dürfen eintreten in das Reich Gottes. So gesehen brauchen wir den Tod nicht zu fürchten, auf den das Gericht folgt (vgl. Hebr 9,27); denn wir haben einen Anwalt im Himmel, der für uns eintritt, Christus den Herrn. Jede Feier der heiligen Eucharistie vergegenwärtigt auf sakramentale Weise das Opfer der Liebe, welches uns erlöst hat von aller Sünde und allem Bösen. Dankbarkeit soll unser Herz erfüllen für die großen Wohltaten Gottes an uns! Und eben diese innere Haltung öffnet unser Herz für die Menschen in Not.

So war auch eine Witwe bereit, ihr ganzes Geld in den Opferkasten zu werfen, dem Jesus gegenüber saß, wie wir im Evangelium nach Markus hören. Reiche kamen und warfen viel Geld in diesen Opferkasten; die arme Witwe gab scheinbar wenig, und doch war es alles, was sie besaß. Jesus spricht ein Lob für diese edle Frau aus! Denn die anderen „haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“ (Mk 12,44).

War es nicht unvernünftig von dieser frommen Frau, dass sie alles hergegeben hat? Es mag so scheinen, und doch sieht Jesus den Glauben und die Liebe dieser Frau, welche sie bewogen haben, so zu handeln. Die Reichen handeln scheinbar vernünftig, weil sie zwar im Verhältnis zu der Frau viel geben, in Wirklichkeit aber keinen Schaden leiden durch ihre Spende. Ihre Liebe ist gering, und was sie tun, fällt daher vor Gott nicht ins Gewicht. Die arme Witwe hingegen, deren Opfer die anderen keinen Wert beimessen, hat gleichsam eine gut verzinsliche Anlage im Himmel angelegt und wird ihres Lohnes bei Gott nicht verlustig gehen.

Kehren wir noch einmal zurück zum heiligen Bischof Martin! Er war ein mutiger und weitsichtiger Bischof, der aus dem Glauben an Jesus Christus lebte. Es war ihm ein Anliegen, die seelische und körperliche Not der Menschen zu lindern.

Auch wir brauchen einen wachen Blick für das, was nottut. Die Verhältnisse haben sich gewandelt, und doch erkennen wir als Christen einen Auftrag in unserer Zeit. Viele Menschen haben keinen Bezug zu Gott; sie sind orientierungslos und trotz ihres Wohlstandes manchmal verzweifelt. Es ist ein Werk der geistlichen Barmherzigkeit, wenn wir ein gutes Wort für sie finden und wenn wir Fürbitte für sie bei Gott einlegen. Jede und jeder von uns hat einen besonderen Auftrag im Leben; Gott ruft uns ganz persönlich und hat uns an einen Ort hingestellt, wo wir und nur wir in eigener Verantwortung das Gute tun sollen. Es kommt darauf an, die Welt mit Liebe zu erfüllen. Weil nicht wir die Welt retten können – dies hat Jesus Christus längst schon getan durch sein Opfer am Kreuz –, ist uns aufgetragen, in unserem Wirkungsbereich den Glauben zu bezeugen und zu leben. Wie ein Sauerteig dürfen wir als Christen in der Welt wirken. So zeigt sich die Nähe des Reiches Gottes!

Das Übrige wollen wir getrost dem Herrn überlassen; er kennt die Zeit und die Stunde der Gnade für jeden Menschen. Wir empfehlen alle Lebenden und Verstorbenen der Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef, ihres Bräutigams, sowie auch des heiligen Bischofs Martin! Amen.