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Predigt:

Elisabeth von Thüringen als Helferin der Armen

33. Sonntag im Jahreskreis B (14.11.2021)

L1: Dan 12,1-3; L2: Hebr 10,11-14.18; Mk 13,24-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der heutige Sonntag nennt sich Elisabeth-Sonntag oder auch Caritas-Sonntag. Papst Franziskus hat ihn zum „Welttag der Armen“ erklärt. Damit ist auch schon ein Hinweis auf die Bedeutung dieses Sonntags gegeben: Es geht um die christliche Nächstenliebe, welche von der heiligen Elisabeth von Thüringen auf beispielhafte Weise verwirklicht worden ist.

Die besondere Opfersammlung dieses Sonntags gilt im Namen der Caritas den notleidenden Menschen im Inland, also in Österreich. Not hat bekanntlich viele Gesichter, und gerade die wirkliche Not drängt sich nicht auf. Sie ist dennoch vorhanden. Gemäß einer aktuellen Erhebung sind 2,7 % der österreichischen Bevölkerung, also 233.000 Menschen, materiell erheblich eingeschränkt. Darunter fallen Haushalte mit geringem Einkommen, sodass wesentliche Güter nicht leistbar sind. Kinder, Frauen im Alter, Alleinerzieherinnen und Langzeitarbeitslose sowie chronisch Kranke sind besonders gefährdet durch Armut und Not.

Es ist gut, dass es die organisierte Hilfe im Namen der Caritas und anderer Vereinigungen gibt. Nötig sind freilich auch strukturelle Verbesserungen; hier sind die Verantwortungsträger in Politik und Gesellschaft gefragt. Unersetzbar bleibt stets der eigene Blick über den Tellerrand, das heißt, das für den Nächsten offene Herz und die aktive Bereitschaft dort zu helfen, wo Hilfe nottut. Und selbst dann, wenn wir überfordert sind oder als einzelne nicht viel ändern können, sind kleine Zeichen der Liebe und der Solidarität möglich, die den betroffenen Menschen Mut machen und ihnen zeigen, dass sie nicht vergessen sind.

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg, am 14. Februar 1920 wurde die Caritas der Diözese St. Pölten gegründet. Im Gründungsprotokoll wurde festgehalten: „Damit beginnt ein wichtiger Abschnitt der sozialen Tätigkeit der Katholiken der Stadt und der Diözese St. Pölten. Eingedenk der Verheißung Christi: ‚Was ihr dem Geringsten unter den Brüdern tut, habt ihr mir getan‘, wird diese Arbeit reichen Segen auf alle herabziehen.“ Diese Worte haben ihre Gültigkeit bis heute bewahrt. Wir sind motiviert, für die Mitmenschen da zu sein und ihnen zu helfen: und zwar aus dem Glauben an Jesus Christus. Gott hat uns seine Liebe gezeigt, indem er in Jesus Christus Mensch geworden ist und unser Schicksal auf Erden geteilt hat. Er wollte auf einfache und anspruchslose Weise sein Leben in Verbundenheit mit den Armen dieser Erde verbringen. Nicht nur die materielle Armut stellt ein Problem dar, sondern auch die geistig-seelische Verwahrlosung vieler Menschen mitten im Wohlstand. All dieser sollen wir uns annehmen und die Menschen so auch näher zu Gott führen, der uns den Reichtum seiner Liebe schenkt und uns zu seinen Kindern macht.

Wie aber können wir die Schrifttexte dieses Sonntags in Beziehung setzen zu diesem Auftrag? Es sind ja diesmal Texte mit einem endzeitlichen Bezug. Wir werden daran erinnert, dass das Leben auf dieser Erde irgendwann einmal für uns zu Ende geht. Ja, die ganze Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen und wartet dennoch voll Sehnsucht darauf, dass das Geschenk der Erlösung in seiner Fülle offenbar wird. Denn die göttliche Verheißung lautet, dass wir durch den Tod hindurch der ewigen Vollendung im Himmelreich entgegen gehen.

Gerade diese Botschaft war für die heilige Elisabeth von Thüringen in höchstem Maß motivierend, ihr junges Leben einzusetzen für den Dienst an den Armen. Sie gab alles hin, was sie besaß, nachdem ihr Mann Ludwig gestorben und ihre Kinder versorgt waren. Elisabeth wusste, dass das Leben hier auf Erden kostbar ist – gerade weil wir einmal sterben müssen. Sie setzte alle ihre Kräfte und Talente bewusst ein, um Gutes zu tun und so Jesus Christus in den Ärmsten der Armen zu dienen. So war ihr kurzes Leben doch auch ein erfülltes und gesegnetes. Im Angesicht des Todes, der sie mit 24 Jahren ereilte, brauchte sie das, was sie an Gutem getan hatte, nicht zu bereuen. Voll innerer Freude ging sie Christus entgegen, den sie mit ganzem Herzen liebte. So ist sie auch für uns ein Beispiel tätiger Nächstenliebe und vom Himmel her eine machtvolle Fürsprecherin bei Gott!

Gott hat auch uns ganz persönlich unser Leben geschenkt. Jede und jeder von uns ist einzigartig und hat eine besondere Berufung und Aufgabe. In diesem grundlegenden Sinn sind wir alle unersetzbar: Das Gute, das ich tun kann, wird dann unterlassen, wenn ich es nicht tue. Es braucht Mut, aber es schenkt auch persönliche Erfüllung und Freude, wenn wir unsere jeweils eigene Verantwortung wahrnehmen.

Bitten wir den Heiligen Geist um Erleuchtung und Stärkung in allen Lebenslagen. Dann gilt auch für uns: Alles Gute, was wir den anderen aus Liebe erwiesen haben, ist bestimmt nicht umsonst, sondern wird seine guten Früchte bringen für Zeit und Ewigkeit. Amen.