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Predigt:

Das Programm der Verkündigung Jesu

3. Sonntag im Jahreskreis B (24.01.2021)

L1: Jona 3,1-5.10; L2: 1 Kor 7,29-31; Ev: Mk 1,14-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn jemand ein Amt neu antritt, ist es üblich, dass die betreffende Person ihre näheren Vorstellungen kundtut. Es wird gleichsam schon zu Beginn das Programm oder die Leitidee für das Wirken in diesem Amt verkündet. Ob dies dann auch einlösbar ist, wird sich zeigen. Dies gilt beispielsweise für den neu gewählten Präsidenten der USA, Joe Biden, der in diesen Tagen angelobt wurde und sein Amt neu übernommen hat.

Aber auch Jesus stellt zu Beginn seines öffentlichen Wirkens sein Programm vor! Es ist kein Regierungsprogramm, da er keine irdische Herrschaft ausüben will, sondern eine Einladung an seine Zuhörer, dass sie ihr Herz im Glauben Gott gegenüber öffnen.

Was aber sind nun die Leitworte Jesu? Was ist sein Programm? Er möchte nichts anderes tun als das „Evangelium Gottes“ verkünden, also die frohe Botschaft von der Liebe Gottes. Und so spricht er mit einfachen, aber zu Herzen gehenden Worten: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15).

Ein Zweifaches ist hier von Bedeutung: Zuerst geht es um die Verkündigung einer neu angebrochenen Ära: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.“

Dann folgt ein Aufruf an die Zuhörer, eine entsprechende Antwort zu geben: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“

Wir können also sagen: Es geht vor allem um eine neue Situation, die Gott selbst herbeiführt. Gott handelt in der Geschichte; er macht sich kund, indem Jesus die Nähe des Reiches Gottes verkündet und den Anbruch einer neuen Zeit kundtut.

Gott ergreift hier also die Initiative. Er schafft etwas Neues, das noch nie dagewesen ist: Das Himmelreich ist nahe! Mit anderen Worten: Das Heil, auf das die Menschen schon so lange gewartet haben, ist jetzt angekommen; Gott macht sich kund und zeigt sich.

Wichtig ist aber auch der zweite Teil der Worte Jesu, denn hier geht es um die menschliche Antwort, die wir in Freiheit geben sollen: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“

Umkehr bedeutet Sinnesänderung. Wer sich verlaufen hat, muss umkehren und den richtigen Weg einschlagen. Lange Zeit wussten die Menschen gar nicht, dass sie in die Irre gelaufen waren. In der Zeit vor dem Kommen Christi in diese Welt gab es verschiedene Vorstellungen vom Göttlichen. Ein Grundirrtum bestand darin, dass die Menschen in ihrer religiösen Praxis – wie es Paulus im Römerbrief formuliert, „die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes … mit einem Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere“ vertauscht haben (Röm 1,23). Infolgedessen sind die Menschen auch in ihrem sittlichen Leben auf Abwege geraten und in alle möglichen Sünden und Laster verfallen. Aber auch die Angehörigen des jüdischen Volkes waren in die Irre gegangen, weil sie trotz ihrer Kenntnis des wahren Gottes seinen Weisungen und Geboten oft nicht gefolgt waren und auf diese Weise den Zustand ihrer Unerlöstheit offenbarten.

Jetzt aber kommt Gott und tritt durch seinen Sohn Jesus Christus selbst ein in die Geschichte der Menschen, die auf diese Weise zur Heilsgeschichte werden soll! Der Herrschaftsbereich Gottes, sein Reich, ist nun nahe. Die Gnade Gottes ist uns erschienen; allen Menschen wird nun das Heil in Christus angeboten.

Und die Antwort darauf lautet eben: Umkehr und Glaube. Umkehr bedeutet Abwendung vom bisherigen Weg, der in die Irre geführt hat, und Zuwendung zu Gott, der uns sein Heil verheißt. Diese Zuwendung aber vollzieht sich durch den Glauben an den von Gott gesandten Erlöser Jesus Christus. Wer an ihn glaubt und an seinem Wort festhält, wird gerettet!

Der „Sonntag des Wortes Gottes“, den wir feiern, soll uns die Kostbarkeit der Heiligen Schrift neu bewusst machen. Hier werden uns „Worte des Heiles“ verkündet. Gott hat zu uns gesprochen in seinem Sohn und in den von Gott beauftragten Zeugen für die frohe Botschaft. Das aber waren zuerst die Apostel, ihre Mitarbeiter und Schüler. Die Kirche hat dann bestimmte Schriften als „kanonisch“, d.h. als maßgeblich anerkannt. Und so liegt vor uns die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Hier begegnet uns das Gotteswort im Menschenwort. Gott spricht also auf eine Weise zu uns, die für uns fassbar und verstehbar ist. Er steigt zu uns hernieder und wird uns in seiner Menschwerdung gleich, damit wir durch seine Gnade zu ihm erhoben und so der göttlichen Natur teilhaftig werden.

Das Reich Gottes ist uns nahe; ja, es ist gegenwärtig in unserem Herzen, wenn wir glaubende und liebende Menschen sind. Möge uns auf die Fürbitte der heiligen Gottesmutter Maria und ihres Bräutigams, des heiligen Josef, geschenkt werden, im Glauben ganz Ja zu sagen zu Gottes Liebe und so die „Fülle der Zeit“ zu erfahren und einst in der himmlischen Seligkeit vollendet zu werden. Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)