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Predigt:

Die alles entscheidende Stunde des Heils

5. Fastensonntag B (22.03.2015)

L1: Jer 31,31-34; L2: Hebr 5,7-9; Ev: Joh 12,20-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Jesus Christus spricht im Evangelium nach Johannes von der „Stunde“, die jetzt für ihn gekommen sei. Es ist beachtenswert, dass er bei der Hochzeit von Kana noch seiner Mutter Maria gegenüber erwidert hatte: „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ (Joh 2,4)

Was meint Jesus mit der „Stunde“, die jetzt – kurz vor seinem bevorstehenden Leiden und Sterben am Kreuz – offenbar gekommen ist? Es ist die Stunde des Heils, in der Gott durch das Opfer Christi am Kreuz die Welt mit sich versöhnen will. Jesus sagt, dass jetzt Gericht gehalten wird über diese Welt und dass der „Herrscher dieser Welt“ hinausgeworfen wird. Mit diesem „Fürsten der Welt“ ist der Teufel gemeint, der durch die Sünde der Menschen seine Herrschaft antreten konnte. Jesus Christus besiegt alles Böse durch die Hingabe seiner Liebe am Kreuz; Sünde, Tod und Teufel werden entmachtet. Die kommende Stunde, die jetzt schon da ist, wird es zeigen!

Das Geheimnis der Stunde des Heiles besteht darin, dass sie vordergründig als ihr Gegenteil erscheint: Die Feinde Jesu, welche ihn ans Kreuz schlagen lassen, meinen zu triumphieren. Selbst die Jünger Jesu werden entmutigt sein, wenn sich Christus in seiner menschlichen Schwachheit in voller Freiwilligkeit den Händen derer überlässt, die ihm Böses antun wollen. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Wo ist der Triumph des Guten? Siegt am Ende doch das Böse? Wird der Fürst der Finsternis seine Macht behalten?

Jene bange Sorge wird widerlegt durch die Worte Jesu, mit denen er sein Leiden und Sterben ankündigt. Er vergleicht sich selber mit einem Weizenkorn, das in die Erde fallen und sterben muss, um eben auf diese Weise reichlich Frucht zu bringen! Das Leben der Gnade kann den Menschen nur geschenkt werden, wenn es jemanden gibt, der in Liebe sein Leben einsetzt und hingibt. Jesus ist der Mittler zwischen dem himmlischen Vater und der Menschheit; er ist der wahre Sohn Gottes und der Menschensohn. Er bleibt ganz Gott und ist doch zugleich ein Mensch wie wir, und als solcher ist er auch fähig zu leiden und zu sterben.

Jesus zeigt durch sein eigenes Beispiel, was auch für alle seine Jünger gelten wird: „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ (Joh 12,20) So zeigt sich im Tod des Herrn am Kreuz sein Sieg über das Böse. Dann wird gelten, was der Herr von sich sagt: „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ (Joh 12,32)

Denn im Glauben blicken wir auf zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten; er hat uns durch sein Sterben das Leben neu geschenkt. Auf diese Weise hat er den himmlischen Vater verherrlicht, und der Vater hat auch ihn verherrlicht. Diese Herrlichkeit Gottes ist offenbar geworden in der Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Maria, die Mutter Jesu, durfte bei der Erfüllung dieser heilsgeschichtlich bedeutsamen „Stunde“ anwesend sein und am Heil der Menschen mitwirken, indem sie die Erlösungsgnade als erste empfing und das Heil in Christus in mütterlicher Weise weitervermittelt an alle Menschen, die bereit sind für das Geschenk der Erlösung.

Von jener „Stunde Jesu“ am Kreuz hängt das Heil der Menschen ab; Gott streckt uns die rettende Hand entgegen in seinem Sohn und zeigt uns seine unendliche Liebe. Nehmen wir diese Gnade an, wie sie uns vor allem in den Sakramenten der Eucharistie und der Buße angeboten wird; sie wird wirksam in unserem Leben, wenn wir im Glauben Ja sagen zum gekreuzigten und auferstandenen Herrn. In der Einheit mit Jesus Christus wird auch unser Lebensweg einmal einmünden in die Teilhabe an Gottes ewiger Herrlichkeit und Seligkeit!

Amen.