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Predigt:

Das lebendige Zeugnis weckt den Glauben

7. Sonntag der Osterzeit B (16.05.2021)

L1: Apg 1,15-17.20a.c-26; L2: 1 Joh 4,11-16; Ev: Joh 17,6a.11b-19


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Unser auferstandener Herr Jesus Christus ist vor den Augen seiner Jünger sichtbar in den Himmel aufgefahren. Hat Jesus seine Jünger dann allein zurückgelassen?

Nein! Denn er hat der Kirche als der Gemeinschaft der Glaubenden den Heiligen Geist verheißen und geschenkt. Im Heiligen Geist versammeln sich seit 2000 Jahren immer wieder die Glaubenden, hören gemeinsam auf das Wort Gottes und nehmen teil an der Feier der heiligen Eucharistie und an den übrigen Sakramenten.

Der heilige Papst Leo der Große hat es so ausgedrückt: „Was daher an unserem Erlöser sichtbar gewesen ist, das ist in die Sakramente übergegangen.“ (Sermo 74,2). Die Sakramente aber sind von Christus eingesetzte heilige Zeichen, welche die Gnade mitteilen, die sie bezeichnen.

Unser Glaube aber gründet sich auf das Wort und Zeugnis jener, die dem Herrn begegnet sind, als er hier auf Erden lebte und wirkte. Die Apostel und die übrigen Jünger sind Jesus nachgefolgt. Sie haben ihre Zeit mit ihm verbracht und ihn in freundschaftlicher Verbundenheit kennen gelernt. Sie wurden Zeugen des Todes und der Auferstehung des Herrn sowie seiner Himmelfahrt. Auf diese Weise wurde auch ein Apostel nachgewählt, nämlich Matthias anstelle von Judas, der den Herrn verraten hatte, wie uns die Lesung aus der Apostelgeschichte kundtut.

All dies aber garantiert uns, verbürgt durch den Heiligen Geist, dass uns die Wahrheit über unseren Herrn Jesus Christus zuverlässig überliefert worden ist. Auch wir haben diesen Glauben empfangen und sollen ihn im Herzen bewahren, damit er reiche Frucht bringt. Wir sind aufgerufen, die Botschaft des Glaubens weiterzugeben und zu bezeugen in unserem Leben.

Wahrhaft Christ zu sein, das lernt man nicht aus einem Buch, sondern nur durch das lebendige Zeugnis von Menschen, die bereits Christen sind und die das Feuer des Heiligen Geistes im Herzen tragen. Dann aber kann der Funke überspringen, und die frohe Botschaft bricht sich die Bahn. Wieso sollte es heute anders sein als damals am Anfang des Christentums?

Natürlich stehen wir vor großen Herausforderungen, und es bleibt auch uns jene grundlegende Erfahrung nicht erspart, dass der Geist Gottes und der Geist dieser Welt im Widerstreit zueinander liegen. Wie viele Meinungen und Anschauungen gibt es doch! Wie viele Strömungen weltanschaulicher und auch religiöser Art werben um die Seele des Menschen! Wir aber blicken im Glauben auf Jesus Christus, der auf einzigartige Weise vertrauenswürdig ist und der uns in der Gemeinschaft der Glaubenden nicht verlässt. Christus, der Herr, trägt Sorge für seine Kirche. Sie ist zwar wie ein Schiff auf den Wellen des Meeres und wird inmitten von Stürmen hin- und hergerissen. Dennoch ist Jesus Christus selber der Steuermann dieses Schiffes. Der Papst als sichtbarer Stellvertreter Jesu Christi auf Erden kann und darf nur im Namen des Herrn handeln. Der Papst und die Bischöfe sind zuallererst auf das Evangelium Christi verpflichtet, und sie dürfen nicht eigene Weisheiten anstelle des Gotteswortes verkünden.

Jesus hat selber für seine Jünger zum himmlischen Vater gebetet, wie wir es im Evangelium dieses 7. Sonntags der Osterzeit hören: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ (Joh 17,15).

In diesem Sinne empfehlen wir uns auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef der barmherzigen Liebe unseres Herrn und Gottes. Er wird uns behüten und in der Wahrheit heiligen (vgl. Joh 17,17–19). Dann möge alles Gute reiche Frucht tragen und im ewigen Leben die Vollendung finden! Amen.