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Predigt:

Die Freude aller Heiligen des Himmels

Allerheiligen B (01.11.2018)

L1: Offb 7,2-4.9-14; L2: 1 Joh 3,1-3; Ev: Mt 5,1-12a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Name des heutigen Hochfestes „Allerheiligen“ zeigt uns den Inhalt dessen an, was wir feiern: Wir preisen Gott den Herrn und danken ihm für alle Heiligen!

Wo aber finden wir die Heiligen? Sie sind im Himmel bei Gott und erfreuen sich seiner Liebe. Zugleich aber bilden sie untereinander die Gemeinschaft der Heiligen. Im Himmel ist niemand einsam. Alle erfreuen sich gemeinsam des Glücks, das die Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht zu schenken vermag. Es ist dies die höchstmögliche Erfüllung des Menschseins: Die Heiligen im Himmel sind wirklich an ihr Ziel gelangt. Sie haben alles erreicht, wonach sie sich sehnten; in der Gemeinschaft mit Gott fehlt ihnen nichts mehr. Sie sind wirklich ganz heil geworden. Jetzt schon sind sie vollendet in der Gottesschau ihrer unsterblichen Seele, dann aber mit der Auferweckung des Leibes und seiner Verherrlichung am Jüngsten Tag werden sie in der Einheit von Leib und Seele verwandelt und verherrlicht sein. Und das Wunderbare daran ist: Auch wir sollen dazu gehören!

Die Heiligen des Himmels werden zwar oft verehrt und vielfach auch nachgeahmt. Doch der allgemeine Eindruck ist so, als ob es sich um eine andere Kategorie von Menschen handelt, die mit uns nicht viel zu tun hätten. Genau dieser falschen Vorstellung tritt das Hochfest „Allerheiligen“ entgegen: Die Heiligkeit ist die Auszeichnung und das Ziel jedes getauften Christen. Wir sind bereits geheiligt worden durch die Taufe, und diese heiligmachende Gnade sollen wir im Leben bewahren und entfalten. Wenn sie sich einmal vollendet in der Herrlichkeit des Himmels, dann gehören auch wir zur Gemeinschaft aller Heiligen, die Gott schauen dürfen von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Manch einer mag sagen: Dieses Ziel ist mir zu groß. Ich bleibe lieber „normal“, also durchschnittlich. Hier liegt ein großes Missverständnis vor! „Heiligkeit“ bedeutet ja, dass ich und du und wir alle zu jener Vollendung gelangen, die uns mit der Gnade Gottes möglich ist. Dies aber besagt zweierlei: Einerseits ist es unsere ganz persönliche Vollendung, sozusagen zugeschnitten auf uns und uns vollkommen entsprechend. Wir brauchen uns in unserer Eigenart nicht zu verleugnen, sondern Gott ruft uns bei unserem eigenen Namen. Wir persönlich sollen heilig werden. Andererseits soll klar sein, dass wir hier nicht auf die eigenen Kräfte bauen. Wir selbst sind schwache, armselige Menschen. Doch die Gnade Gottes vermag alles; Gottes rettende Liebe wird uns vollenden, wenn wir uns dem Herrn ganz anvertrauen. Je demütiger wir sind und je mehr wir auf Gottes Liebe vertrauen, desto entschiedener wandeln wir auf den Pfaden der Heiligkeit.

Heilig zu werden bedeutet nicht weltfremd zu sein. Wir sollen uns ja gerade in dieser unserer Welt bewähren: in Familie und Beruf, im Freundeskreis, in der Freizeit, in der Teilnahme am geistigen und kulturellen Leben … Vor genau 40 Jahren – am 22. Oktober 1978 – rief der große heilige Papst Johannes Paul II. den Menschen bei seiner Eröffnungsansprache zu: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!  Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht! Habt keine Angst! Christus weiß, ‚was im Innern des Menschen ist‘. Er allein weiß es!“

Die Liebe Christi vermag uns zu verwandeln und neu zu machen. Wenn dies geschieht, dann legen wir Zeugnis ab für die Heiligkeit Gottes, für seine rettende Liebe.

Der Friedhofsgang am Nachmittag erinnert uns an die eigene Sterblichkeit. Viele Menschen sind uns schon vorausgegangen zu Gott. Wer einen Angehörigen oder einen guten Freund / eine Freundin verloren hat, trauert in tiefem Schmerz um den Verlust dieses Menschen. Das Evangelium sagt uns, dass es ein Wiedersehen bei Gott gibt – für alle, die im Frieden Christi heimgegangen sind. Der Tod ist der Übergang in ein neues Leben, in dem es keine Trauer, kein Leid, keinen Schmerz und keine Sorge mehr geben wird.

Wer in der Gemeinschaft mit Gott stirbt, aber noch der Läuterung und Reinigung bedarf, kommt in das Fegefeuer, welches auch Purgatorium (also Reinigungsort) genannt wird. Die Liebe Gottes reinigt die „Armen Seelen“ von aller Unvollkommenheit. Dies ist zugleich ein schmerzlicher und heilsamer Prozess. Denn nur wer ganz rein ist, kann in die Herrlichkeit Gottes eingehen (vgl. Mt 5,8)! Wir aber können den Verstorbenen beistehen durch unsere Liebe und unser Gebet. Im heiligen Messopfer bitten wir Christus den Herrn, dass er sich aller Verstorbenen erbarme und sie heimführe in sein Reich. Auch den Allerseelenablass können wir gewinnen.

Im Himmel aber jubeln alle Heiligen über die Gnade der Erlösung. Und sie verlangen mit ihrem ganzen Wesen danach, dass auch wir das Heil in Christus erlangen. Denn der Herr ist am Kreuz für uns gestorben und am dritten Tage von den Toten auferstanden, damit wir das ewige und selige Leben in der Herrlichkeit des Himmels empfangen. Amen.