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Predigt:

Sein Königtum ist nicht von dieser Welt

Christkönigssonntag B (21.11.2021)

L1: Dan 7,2a.13b-14; L2: Offb 1,5b-8; Ev: Joh 18,33b-37


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Beim Prozess Jesu, der zu seiner Verurteilung zum Tod am Kreuz führen sollte, wurde unser Herr Jesus Christus vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus geführt. Dieser stellte Jesus die Frage: „Bist du der König der Juden?“ (Joh 18,33b). Ähnlich können auch wir Jesus Christus fragen: Bist du wirklich ein König? Welcher Art ist dein Königtum?

Denn offensichtlich hat unser Herr Jesus Christus kein politisches Königtum angestrebt und keine weltliche Herrschaft übernommen. Gegenüber Pilatus erklärte er ausdrücklich: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36a).

Der himmlische König hat es eben nicht nötig, mit den Mächtigen dieser Erde in Konkurrenz zu treten und ihnen ihr Königtum streitig zu machen. Schon König Herodes hatte gefürchtet, das neugeborene Jesuskind werde ihm seinen Thron entreißen. Die Sorge war unbegründet, und doch hat dieser Machtmensch und Tyrann eben deshalb in seinem blinden Wahn viele unschuldige Kinder im Gebiet von Bethlehem bis zum Alter von zwei Jahren töten lassen. Hier erwies sich Josef von Nazareth als der von Gott beauftragte Beschützer des Jesuskindes und seiner Mutter Maria; er floh mit seiner Familie nach Ägypten und kehrte erst zurück, als Herodes gestorben war.

Als Jesus dann ab dem Alter von dreißig Jahren öffentlich auftrat, da wollte er sich bewusst nicht als irdischer König verstehen und wies jedes derartige Ansinnen zurück. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, und er war gekommen, um zu dienen und nicht um zu herrschen. In Demut und scheinbarer Ohnmacht hatte sich der Sohn Gottes entäußert und war ein Mensch wie wir geworden. Nicht in einem Königspalast wuchs er auf, sondern im Haus zu Nazareth, wo die Heilige Familie zwar ein leidliches Auskommen hatte, das sie sich durch der Hände Arbeit hart verdiente, aber gewiss nicht in Luxus lebte.

Der himmlische König, der Mensch wird und sich erniedrigt, wird zum Diener aller und lädt uns ein, ihm nachzufolgen. Auf diese Weise werden alle irdischen Machtansprüche zunichte gemacht. Christus dem König zu folgen bedeutet mit ihm den Weg des Kreuzes zu gehen und sein Leben hinzugeben aus Liebe. Im Tod des Erlösers ersteht das Leben neu; so wird die Vergebung von aller Schuld möglich und ein Neuanfang kraft der Auferstehung des Herrn von den Toten. Wenn wir an ihn glauben, haben wir kraft der Taufe teil an dieser königlichen Würde, welche sich im Dienst an den Mitmenschen zeigt und nicht im Herrschen- und Besitzen-Wollen.

Wie aber verhält es sich dann mit den irdischen Autoritäten? Ob sie nun Könige heißen oder in anderen politischen Funktionen tätig sind: es geht stets um eine Verantwortung für das Wohl aller, die sie wahrnehmen sollen. Ihr Amt üben sie in Stellvertretung Gottes aus, der stets der wahre und eigentliche König bleibt. Ihm gegenüber müssen sich die Mächtigen dieser Erde einmal verantworten.

Als Christen sind wir freie Menschen – auch dann, wenn wir in einen Lock-Down versetzt werden oder uns einer Impfpflicht unterwerfen. Niemand kann uns diese grundlegende Freiheit und Würde nehmen, die uns Gott selbst geschenkt hat. Manche meinen, sie müssten sich auflehnen und rebellieren, um wirklich frei zu sein. Als Christen können wir alle derzeit verfügten Einschränkungen auch als ein Mittragen mit seinem Joch, als Teilhabe an seinem Kreuz, verstehen. Dieses tägliche Kreuz, das ein jeder zu tragen hat, ob in dieser oder in einer anderen Form, soll uns nicht niederdrücken. Im Gegenteil: wenn wir es verstehen, in dankbarer Anerkennung unserer Würde als Kinder Gottes auch Einschränkungen anzunehmen, die uns auferlegt werden, dann sind wir wahrhaft frei. In der Hingabe der Liebe hat Jesus sein Leben am Kreuz für uns hingegeben; auch wenn er in Fesseln gelegt wurde, so war er doch frei und zeigte sich gerade in diesen Stunden als ein König, dessen Reich nicht von dieser Welt ist.

Vertrauen wir daher in allem auf Gott, mag kommen, was will. Seine Vorsehung sorgt für uns; dem himmlischen König entgleitet nichts. Er kann und wird alles zum Guten hin wenden, wenn wir an ihn glauben und ihm unsere Liebe schenken. Denn der Sohn Gottes hat uns zuerst geliebt und in der königlichen Freiheit des Dienens sein Leben hingegeben zur Sühne für unsere Sünden. Mit ihm dürfen auch wir leben und werden einst im Himmel in Herrlichkeit teilhaben an seinem Königtum! Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)