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Predigt:

Geboren von einer Frau

Hochfest der Gottesmutter Maria B (01.01.2015)

L1: Num 6,22-27; L2: Gal 4,4-7; Ev: Lk 2,16-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In einem kurzen, aber bemerkenswerten Abschnitt aus dem Brief an die Galater nimmt der Apostel Paulus Bezug auf das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes aus der Jungfrau Maria.

Der Galaterbrief insgesamt stellt in klarer Abgrenzung von einem pharisäischen Gesetzesverständnis die Erlösung der Menschen durch Jesus Christus heraus, an der sie durch den Glauben teilhaben. Paulus setzt in seiner Verkündigung das voraus, was die Evangelien über das Leben des Herrn, über seinen Tod und seine Auferstehung berichten. Dies gilt unabhängig von der Frage, wann die Evangelien entstanden sind. Denn vor ihrer Verschriftlichung gab es die mündliche Überlieferung durch Predigt und Katechese, verbunden mit der liturgischen Feier der Heilsgeheimnisse.

Der Apostel Paulus, der ja vor seiner Bekehrung unter dem Namen Saulus die Gemeinde der an Christus Glaubenden verfolgte, sah sich als „Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes“ (1 Kor 4,1). Es lag ihm fern, eine neue Lehre zu erfinden und damit in Gegensatz zu treten zur apostolischen Überlieferung. Obwohl er einer Erscheinung des auferstandenen Herrn gewürdigt worden war, unterstellte er sich in seinem Wirken doch der Autorität jener, die schon vor ihm Apostel Christi waren. Auf diese Weise zeigt Paulus, wie ein wahrhaft kirchlicher Glaube beschaffen sein muss und woran sich die Verkündigung orientieren soll, damit sie nicht ins Leere läuft.

Unter dieser Voraussetzung geht der Apostel Paulus nur wenig auf Details des Lebens Christi ein, weil er in theologischer Weise auf das Bezug nimmt, was der Sohn Gottes um unseres Heiles willen gewirkt hat. Paulus setzt aber all das voraus, was die anderen Verkünder überliefern und predigen. Von daher sind dann Ausführungen wie im heute gehörten Abschnitt aus dem Galaterbrief umso beeindruckender. Paulus schreibt dort wörtlich: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.“ (Gal 4,4–5) Die „Frau“, die er hier als Mutter des Messias nennt, ist Maria. In der Fülle der Zeit, also in der Mitte der Heilsgeschichte, sandte Gott seinen Sohn zu uns. Dieser Sohn ist der Erlöser, und die Grundvoraussetzung für sein Wirken zum Heil der Menschen ist seine wahre Menschwerdung. Diese wird garantiert durch die Geburt aus der Jungfrau Maria.

Das Erlösungswerk Christi wird von Paulus hier als Loskaufen oder Freikaufen beschrieben. Ohne Christus wären wir Sklaven der Sünde und des Gesetzes; durch ihn sind wir freigekauft und zu Söhnen und Töchtern Gottes geworden. Als Beweis dessen hat Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz gesandt, in dem wir zu Gott „Vater“ sagen dürfen. Mit der Sohnschaft ist uns auch das Anrecht auf ein ewiges Erbe in Gott geschenkt. Das ewige Leben ist uns verheißen; wir sind durch den Glauben und die heilige Taufe in eine neue Existenzweise hineingenommen.

Jeweils am ersten Tag des neuen bürgerlichen Jahres feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter Maria, um uns so den Anfang des Heiles in Jesus Christus anzuzeigen. Die Jungfrau Maria ist durch ihr Ja-Wort zur Menschwerdung die Mutter des Heiles für uns alle geworden. Sie ist die Mutter des Erlösers, aber auch die Mutter der Kirche.

Wir wollen die Gottesmutter Maria um ihre Fürbitte anrufen, damit die Menschen überall auf der Erde von der Verlorenheit an die Sünde befreit und zu Kindern Gottes werden! Als Kinder Gottes aber lasst uns leben in heiliger Freude und mit großer Zuversicht – auch im neuen Jahr, das Gott mit seinem reichen Segen begleiten möge!

Amen.