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Predigt:

Wahre Gottesmutter

Hochfest der Gottesmutter Maria B (01.01.2018)

L1: Num 6,22-27; L2: Gal 4,4-7; Ev: Lk 2,16-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als vor 65 Jahren am 11. Oktober 1962 das 2. Vatikanische Konzil im Petersdom zu Rom feierlich eröffnet wurde, feierte die Kirche damals das Fest der Mutterschaft Mariens. Papst Johannes XXIII. hielt eine vielbeachtete Eröffnungsrede.

Im Zuge der von diesem Konzil angeregten Liturgie- und Kalenderreform wurde dann in der ordentlichen Form der Liturgie des römischen Ritus das Fest der Gottesmutterschaft Marias verlegt auf den 1. Januar. Mit dem Beginn des neuen bürgerlichen Jahres feiert die Kirche also das Hochfest der Gottesmutter Maria, und damit endet auch die Weihnachtsoktav.

Maria steht am Anfang des uns von Gott geschenkten Heiles. Sie ist gleichsam die Morgenröte des Heiles. Sie leuchtet auf und geht Christus, der Sonne der Gerechtigkeit, voran. All ihr Licht, all ihre Gnade kommt von Jesus Christus, ihrem Sohn, der zugleich ihr Erlöser ist. Er, der ewige Sohn Gottes, der durch ihr Ja-Wort als Mensch empfangen und geboren wurde; eben dieser Herr Jesus Christus, der seiner Gottheit nach eins ist mit dem Vater und dem Heiligen Geist; er hat Maria geheiligt von Anfang an, sodass sie selber ohne Makel der Erbschuld empfangen wurde. Auf diese Weise sollte sie auf ihre große Aufgabe vorbereitet werden, die Mutter des menschgewordenen Sohnes Gottes zu werden.

Eigentlich feiert die Kirche heute den Muttertag Marias! Deshalb wollen wir in Kürze darüber nachdenken, was Mutter-Sein ganz allgemein bedeutet und speziell, was es für eine Frau heißt, dass sie die Mutter des menschgewordenen Sohnes Gottes sein darf.

Gott hat Mann und Frau gemeinsam die Gabe verliehen, das menschliche Leben weiterzugeben. Sowohl der Vater als auch die Mutter sind dabei unersetzlich, soweit es den gewöhnlichen Lauf der Natur betrifft. Vater- und Mutter-Sein bedeutet viel mehr als bloß biologische Elternschaft. Die Annahme, Pflege und Erziehung des Kindes ist ein gesamtmenschlicher Prozess, der viel Liebe und Hingabe erfordert. Vater und Mutter wirken je auf ihre Weise dabei mit. Ihre jeweilige Eigenart ist mehr als eine bloße soziale Rolle, die auch austauschbar wäre. Es hat mit einer ganz persönlichen Beziehung der Eltern zu den Kindern zu tun.

Gerade einer Mutter kommt eine besondere Aufgabe zu, dem Kind Liebe und Geborgenheit zu vermitteln. Das heranwachsende Kind braucht einen Schutzraum der Liebe und Fürsorge. Nur so kann es ein Urvertrauen entwickeln, auf dessen Grundlage echte Beziehungen der Liebe und Freundschaft möglich sind. Wenn wir all das in Ruhe bedenken, dann ist es nur logisch, dass auch Gott in seiner Menschwerdung eine menschliche Mutter auserwählt hat. Wenn Gott als Mensch einer von uns geworden ist, dann gehört zu seinem Kind-Sein eben auch die Beziehung zu einer Mutter, eben zu Maria. Ja, und wir dürfen noch hinzufügen: Auch wenn das Kind auf jungfräuliche Weise vom Heiligen Geist empfangen wurde, so brauchte das Kind hier auf Erden auch einen väterlichen Beschützer und Erzieher: eben den heiligen Josef

Keiner anderen Frau auf Erden ist diese Ehre zuteilgeworden als einzig der Jungfrau Maria, dass sie die Mutter des Sohnes Gottes sein sollte. In Maria haben sich Himmel und Erde berührt. Sie selber ist ganz Mensch; sie ist keine „Göttin“ oder ein Zwischenwesen. Maria ist die demütige Magd des Herrn, die in voller Freiheit Ja gesagt hat zur Menschwerdung Gottes. So konnte Gott in ihrem Leib empfangen und geboren werden. Maria hat mitgewirkt mit Gott dem Schöpfer, sodass Jesus Christus in einer einzigen Person sowohl eine menschliche als auch eine göttliche Natur besitzt.

Mit Recht wird Maria daher Gottesgebärerin oder Gottesmutter genannt, da sie dem das irdische Leben geschenkt hat, der aus ihr als wahrer Mensch und Gott geboren wurde. Nicht die Gottheit hat sie ihm geschenkt – denn ihr Kind Jesus war Gott von Ewigkeit. Wohl aber hat sein Menschsein einen zeitlichen Anfang, und dieser Anfang wurde ermöglicht durch das Ja-Wort der Gottesmutter. Sie nahm auf menschliche Weise teil am Schöpfungswerk Gottes, als das Kind in ihrem jungfräulichen Schoß empfangen wurde durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Weil Jesus Christus wirklich als Mensch unter uns Menschen erschienen ist, weil er wirklich die menschliche Natur mit uns teilt, deshalb hat er als Kind auch die Liebe einer menschlichen Mutter erfahren dürfen. Mit Maria seiner Mutter verbindet ihn aber noch viel mehr als die innige und zärtliche Zuneigung, wie sie der natürlichen Familie zu eigen ist. Marias stellt in ihrem gläubigen Ja gegenüber Gottes Heilsplan die ganze Menschheit dar; sie ist das Urbild der glaubenden und betenden Kirche. In Maria sind wir alle miteinbezogen in das Geheimnis der Menschwerdung. Denn Maria hat Jesus den Erlöser für uns alle empfangen und geboren!

Freuen wir uns also über den Anfang unseres Heils, das uns geschenkt wurde in der Gottesmutterschaft Marias! Ihre Fürbitte begleite uns auch im neuen Jahr, damit wir allezeit die Nähe Gottes und seine Hilfe erfahren mögen. Amen.