www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Jesus, der unerkannte Wegbegleiter

Ostermontag B (06.04.2015)

L1: Apg 2,14.22-33; L2: 1 Kor 15,1-8.11; Ev: Lk 24,13-35 oder Mt 28,8-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Je nachdem, wo man den Ort Emmaus lokalisiert, ergibt sich die Länge des Fußweges von Jerusalem nach Emmaus und wieder zurück, den die beiden Jünger zurückgelegt haben, von denen im heutigen Evangelium die Rede ist. Im Lukasevangelium wird die einfache Entfernung mit sechzig Stadien angegeben, das sind ungefähr 12 km. So gesehen haben sie also insgesamt 24 km zurückgelegt.

Nicht der Weg als solcher ist jedoch von Bedeutung, sondern das Gespräch der beiden Jünger untereinander und dann mit dem unerkannten Dritten, der sich schließlich als der auferstandene Herr Jesus Christus offenbart. Doch dient die längere Wegstrecke als notwendige Voraussetzung für den Reflexionsprozess der Jünger, d.h. für ihr zuerst enttäuschtes und dann immer hoffnungsvolleres Nachdenken über das Schicksal des Jesus von Nazareth.

Wäre der unbekannte Dritte nicht hinzugekommen, so hätten sich die beiden Jünger zwar untereinander ausgetauscht, doch wären sie aus ihrer Enttäuschung und Bitterkeit nicht herausgekommen. Zu tief saß all das als Schock, was sie erlebt hatten: Jesus von Nazareth, auf den sie und andere ihre Hoffnung gesetzt hatten, war gekreuzigt worden und gestorben! Nun schien alles aus zu sein, worauf sie gebaut hatten.

Doch der unbekannte Wegbegleiter, der sich ihnen beigesellt, versteht es, in einfühlsamer Weise auf ihre Befindlichkeiten einzugehen. So können sie sich aussprechen und mitteilen und werden zugleich innerlich freier für das, was ihnen dieser Mann sagt. Er öffnet ihnen nämlich Schritt für Schritt das Verständnis für die Heilige Schrift, also für das, was die Propheten über den kommenden Messias im Voraus verkündet hatten. Da zeigt sich überraschenderweise, dass der Tod des Gesalbten im Heilsplan Gottes liegt. Was menschlich gesehen als Niederlage erscheint, ist die Weise Gottes, den Sieg über die Sünde und den Tod herbeizuführen. So werden die Jünger dann auch fähig, in der eigenen Erinnerung die Vorhersagen Jesu präsent zu machen, wo er von seiner künftigen Auferstehung gesprochen hatte.

Und dann, als sie am vorläufigen Ziel ihrer Wanderung angelangt sind, in Emmaus, erkennen die beiden Jünger ihren Begleiter beim Brotbrechen. Es ist der auferstandene Herr! Doch sogleich entzieht er sich ihren Blicken wieder.

Was bleibt ist ihre Freude und ihre Glaubensüberzeugung, dass Jesus lebt. So groß ist ihr Mitteilungsbedürfnis jetzt, dass sie den weiten Weg noch einmal machen und auch den übrigen Aposteln und Jüngern davon erzählen. Doch auch dort wurde inzwischen dieselbe Erfahrung gemacht: Jesus lebt! Er ist dem Simon Petrus und anderen erschienen; sein Tod war nicht das Ende, sondern ein Neubeginn.

Vielleicht fragen auch wir uns manchmal, wo denn der Herr ist. Und es mag uns dann so ergehen, wie den Jüngern in Emmaus: Rückblickend erkennen wir plötzlich, dass Gott uns ja stets auf dem Lebensweg begleitet hat, auch dort, wo wir seine Gegenwart nicht bewusst wahrgenommen oder sogar daran gezweifelt haben. Das Wort Gottes und die himmlische Speise der Eucharistie – das ist Jesus Christus selber – stärken auch uns auf dem Lebensweg! Wir wollen Gott dafür danken und zuversichtlich ausschreiten, um die frohe Botschaft auch unseren Mitmenschen zu bezeugen.

Amen.