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Predigt:

Predigt zum Rosenkranzmonat Oktober (02.10.2018)


Pfr. Franz Hell

Liebe Brüder und Schwestern,

wir sind bereits im Monat Oktober, der im Volksmund auch „Rosenkranzmonat“ genannt wird. Viele von ihnen kennen und beten den Rosenkranz, und für manchen ist er ein fester und regelmäßiger Bestandteil im christlichen Leben geworden.

Der Rosenkranz ist schon ein sehr altes Gebet. Den Kern dieses Gebetes bildet das „Gegrüßet seist du Maria“. Es hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus mehreren Elementen verschiedener Zeiten harmonisch zusammengefügt.

Der erste Teil des „Ave Maria“ (lat.) besteht aus dem Grußwort des Engels Gabriel: „Gegrüßet seist du, Maria, du bist voll der Gnade, der Herr ist mit dir ...“ und dem Segenswort Elisabeths an Maria: „Gesegnet bist du vor allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes!“ Dieser erste Teil des „Gegrüßet seist“ du Maria ist im Osten schon sehr früh gebetet worden. Erst ist späterer Zeit verbreitete sich dieses Gebet auch im Westen. 

Das oftmalige Wiederholen dieses noch unvollständigen Ave Maria war ein weiterer Schritt in der Entstehung des Rosenkranzes. Bei den Mönchen in Irland pflegte man schon sehr früh die 150 Psalmen der Hl. Schrift zu beten. Sie wurden als die „drei Fünfziger“ bezeichnet. Dieses Beten bewährte sich, und man wollte diese Gebetsform den Laienbrüdern zugänglich machen, die nicht lesen und schreiben konnten. Es wurden Ersatzformen gesucht. Statt den Psalmen beteten sie dann 150 mal das Vaterunser. An einer sogenannten „Paternosterschnur“, ähnlich unserer Rosenkranzkette, wurden sie abgezählt.

Das Ave Maria gewann um die Wende des ersten Jahrtausends immer mehr an Bedeutung und Popularität, und neben den 150 Vaterunsern wurden auch drei mal 50 Ave gebetet. Hier hat nun die zahlenmäßige Einteilung des Rosenkranzes seine Wurzel.

Man war sich aber schon damals des Problems des „Herunterbetens“ der Ave Maria bewusst und versuchte – zunächst noch vereinzelt – sie mit Meditationstexten zu ergänzen.

Die konkrete Form unseres Rosenkranzes als Verbindung von wiederholendem Gebet und gleichzeitiger Betrachtung des Lebens Jesu entstand um 1400 in der Kartause St. Alban in Trier. Der Prior dort, Adolf von Essen, versuchte erstmals beim Beten der 50 Ave verschiedene Lebensstationen Jesu zu betrachten. Um 1409 trat Dominikus von Preußen in die Kartause ein. Er lernte diese Betrachtungsform vom Prior kennen und versuchte sie selbst zu praktizieren. Vermutlich hatte er Schwierigkeiten, seine Gedanken auf einzelne Geschehnisse im Evangelium zu sammeln. Er kam auf die glückliche Idee, an jedes einzelne Ave Maria ein konkretes Ereignis im Leben Jesu anzufügen und hatte somit einen roten Faden für seine Betrachtung gefunden. Die zunächst 150 Geheimnisse wurden auf 15 reduziert und die Ave Maria durch Vaterunser in 10er Gruppen gegliedert. Dazu kam noch das Bittgebet, der zweite Teil des Ave Maria: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder ...“ Damit war der Rosenkranz in seiner Grundstruktur geboren und ist 1483 schon nachweisbar.

Der Orden der Dominikaner – im Geist des hl. Dominikus – griff dieses Gebet auf und sorgte für seine Verbreitung. Als am 7. Oktober 1571 die christliche Flotte in der Seeschlacht zu Lepanto einen entscheidenden Sieg über die Türken errang, wurde dieser Triumph schon  dem Rosenkranzgebet zugeschrieben. Zur Erinnerung an diesen Sieg wurde für den  7. Oktober ein eigenes Fest, das Rosenkranzfest, eingeführt. Etwa 100 Jahre später, 1683, standen die Türken vor Wien und konnten wieder mit Hilfe dieses Gebetes überwunden werden.

Auch in unserem Jahrhundert gab es augenscheinliche Siege. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen die Russen 1955 freiwillig aus Österreich ab. Österreich erlangte die Freiheit wieder, und Bundeskanzler Julius Raab war zutiefst überzeugt, dass dies von den Mitgliedern des Rosenkranzsühnekreuzzuges, den P. Petrus Pavlicek OFM ins Leben gerufen hatte, erbetet worden war. Bereits 1954 hatte diese Vereinigung 450000 Mitglieder, die sich verpflichteten täglich den Rosenkranz zu beten. Raab sprach seine Überzeugung offen aus: „Jenen Katholiken, die sich diesem Kreuzzug angeschlossen haben und die sich heute wieder zu einem so machtvollen Bekenntnis für Glaube und Vaterlandsliebe vereinigt haben, will ich als Bundeskanzler aufrichtigen Herzens für die erwiesene Liebe, Treue und Opferbereitschaft danken! Diese unübersehbare Zahl gläubiger Katholiken Österreichs fordere ich auf, auch weiterhin in ihrem Glauben treu und in ihren Gebeten unbeirrt fortzufahren.“

Das Rosenkranzgebet hat sich in der Geschichte immer wieder als ein sehr wirksames Gebet erwiesen. Wieviel Segen es aber in den Herzen der einzelnen Christen gebracht hat, ist nicht abzusehen. Viele Päpste haben dieses Gebet sehr empfohlen. Papst Leo XIII. hat dazu eigens den Rosenkranzmonat Oktober eingeführt.

Eine anschauliche Begebenheit aus dem Leben des hl. Ludwig Grignion von Montfort sei noch abschließend angeführt. Der Bischof von La Rochelle hatte Grignion gebeten, auf der Insel Yeu eine Mission abzuhalten. Als er sich mit seinen Mitarbeitern zum Schiff begab, warnte man ihn davor, in See zu stechen. Die Kalviner von Rochelle hatten nämlich den Piraten in dieser Gegend eine ansehnliche Geldsumme versprochen, wenn sie Grignion in ihre Gewalt brächten. Ungeachtet dieser Warnung wollte aber Grignion doch zur Insel fahren und auf die Mission keineswegs verzichten. Seine Gefährten weigerten sich jedoch. Endlich, nach langem hin und her, wurde die Reise doch angetreten. Sie waren nicht lange auf See. Zwei Piratenschiffe tauchten auf und steuerten auf sie zu. „Wir sind verloren!“, riefen alle wie aus einem Mund. Grignion aber blieb ruhig und wollte eines seiner geistlichen Lieder anstimmen. Keiner hatte aber mehr Lust zum Singen. „Wohlan“, sagte Grignion, „da ihr nicht mehr singen könnt, versuchen wir gemeinsam den Rosenkranz zu beten.“ Plötzlich sagte Grignion freudig zu seinen Gefährten: „Fürchtet euch nicht! Die seligste Jungfrau Maria hat uns erhört. Wir sind außer Gefahr.“ Die Matrosen sahen ihn ungläubig an, denn die feindlichen Schiffe waren schon sehr dicht an sie herangekommen. Doch kurz vor dem Übergriff drehte sich der Wind, und die Piratenschiffe wurden vom Wind abgetrieben und verschwanden.

Vielleicht hat der eine oder andere von ihnen auch erlebt, wie plötzlich drohende Gefahren verschwanden, Unheil vorüberging und Probleme durch das Rosenkranzgebet eine glückliche Lösung fanden. Es ist eines der wirksamsten Gebet der Kirche und wurde von vielen Päpsten empfohlen.

Geben wir diesem Gebet, sei es persönlich, sei es in der Familie oder in religiösen Gemeinschaften, einen bevorzugten Platz und glauben wir nicht, dass es ein altmodisches Gebet sei. Von vielen namhaften Persönlichkeiten ist bekannt, dass sie ihn regelmäßig beten und sich offen dazu bekennen, darunter auch Persönlichkeiten aus der Sportwelt wie Pirmin Zurbriggen oder Petra Kronberger.

Der Rosenkranz wird immer ein höchst aktuelles Gebet bleiben. Schenken wir – gerade im Rosenkranzmonat Oktober – diesem Gebet unsere besondere Aufmerksamkeit. AMEN.