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Predigt:

Auch nur ein kleiner Schritt auf das Gute hin ist Gott wohlgefällig

11. Sonntag im Jahreskreis C (12.06.2016)

L1: 2 Sam 12,7-10.13; L2: Gal 2,16.19-21; Ev: Lk 7,36-8,3


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, wollte als Mensch unter uns Menschen leben. Im Auftrag seines himmlischen Vaters verkündete er die Botschaft vom Reich Gottes, die auch uns betrifft. Wer aber ist eingeladen teilzunehmen am Hochzeitsmahl des Lammes?

So trivial und selbstverständlich dies klingen mag: Jede und jeder! Niemand ist ausgeschlossen; das Himmelreich öffnet seine Tore für alle Menschen guten Willens, die auf den Sohn Gottes hören und an sein Wort glauben. Auf diese Weise werden sie durch den Glauben an den Sohn Gottes gerechtfertigt, wie der Apostel Paulus im Brief an die Galater festhält (2. Lesung).

Welche Einlassbedingung gibt es für die Teilnahme am himmlischen Hochzeitsmahl, wenn die Einladung von Seiten Gottes an alle und jeden einzelnen ergeht? Die Bedingung lautet nur, dass Du oder ich oder sie oder er kommen will! Das freiwillige Ja-Wort des Glaubens zählt vor Gott, so wie man auch den Bund der Ehe nur in freiem Einvernehmen miteinander schließen kann.

Gott liebt uns, und seine Liebe ist unbedingt; er nimmt sie nicht zurück. Doch wir können auf diese Liebe verschieden antworten. Wenn wir an den Sohn Gottes glauben, „der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20), wie Paulus es formuliert, dann ist dies sozusagen das „Eintritts-Ticket“: zwar nicht für die in diesen Tagen stattfindende Europameisterschaft im Fußfall, wohl aber für das Himmelreich.

Die Krone des ewigen Lebens kann und soll auch derjenige erhalten, dessen Startbedingungen nicht optimal waren oder die während des Lebens irgendwann ins Stolpern geraten! So hören wir in der Lesung aus dem zweiten Buch Samuel von König David, der sich trotz seiner Erwählung und seiner hohen Würde als König zum Bösen verleiten ließ und schwere Schuld auf sich lud: Er beging Ehebruch mit der Frau des Hetiters Urija, und er ordnete in der Folge auch noch einen Mord an Urija an, indem er ihn im Kampf auf eine exponierte Stelle setzen ließ, wo er von den Feinden getötet werden musste. Hat David damit seine Berufung zum Königtum verspielt? Als ihm der Prophet Natan sein Unrecht bewusstmacht, da gelangt David zur Einsicht. Er bereut seine Schuld, und Gott vergibt ihm. Nur so hat er wieder Anteil an der Verheißung des Reiches Gottes.

Im Evangelium provoziert Jesus einen Skandal unter den Frommen und Selbstgerechten des jüdischen Volkes, indem er es zulässt, dass eine stadtbekannte Sünderin – also eine Prostituierte – seine Füße mit Tränen benetzt, diese küsst und dann auch noch salbt. Jesus sieht die Liebe dieser Frau, und aufgrund dieser großen Liebe sind ihr – wie er sagt – „ihre vielen Sünden vergeben“. Er fügt hinzu: „Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe.“ Ganz ausdrücklich sagt er zu dieser Frau: „Deine Sünden sind dir vergeben.“

Hier zeigt sich aufs Neue das große Mitleid und Erbarmen des Herrn, wie er es all jenen erwiesen hat, die Schuld auf sich geladen hatten. In seiner Nähe fassen sie wieder Mut und gewinnen Hoffnung; die Gnade der Umkehr eröffnet ihnen einen neuen Weg zu einem besseren Leben.

Können wir uns jetzt bequem zurücklehnen, da uns eine solche radikale Lebensänderung vermutlich nicht betrifft? Sicher nicht! Denn wir würden sonst Gefahr laufen, uns in den Kreis jener Selbstgerechten einzureihen, die sich selber besser dünken als andere und die Anstoß nehmen am Verhalten Jesu gegenüber den Sündern.

Papst Franziskus ruft uns im „Jahr der Barmherzigkeit“ zum regelmäßigen Empfang des Bußsakramentes auf. Es geht um eine Begleitung der Menschen, die sich um das Gute mühen, in Barmherzigkeit und Geduld. Wir sollen ermutigt werden, das uns mögliche Gute zu tun – denn das ist schon sehr viel! Der Papst führt in „Evangelii gaudium“ aus: „Ein kleiner Schritt inmitten großer menschlicher Begrenzungen kann Gott wohlgefälliger sein als das äußerlich korrekte Leben dessen, der seine Tage verbringt, ohne auf nennenswerte Schwierigkeiten zu stoßen.“ (Nr. 44)

Von daher ist es unsere Aufgabe, nicht hart und selbstgerecht über andere zu urteilen, sondern das eigene Gewissen zu erforschen und sich auf den Weg der täglichen Bekehrung zu begeben. Dort aber, wo uns Menschen begegnen, die weit entfernt sind von Gott und der Kirche, da brauchen gerade diese ein freundliches Wort und ein Zeichen der liebevollen Einladung, um sich so für die Gnade Christi zu öffnen. Dazu nochmals Papst Franziskus: „Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“ (Nr. 47)

Möge die heilige Jungfrau Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, uns und allen Menschen guten Willens den Weg weisen zum Herzen des Erlösers, damit sie das Heil in seiner Fülle empfangen können! Amen.