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Predigt:

Entweder - oder: Jesus verlangt eine heilige Entschiedenheit

13. Sonntag im Jahreskreis C (26.06.2016)

L1: 1 Kön 19,16b.19-21; L2: Gal 5,1.13-18; Ev: Lk 9,51-62


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was ist wichtig, wenn jemand Jesus nachfolgen will? Es geht um eine Aufgabe aller bisherigen Sicherheiten, um ein Sich-Gründen in Gottes liebevoller Vorsehung. Jesus weist darauf hin, dass der Menschensohn keinen festen Ort hat, wo er wohnt, während doch die Füchse ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester haben.

Wenn Jesus jemanden in seine Nachfolge ruft, dann bedarf es einer unbegrenzten Verfügbarkeit. Nicht mehr der eigene Wille zählt, sondern der Wille Gottes. So gewinnt der Jünger Jesu eine neue Freiheit. Weil er ganz aufgeht in der Sorge um das Himmelreich, kann er die Sorge um sich selbst abgeben und sich Gott anvertrauen.

Doch auch Entschlossenheit ist wichtig, um Jesus nachzufolgen. Er liebt keine Halbheiten. Im Evangelium dieses Sonntags treten verschiedene Menschen an Jesus heran, die sich ihm und seinen Jüngern anschließen wollen.

Da ist einer, der will Jesus nachfolgen, aber zuvor noch seinen Vater beerdigen. Wir würden sagen: Ein solcher Dienst gegenüber den verstorbenen Angehörigen ist wichtig. Doch Jesus meint, dieser Mann schiebt nur eine Ausrede vor und drückt sich vor der Entscheidung. Es sei angesagt, das Reich Gottes zu verkünden, und dazu wird ein jeder gebraucht; ein Begräbnis könnten hingegen auch andere ausrichten, denen nichts am Reich Gottes liegt.

Oder das Beispiel dessen, der sich von seinen Eltern verabschieden will, bevor er Jesus nachfolgt: Auch dies lässt Jesus nicht zu; denn der Anspruch des Reiches Gottes drängt.

Bekannt ist in diesem Zusammenhang die Aussage Jesu von dem, der „die Hand an den Pflug legt“: Wer das gute Werk bereits begonnen hat und dennoch zurückschaut, so als ob es ihn reuen und er etwas versäumen würde, der hat nicht begriffen, worauf es ankommt. Entweder – oder! Gezwungen wird niemand; alles ist freiwillig.

In der Verkündigung Jesu und in seinen Taten steht das Reich Gottes im Mittelpunkt. Dieses kommt nicht erst in ferner Zukunft, sondern es bricht jetzt an: eben mit dem Kommen Jesu. Denn der himmlische Vater hat seinen Sohn in diese Welt gesandt, damit er allen Menschen die frohe Botschaft von der Liebe Gottes verkünde.

Offene Herzen sind gefragt, die bereit sind, sich ganz auf die neue Wirklichkeit einzulassen. Es geht um einen Ausstieg aus der Logik dieser Welt, gemäß der wir an so Vieles denken und vor lauter Sorgen gar nicht zum Leben kommen. Das eine Notwendige ist das Himmelreich, welches Jesus verkündet und gegenwärtig setzt.

Ist das alles eine Utopie? Wo bleibt da der Realitätssinn? So und ähnlich könnte man fragen und sich mit den Worten „Es wird schon nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, unbeteiligt zurückziehen und so weitermachen wie bisher.

Wir könnten uns auch damit aus der Affäre ziehen, dass wir sagen: Hier hat Jesus eben bestimmte Menschen in seine besondere Nachfolge gerufen, und für diese gelten andere Bedingungen und Voraussetzungen wie für uns als „gewöhnliche“ Christen.

Aber kann das eine Ausrede dafür sein, dass wir lax und unbeteiligt sein dürfen? Braucht es nicht in der Kirche Gottes überall Menschen, die sich vom Heiligen Geist ergreifen lassen? Lässt sich die Botschaft vom Himmelreich in homöopathischen Dosen verabreichen, sodass man am Ende nicht mehr weiß, worum es geht?

Wir sollten uns den Worten des Herrn stellen! Und dies selbst um den Preis, dass wir Anstoß nehmen oder unseren Unwillen kundtun! Denn dies ist ehrlicher und bringt aufs Ganze gesehen mehr, als wenn jemand um des Friedens willen Zustimmung kundtut, es in seinem Herzen aber anders meint.

Nicht Lauheit ist gefragt, sondern Entschiedenheit für das Gute!

Wer aber ist derjenige, der so etwas von uns fordert? Es ist Christus, der Herr, der Sohn Gottes und unser Erlöser. Alles, was er uns kundtut, offenbart er aus Liebe. Denn er will uns zur ewigen Gemeinschaft mit seinem Vater im Himmel führen und uns Anteil geben am göttlichen Leben.

Jesus ist kein fanatischer Eiferer, der andere Menschen und ihre Freiheit nicht gelten lässt. Im Gegenteil! Und doch fordert er seine Zuhörer heraus, und so auch uns.

Haben wir keine Angst! Die Worte des Herrn sind auch dort, wo sie uns scheinbar überfordern, eine frohe Botschaft. Dies geht so weit, dass uns Jesus auch in unserem Unvermögen und unserer Schwachheit annimmt, wenn wir nur guten Willen zeigen. Wir sollen uns vom Heiligen Geist leiten lassen, wozu uns der Apostel Paulus in der Lesung aus dem Brief an die Galater auffordert.

In diesem Sinn dürfen wir die Fürbitte der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria anrufen. Sie hat sich ganz eingelassen auf die Nachfolge Christi, da sie im Glauben und in der Liebe mit ihm verbunden war bis unter das Kreuz. Die frohe Botschaft von der Auferstehung des Herrn hat ihr und uns allen gezeigt, dass der Glaube ein herrliches Ziel hat und dass bei Gott nichts unmöglich ist.

Der dreifaltige Gott schenke auch uns Anteil am Himmelreich, das bereits hier auf Erden seinen Anfang nimmt bei all jenen, die Jesus Christus in Glaube, Hoffnung und Liebe nachfolgen. Amen.