www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

14. Sonntag im Jahreskreis C (08.07.2001)

L1: Jes 66,10-14c; L2: Gal 6,14-18; Ev: Lk 10,1-12.17-20


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Freut euch darüber, daß eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“ Mit diesen Worten wendet sich Jesus an jene 72 Jünger, die er ausgesandt hat, damit sie ihm in die Städte und Dörfer vorhergehen, in die er selber kommen will. Die Jünger sind eben zurückgekommen, denn sie haben ihren Auftrag erfüllt und konnten in Jesu Namen viel Großes und Wunderbares wirken: Sie heilten Kranke, verkündeten das Evangelium vom Reich Gottes und trieben Dämonen aus. Es ist verständlich, daß sie nun bei ihrer Rückkehr voll Freude von ihren Erfahrungen und Erlebnissen erzählen. Sie sind stolz auf ihre „Erfolge“.

Jesus hört sich das alles geduldig an. Dann aber belehrt er sie darüber, daß sich die Jünger all das Große nicht selber zuzuschreiben haben. Sie sind ja gesandt worden und haben in der Vollmacht dessen gewirkt, der ihnen den Auftrag gegeben hat. Ihre Kraft kommt von Gott allein. Der himmlische Vater hat im Heiligen Geist seinen Sohn in diese Welt gesandt; und der Sohn – Jesus Christus – sendet die aus, die er erwählt hat: die Apostel, die Jünger sowie alle, die an sein Wort glauben. Die Jünger dürfen jetzt nicht beim Äußeren stehenbleiben, so großartig ihr Wirken auch war. Wesentlich ist nicht, daß ihnen die „Geister gehorchen“, sondern daß sie von Gott geliebt und erwählt sind, daß sie berufen sind, ins Reich Gottes einzutreten, daß ihre Namen „im Himmel verzeichnet sind“.

Liebe Brüder und Schwestern! Von uns hat niemand die Gabe der Krankenheilung und des Wirkens von Wundern erhalten – und wenn dies so wäre, dann müßte dies von der Kirche erst geprüft werden –, wir dürfen aber die Worte Jesu an die Jünger in gewissem Sinn auch auf uns anwenden, wenn er sagt: Freut euch, daß eure Namen im Himmel verzeichnet sind!

Gottes Wille ist unser Heil, unsere Rettung. Dazu ist ja der Sohn Gottes Mensch geworden, und dafür ist er gestorben und auferstanden, um uns zu erlösen von allem Bösen. Unsere Welt ist keine „heile“ Welt: es gibt die Sünde, das Leid, den Tod. Doch die Macht des Bösen ist ein für allemal gebrochen durch das Heilswerk des Erlösers, das er in Macht und Herrlichkeit vollenden wird, wenn er wiederkommt am Ende der Zeiten. Auch uns wurde das Reich Gottes verkündet, und wir sind bereits eingetreten in dieses durch die heilige Taufe, die wir empfangen haben. Freuen wir uns also, daß wir gleichsam jetzt schon „Himmelsbürger“ sind! Im Glauben gehören wir zu Jesus Christus, und diese Gemeinschaft verbindet uns auch untereinander in der von Christus gestifteten und vom Heiligen Geist geleiteten Kirche.

Blicken wir noch einmal zurück auf die zweiundsiebzig Jünger, die Jesus ausgesandt hat! Welche Aussichten hat ihnen Jesus gegeben? Durften sie mit vorbehaltloser Anerkennung von Seiten der Menschen rechnen? Keineswegs! Die einen würden das Wort Gottes annehmen, die anderen es ablehnen und womöglich auch die Boten des Evangeliums schlecht behandeln. Der Jünger steht nicht über seinem Meister. Wie sie ihn verfolgt haben, so werden auch seine Jünger verfolgt werden. Wie sein Wort Aufnahme findet, so dürfen auch die Verkünder des Evangeliums Gehör und Annahme erwarten.

Wir alle, liebe Brüder und Schwestern, sollen durch unser Leben Zeugen der frohen Botschaft des Glaubens sein, die uns anvertraut worden ist. Es gehört mitunter Mut und  Zivilcourage dazu, sich zum Glauben zu bekennen, wo dies aufgrund sogenannter „political correctness“ nicht erwünscht ist. Wenn wir aber nicht eintreten für die Werte, die uns als Christen verbinden, wer wird dann unsere Gesellschaft gestalten? Eine „Zivilisation der Liebe“ läßt sich nur aufbauen auf dem Fundament des christlichen Glaubens, der nicht nur mit den Lippen bekannt wird, sondern auch in die Tat umgesetzt werden soll. Glaube und Leben müssen eine Einheit bilden!

Haben wir keine Angst, denn Gott ist bei uns. Seine Liebe trägt uns und wirkt in den Herzen der Menschen, die Gott im Heiligen Geist anruft, seine Botschaft im Glauben anzunehmen.

Rufen wir die Fürbitte der seligen Jungfrau Maria an! Sie hat durch ihren stillen Dienst, durch ihre Liebe und Güte gegenüber allen Menschen, durch ihre Entschiedenheit im Glauben und ihre Standhaftigkeit im Leiden ein erstrangiges Glaubenszeugnis gegeben. In gewisser Weise ist sie die „erste Schülerin“ des Herrn geworden, weil sie das Wort Gottes gläubig angenommen und im Herzen bewahrt hat. Reiche Frucht konnte das ewige Wort Gottes aus ihr bringen, da sie den Sohn Gottes im Glauben empfing, in unversehrter Jungfräulichkeit gebar und allezeit den Willen Gottes erfüllte.

Ihr vertrauen wir den Glauben in unserem Land an: Mögen wir aus den Quellen der göttlichen Liebe Kraft schöpfen für unser Leben und einst erfahren, welche Freude es ist, daß unsere Namen im Himmel verzeichnet sind! Amen