www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

18. Sonntag im Jahreskreis C (05.08.2001)

L1: Koh 1,2; 2,21-23; L2: Kol 3,1-5.9-11; Ev: Lk 12,13-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn wir einen Menschen fragen würden: „Willst Du unglücklich sein?“, so würde er – wenn er nur einigermaßen versteht, was damit gemeint ist – auf keinen Fall mit „Ja“ antworten. Das Streben nach Glück und Zufriedenheit, ja nach Seligkeit ist uns so sehr ins Herz gelegt, daß wir gar nicht anders können als das zu wollen und zu ersehnen, was unser Herz zur Ruhe kommen läßt im Glück der Erfüllung und Vollendung unseres Lebens.

Freilich – worin die einzelnen Menschen ihr ganz persönliches Lebensglück zu finden meinen, da gibt es große Unterschiede. Für den einen ist Reichtum das Höchste und einzig Entscheidende. Das Evangelium vom heutigen Tag gibt uns dafür ein bezeichnendes Beispiel. Der reiche Mann ist ganz davon eingenommen, wie er seine Güter am besten verwalten kann und denkt an nichts mehr anderes. Er vergißt die Not der Mitmenschen und verschwendet keinen Gedanken an Gott und die Ewigkeit. Die Worte Gottes sind hart, die diesem Mann gelten: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“ Eine drängende Frage – denn niemand kann hier auf Erden ewig leben. Spätestens im Tod sind wir alle einander gleich.

Andere Menschen sehen in Macht und Einfluß das höchste aller Güter. Andere wiederum wollen angesehen sein, wollen bekannt und berühmt sein. Es gibt auch Menschen, die sich in den Rausch der Sinne flüchten und alles mögliche versuchen, um ihre Triebe zu befriedigen. Doch hier folgt der ungehemmten Lust bald der Frust, und der Mensch erkennt oft zu spät, daß er sich durch seine Süchte und Leidenschaften nur selbst zugrunde gerichtet, aber keine wahre Erfüllung gefunden hat.

Aber, liebe Brüder und Schwestern, wenn all das keine wahren und letzten Güter sind – worin besteht nun das eigentliche Ziel des Menschen, was kann sein dauerhafter Lebensinhalt sein, der ihm auch letzte Erfüllung, letztes Glück ermöglicht? Der Mensch ist ein Wesen in der Einheit von Leib und Seele. Seine Seele ist unsterblich und kann nur durch ewige Güter Erfüllung finden. Wir alle sehnen uns nach der Entfaltung unserer geistigen Fähigkeiten. Diese sind oft sehr begrenzt. Auch die gescheitesten Menschen kommen an kein Ende mit ihren Fragen und begreifen letztendlich nicht viel. Wir sehnen uns danach, wirklich geliebt zu werden. Die Erfahrung von Freundschaft, Liebe und Geborgenheit ist unerläßlich für unser Leben. Aber letzte Erfüllung können Menschen in der zwischenmenschlichen Liebe auch nicht finden. Sie spüren: Es gibt noch Größeres, was unser Herz ersehnt!

Welche Antwort gibt uns nun der Glaube auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens. „Wozu sind wir auf Erden?“ Der heilige Augustinus sagt zu Gott: „Du hast uns auf dich hin erschaffen; und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“ (Conf. I 1). Tatsächlich kann nur der unendliche Gott selber – seine Erkenntnis, seine Liebe – unserem Herzen genügen! So groß hat der ewige, allmächtige und gütige Gott den Menschen erschaffen, daß wir unser Glück und unsere Seligkeit nur in ihm allein finden können.

Aber – so fragen wir vielleicht etwas bange – ist dieses Glück nicht zu groß für uns? Können wir das ewige Ziel der Anschauung Gottes, der Gemeinschaft mit ihm, jemals erreichen? Wenn wir nur auf unsere eigenen und natürlichen Kräfte schauen, so müssen wir sagen: Nein. Doch eben dazu ist der Sohn Gottes Mensch geworden und hat uns durch sein Leiden und Sterben erlöst von der Sünde und allem Bösen, damit wir den Weg zu Gott, unserem Vater, finden und gehen können. Jesus Christus sagt, daß er selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Wer ihn sieht, der sieht den Vater!

Haben wir also Mut und Vertrauen! Der gütige Gott kennt auch für uns einen Weg, wie wir das Ziel des ewigen und seligen Lebens bei Gott erreichen können. Jedem, der von Herzen sucht und strebt, gibt Gott seine Gnade. An uns liegt es, daß wir diese Hilfe Gottes nicht zurückweisen.

Leben wir unserer Berufung getreu, erweisen wir uns der Gnad würdige, die wir bereits in der heiligen Taufe empfangen haben. Lassen wir uns von der heiligen Gottesmutter Maria an der Hand nehmen, die uns als ihre Kinder einst im Himmel sehen möchte in der Gemeinschaft aller Heiligen, wo wir Gott loben und preisen dürfen in alle Ewigkeit. Nochmals soll der heilige Augustinus zu Wort kommen: „Dann werden wir feiern und schauen, schauen und lieben, lieben und preisen. Ja, so wird es am Ende ohne Ende sein. Denn was für ein Ziel haben wir, wenn nicht das, zum Reich zu gelangen, das kein Ende haben wird?“ (civ. 22,30) Amen